Wer die offizielle Version nicht glaubt ...
von Michael Winkler
Wer erinnert sich nicht an den 11. September 2001? «Die Twin Towers in New York sind eingestürzt, nachdem Flugzeuge reingerast sind», lautete die Meldung. Im ersten Moment eine unfassbare Vorstellung, galt doch gerade das Festland der USA als angriffssicher. Terroristen kapern Flugzeuge und fliegen sie in Machtzentren der USA – unvorstellbar im ersten Moment.
Um jeden Schauplatz, sei es nun das World Trade Center, das Pentagon oder die abgestürzte Maschine in Shanksville rankten sich die Gerüchte. Es tauchten noch am selben Tag Fragen auf, die an der offiziellen Version zweifeln liessen.
Wozu Geheimdienste?
Nach den schockierenden Meldungen über die knapp 4000 Todesopfer in New York machte sich bei vielen Skepsis breit. Irgendetwas konnte da nicht stimmen. Wozu gibt es in den USA die CIA, die scheinbar alles zu wissen scheint, was im Hintergrund läuft??Hat man nicht schon seit Längerem vor Al-Kaida gewarnt??Wie konnten dann 19 Islamisten nur mit Messern und Pfefferspray bewaffnet ein Inferno auslösen und die USA in die Knie zwingen? Und das in jenem Land, das für die eigene?Sicherheit wohl so viel Geld ausgibt wie kein anderes?
Eine vor drei Jahren durchgeführte WorldPublicOpinion-Umfrage mit mehr als 16?000 Teilnehmern zeigte, dass nur in neun von 17 Ländern eine Mehrheit davon überzeugt war, dass Al-Kaida die Anschläge verübte. In Jordanien glauben laut einer aktuellen Umfrage nur noch 22 Prozent, dass die Terroristen Araber waren. Vor fünf Jahren waren es fast doppelt so viele. In Pakistan sind es zwölf und in der Türkei gar nur neun Prozent. Die meisten US-Bürger glauben heute, der Ausland-geheimdienst CIA habe vorher von der Anschlagplanung gewusst. Die Zugriffe auf populäre Verschwörungsseiten verdreifachten sich 2006.
Die Öffentlichkeit wurde getäuscht
Alle Verschwörungstheorien gehen davon aus, dass die Terroranschläge dieses Tages von Regierungs- und Geheimdienst-Vertretern der USA absichtlich zugelassen oder geplant und durchgeführt wurden. Das Aufdecken dieser Hintergründe werde von westlichen Massenmedien durch Informationskontrolle oder Selbstzensur verhindert und die Öffentlichkeit werde bewusst getäuscht. Vertreter solcher Theorien bezeichnen die amtlichen Untersuchungsergebnisse ihrerseits als unbewiesene Verschwörungstheorie.
Die Begründung erfolgt stets mit dem Cui-Bono-Argument: Wem die Anschläge nützten, der müsse auch hinter ihnen stecken. Sie bezeichnen die Anschläge meist als «inside job» (von innen durchgeführte Tat) und machen damit Angehörige der damaligen US-Regierung und untergeordnete Behörden mindestens mitverantwortlich. Der Nutzen sei die folgende Zustimmung der US-Bürger für die längst geplanten Kriege im Irak und in Afghanistan sowie die erhöhten Rüstungsaufträge, die schärferen Personenkontrollen in den USA?selbst gewesen.
Politisches Stilmittel
Sie halten ein solches Regierungsverbrechen «unter falscher Flagge» am eigenen Volk für wahrscheinlicher als ein Versagen der zuständigen Sicherheitsbehörden und lehnen den Verweis auf deren mangelnde und falsche Vorbereitung auf die Anschläge als «Inkompetenz»- oder «Überraschungstheorie» ab. Vielmehr spielen für die Skeptiker der Al-Kaida-Version geostrategische Überlegungen der USA eine grosse Rolle. In einem Strategiepapier des neokonservativen Think Tank PNAC heisst es schon im Jahr 2000, dass die USA nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Hegemonie im Mittleren Osten – vor allem durch die Sicherung der Erdölreserven – sicherstellen soll. Für neue Raketensysteme müsste dazu das Militärbudget aufgestockt werden. Da der Kongress immer noch die Budgethoheit hat, brauche es «ein katastrophales und beschleunigendes Ereignis – wie etwa ein neues Pearl Harbor». Wie man auch immer zu den Verschwörungstheorien stehen mag: Dass der Kongress die finanziellen Mittel für die folgenden Einsätze sprach, ist eine Tatsache.
Auch um den Angriff der Japaner auf Pearl Harbour ranken sich solche Verschwörungstheorien. So glauben einige Vertreter, dass auch diese Operation von den USA selbst eingefädelt wurde, um vor dem Volk den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg zu rechtfertigen. Auch Hitler hatte beim «Polenüberfall» im September 1939 einen Anschlag von Polen an der deutschen Grenze inszenieren lassen, um den Einmarsch zu legitimieren.
Die Kunst, Menschen in den Bann zu ziehen
Die Ereignisse vom 11. September aus der Sicht der Verschwörungstheoretiker zu beobachten, ist in jedem Fall spannend. Die Menschen werden von solchen Theorien in den Bann gezogen und es ist schwierig, die Kritik zu widerlegen. Meist müsste man dazu technisches und hintergründiges Wissen besitzen, das ein Durchschnittsbürger nun mal nicht hat. Wer die Verschwörungsvideos im Internet ansieht, bekommt auf jeden Fall eine andere Sicht der Dinge. Was nun wirklich die Wahrheit ist, lässt sich schwer beweisen. Das ist die Kunst der Verschwörungstheorien: Sie ergänzen sich mit ihrer eigenen Logik, sind für Laien gut verständlich und plausibel. So nährt sich eine neue Wahrheit.
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