Wenn die Seele traurig ist
Bei einer Depression handelt es sich nicht um einen Durchhänger von einigen Tagen oder um eine schlechte Phase von ein paar Wochen. Die Depression ist eine Krankheit mit psychischen und körperlichen Symptomen, die den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigt. «Man kann davon ausgehen, dass in Liechtenstein rund 5000 Personen an einer Depression erkrankt sind. Das ist in etwa ein Sechstel der Wohnbevölkerung», informiert Matthias Brüstle, Psychologe und Leiter des Liechtensteiner Bündnisses gegen Depression.
Ein wichtiges Thema
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, dass Depressionen im Jahr 2020 nach den Herz-Kreislauf-Krankheiten weltweit den zweiten Platz in der Krankheitsstatistik einnehmen werden. Das Thema und der aktive Umgang damit seien somit sehr wichtig, betont Matthias Brüstle. «Wir müssen etwas gegen diese Entwicklung unternehmen», führt er weiter aus. Diese Forderung stellt der Psychologe nicht zu unrecht. «Eine Depression zieht weite Kreise. Neben dem Erkrankten betrifft sie auch Angehörige, Arbeitgeber und das weitere Umfeld», erklärt er. So geht man beispielsweise davon aus, dass die Erkrankung derzeit die häufigste Ursache für Erwerbsunfähigkeit ist. Des Weiteren sollen rund 70 bis 80 Prozent der Suizide im Rahmen einer depressiven Erkrankung erfolgen – Zahlen, die alarmieren.
Meist erfolgt keine Behandlung
Laut Matthias Brüstle sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung gut. «Im Idealfall wird die Krankheit früh erkannt und es erfolgt eine qualifizierte Therapie.» Nach Angaben der WHO wird jedoch nur circa die Hälfte aller schweren Depressionen behandelt. Meist versuchen viele Betroffene, ihre Krankheit zu vertuschen, weil sie sich dafür schämen oder schuldig fühlen. Im Gegenzug wird die Krankheit von behandelnden Ärzten oftmals nicht erkannt. Dies ist nach Informationen der WHO bei rund einem Viertel der Patienten der Fall.
Der mündige Patient
«In Bezug auf die Behandlung propagiere ich das Konzept des ‹mündigen Patienten›», erklärt Matthias Brüstle. Mit diesem Konzept sei gemeint, dass jemand, der sich bei einem Behandler nicht gut aufgehoben fühlt, auf jeden Fall einen anderen aufsuchen sollte. «Der ‹mündige Patient› muss aber auch aufgeschlossen und motiviert sein und hat sich an Behandlungsvereinbarungen zu halten», führt er weiter aus. Dies gelte sowohl für den psychotherapeutischen, den psychopharmakologischen wie auch den soziotherapeutischen Bereich. Schliesslich findet die Therapie einer Depression auf mehreren Ebenen statt und sowohl Fachpersonen als auch Patient müssen ihren Beitrag leisten. (sb)
Weitere Informationen zum Thema unter www.buendnis-depression.li