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Weitaus mehr als ein «Pflästerliverteiler»

Seit 1993 ist Gerhard Potetz ein unverzichtbares Mitglied im Samariterverein Liechtensteiner Unterland. Dieses ehrenamtliche Hobby ist für den engagierten Eschner ein fester Bestandteil in seinem Lebensalltag und weitaus mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung.

Als «selbstlos helfende Menschen» werden Samariter im Wörterbuch definiert. Sie helfen Hilfsbedürftigen, ohne eine Belohnung zu erwarten. Der Samariterverein Liechtensteiner Unterland hat 44 aktive Mitglieder, um solche Hilfeleistungen zu erlernen, zu üben und zu praktizieren. Einer von ihnen ist der zielstrebige Gerhard Potetz. Seit 19 Jahren ist er mittlerweile im Verein tätig und besucht regelmässig die Übungen im Samariterlokal. Dabei erlernte er die lebensrettenden Sofortmassnahmen, verschiedene Erste-Hilfe-Massnahmen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Rettungsorganisationen.

1995/96 liess sich Gerhard Potetz zum Samariterlehrer weiterbilden und absolvierte die benötigten Kurse erfolgreich. Ebenfalls liess er sich zum Transporthelfer und Betriebssanitäter ausbilden. Seit mittlerweile zwölf Jahren ist der engagierte Eschner als Leiter im Sa­mariterverein tätig. Zu seinen anspruchsvollen Aufgaben gehören die Kurskoordination, die Übungsvorbereitung in Zusammenarbeit mit seinen Samariterlehrerkollegen, die Kursleitung sowie die Verwaltung des Kursmaterials.

Den Jungen das Wissen weitergeben

Als einer der fünf ausgebildeten Samariterlehrer im Verein hat sich Gerhard Potetz auf die Nothilfekurse, Firmenkurse sowie die BLS/AED-Kurse (Basic Life Support und Automatisierter Externer Defibrillator) spezialisiert. Vor fünf Jahren wurde er gebeten, beim SV Sennwald als Samariterlehrer auszuhelfen. Seitdem ist er beim SV Sennwald als TK- und Kursleiter tätig. Ebenfalls ist er Referent beim WBI in Schaan und für die internen Polycom-Funkkurse im Verein zuständig. «Ich möchte den Leuten die Erste Hilfe sowie die Sicherheit näherbringen. Mein Ziel ist es, dass ich ihnen etwas beibringen kann», erklärt er seine Ambitionen.

Ihm ist es auch ein Anliegen, Grundkurse mit Partnerorganisationen wie etwa der Feuerwehr oder dem Zivilschutz durchzuführen. Er selbst ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Eschen tätig und sieht daher die Zusammenhänge umso besser. Zum Samariterverein kam Gerhard Potetz durch das Rote Kreuz. Dort engagierte er sich bereits vor Jahren und fand Gefallen an den helfenden Tätigkeiten. So war er auch für den Bevölkerungsschutz tätig, bevor er zum Samariterverein stiess.

Ansteckende Freude

Mittlerweile ist der Samariterverein weitaus mehr als ein Hobby für den Familienvater. Er führt sein Amt mit viel Freude aus, «sonst funktioniert es nicht», erklärt er seine Motivation. Der Samariterverein hat einen festen Platz im Leben von Gerhard Potetz. Auch durch die Betreuung der Vereins­homepage, welche er grossteils in den Abendstunden von zu Hause aus umsetzt, ist der Familienalltag von seiner Leidenschaft bestimmt. Diese Faszination hat längst auf die ganze Familie übergegriffen. So ist auch seine Frau Cornelia im Samariterverein tätig, und seine älteste Tochter Désirée ist inzwischen ebenfalls ausgebildete Samariterlehrerin. Désirée, Tatjana und Patrick, die drei Kinder von Gerhard Potetz, besuchten seit der Gründung der Help-Jugendsamariter Liechtenstein die Vereinsübungen.

Sie alle wurden buchstäblich vom «Samariterfieber» angesteckt und liessen sich während vier Jahren vom schweizerischen Samariterbund zu Help-Jugendleitern ausbilden. Das Help-Motto «Helfen, erleben, lernen, Plausch» wird daher in der Familie Potetz seit Jahren praktiziert und gelebt. «Gezwungen habe ich niemanden dazu», lacht der Familienvater, und dennoch ist ihm bewusst, dass seine Kinder mit den Samaritern aufgewachsen sind. Viel erfolgreicher  war jedoch die ansteckende Freude, welche auf seine Schützlinge ebenso wie auf die Lernenden in den zahlreichen Kursen übergreift.

«Eine wichtige Aufgabe»

Trotz aller Anstrengungen für den Verein sind seine Tätigkeiten beim Samariterverein Liechtensteiner Unterland und dem SV Sennwald auch ein Ausgleich zu seiner Arbeit. So kann er die nötigen Synergien aus den Vereinstätigkeiten und seinem Beruf als Hauswart nutzen und gleichzeitig abschalten. Ansonsten hält sich Gerhard Potetz gerne beim Training im Fitnesshaus oder in der freien Natur fit. Sein Leben als Samariter trägt zu allen anderen Lebensbereichen etwas bei. So wirkt sich diese Tätigkeit auch auf seine Arbeit, seine Familie sowie auf die Vereinstätigkeit bei der Feuerwehr aus.

Doch dies wird ihm nicht etwa zu viel, sondern ganz im Gegenteil freut sich Gerhard Potetz, wenn er so viele Menschen wie möglich für die Nothilfe sensibilisieren kann. «Dies ist in meinen Auge eine wichtige Aufgabe und es wäre mein Wunsch, dass dies noch mehr Leuten bewusst wird.» So freut sich er sich sehr über den Vereinszuwachs durch junge Mitglieder. Denn besonders Nachwuchs ist beim Samariterverein gesucht. Ihm ist jedoch bewusst, dass der hohe Anteil an Pflichten nebst all den Rechten auch abschreckend sein kann. Es bedeutet eine grosse Verantwortung, als Samariter zu handeln – und als Samariterlehrer das nötige Know-how an die Vereinsmitglieder sowie externe Interessierte weiterzugeben. Es ist ihm äussert wichtig, auch Laienhelfer gut auszubilden. Denn Alarmieren, Bergen und lebensrettende Sofortmassnahmen sollten von jedem Menschen situationsgerichtet angewendet werden können. Dies zu erlernen und zu üben, trägt viel zur Nothilfe und so einiges zur Sicherheit eines jeden einzelnen Menschen bei.

Im Jahr 2002 verbrachte Gerhard Potetz eine Woche an der Expo in der Westschweiz und leistete dort Postendienst. Dies war eine sehr eindrückliche und lehrreiche Woche für ihn.

Mit viel Fingerspitzengefühl ans Werk gehen

So müssen die Richtlinien des Schweizerischen Samariterbundes stets eingehalten und hinterfragt werden. Denn selbst die Erste-Hilfe-Massnahmen werden laufend angepasst, vereinfacht und neue Richtlinien werden erarbeitet. «Wir sind kein Pflästerliverein!», begründet er die vielen technischen Einzelheiten, welche stets berücksichtigt werden müssen.

Doch neben all den technischen und fachkundigen Massnahmen zählt vor allem beim Postendienst stets etwas: die psychologische Hilfe. Denn ohne Einfühlungsvermögen und Verständnis schmerzt eine Wunde auch mit Pflaster noch. Dessen ist sich Gerhard Potetz stets bewusst und nimmt sich daher gerne Zeit für seine Patienten und kümmert sich auch auf menschlicher Ebene um sie. Einer seiner Grundgedanken ist: «Ein jeder von uns ist verpflichtet, den Mitmenschen Nothilfe zu leisten. Dies sollten wir in unserer oft viel zu hektischen Zeit nicht vergessen.» (mp)

 

Steckbrief

Name: Gerhard Potetz

Wohnort: Eschen

Alter: 50+

Beruf: Hauswart

Hobbys: Wandern

Leibspeise: Nanas Käsknöpfle

Getränk: Mineralwasser

Lektüre: Landeszeitungen

Motto: «Es geht immer weiter»

Schwäche: nachtragend

Sauer oder süss: süss

Stadt oder Land: Land

 

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