Noch keine Lehrstelle? Keine Panik!
In der Region Liechtenstein und Werdenberg sind noch über 260 Lehrstellen nicht besetzt. Schulabgänger haben also noch gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz ? und falls es trotz allem nicht klappen sollte, ist auch dies kein Grund zur Panik.
Die Lehrstellensuche geht in die entscheidende Phase. Bereits ein Grossteil der Liechtensteiner und Werdenberger Jugendlichen haben einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Für alle anderen heisst es noch einmal richtig Gas geben und sich ins Zeug legen. Und es sieht gut aus: Aktuell sind in der Region noch rund 260 Lehrstellen nicht besetzt, und auch die Auswahl ist kaum eingeschränkt. Vom Landwirt über Heizungsinstallateur bis zum Motorradmechaniker sind noch freie Stellen in mehr als 50 Berufen ausgeschrieben.
Besonders viele Lehrlinge werden zurzeit noch in den Bereichen Bau und Detailhandel sowie in der Industrie gesucht. Zimmerleute, Maler und Maurer sind also ebenso gefragt wie Verkäufer, Anlagenführer und Automatiker. Eher schwierig mit der Lehrstellensuche wird es jedoch für all jene, die gerne Informatiker, Kaufmann oder Polymechaniker werden möchten, denn diese Berufe sind besonders beliebt.
Ein Viertel noch ohne Vertrag
Auch wenn viele Jugendliche bereits einen Lehrvertrag in der Tasche haben ? rund ein Viertel der Schulabgänger hatte bisher noch nicht so viel Glück. Wer zu jenem Viertel gehört, sollte aber keine Panik schieben. Zum einen sind momentan noch genügend freie Lehrstellen vorhanden. Zum anderen wäre es falsch, aufgrund eines vermeintlichen Zeitdrucks den erstbesten Job anzunehmen. «Ruhe bewahren und noch einmal alles geben», lautet die Devise. Vielleicht sollte man auch seinen Berufswunsch noch einmal überdenken und die Bewerbungsunterlagen überarbeiten (siehe Seite 13). Ausserdem kann es nicht schaden, sich bei der Berufs- und Laufbahnberatung in Werdenberg oder dem Amt für Berufsbildung und Berufsberatung in Schaan eine zündende Idee zu holen.
Mehr Zeit erwünscht
Natürlich ist es nicht immer einfach, Ruhe zu bewahren ? vor allem nicht wenn die Schulkameraden bereits stolz ihre Ausbildungsverträge präsentieren und die Eltern und Lehrer Druck machen. Mittlerweile wird von Jugendlichen erwartet, dass sie ihre berufliche Zukunft so schnell wie möglich regeln. Ein Umstand, der bedenklich stimmen sollte. «Lehrverhältnisse werden heute zum Teil zu früh eingegangen. Diese Entwicklung beobachte ich mit Sorge, da für eine gute Berufswahl genügend Zeit und eine gewisse Reife unabdingbar sind», meint zum Beispiel Peter Jehli-Kamm, Leiter der Berufs- und Laufbahnberatung Werdenberg.
Und auch Werner Kranz, Leiter des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung, sieht dies ähnlich: «Wir vom Amt würden uns wünschen, dass die Betriebe den jungen Leuten mehr Zeit für die Berufswahl geben, sind sie doch während der 8. Klasse stark gefordert: Pubertät, schulischer Einsatz für gute Noten, Berufswahlprozess und Schnupperlehre.» Langfristig sollten Unternehmen, Gesellschaft und auch Politik also darüber nachdenken, ob man den Bewerbungsprozess nicht ein wenig zurückversetzen sollte. Nur so kann man den Druck von den Jugendlichen nehmen und ihnen eine echte Chance bieten, sich intensiver mit ihrer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen.
Wenns nicht klappen will
Rein statistisch gesehen wäre es hier in der Region leicht, eine Lehrstelle zu finden ? jährlich bleiben immer einige unbesetzt. Trotz des grossen Angebots gibt es jedoch jedes Jahr immer eine Handvoll Schulabgänger, die keinen Ausbildungsvertrag ergattern konnten. Wer bis Ende Sommer noch keine Lehrstelle gefunden hat, sollte jedoch nicht verzweifeln. Es gibt genügend Zwischenlösungen, mit denen sich ein Jahr problemlos überbrücken lässt. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, das 10. Schuljahr oder das Berufsvorbereitungsjahr zu besuchen oder aber man kann eine Vorlehre in Angriff nehmen. In bestimmten Fällen sind natürlich auch klassische Lösungen wie ein Hauswirtschaftsjahr, eine Au-Pair-Stelle oder ein Sprachaufenthalt mögliche Varianten.
Sich Hilfe holen
Oftmals erweist sich ein Zwischenjahr nicht nur als reine Notlösung, sondern als echte Chance. «Es kann dazu genutzt werden, sich vertieft Gedanken über mögliche Berufsfelder zu machen. Ausserdem besteht die Möglichkeit, fehlenden Schulstoff aufzuarbeiten und die Arbeitsrealität näher kennenzulernen», gibt Werner Kranz Auskunft. Wichtig sei hierbei vor allem, dass Zwischenlösungen individuell zugeschnitten sind ? hier lohnt sich ein Besuch beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) oder bei der Berufs- und Laufbahnberatung in Werdenberg (BLB).
Überhaupt kann ein Besuch des ABB oder derBLB nicht schaden ? wer bisher noch keine Lehrstelle gefunden hat, sich seiner beruflichen Zukunft unsicher ist oder Schwierigkeiten hat, sich für einen Beruf zu entscheiden, sollte nicht zögern und sich Hilfe holen. Beide Stellen unterstützen jugendliche Ratsuchende und ihre Eltern und stehen jederzeit für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügung. (sb)