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Literatin und Musikerin mit «goldigem Chrönli»

Die Ruggeller Kindergärtnerin Rahel Malin darf sich seit knapp zwei Wochen mit einer prestigeträchtigen Auszeichnung schmücken. Für die CD zu ihrem Kinderliederbuch «Strubilemutz und Joggilema. Kinderliader und Vers» bekam sie den Schweizer Preis «S?Goldig Chrönli» verliehen.

Angefangen hat eigentlich alles vor rund 17 Jahren, als Rahel Malin den Bündner Liedermacher Linard Bardill kennenlernen durfte. Sie befand sich in der Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und der fünffache «Chrönli»-Gewinner kam an die Pädagogische Hochschule, um seine Kinderlieder zu präsentieren. Die CDs mit den Kinderliedern liefen von dort ab rauf und runter und ein ums andere «Goldig Chrönli»-Album wurde gekauft. In Malin begann der Wunsch zu reifen, ein Buch mit Kinderliedern im Dialekt ihres eigenen Landes zu machen, denn so etwas gab es bis dahin nicht. Wollte man im Dialekt singen, musste man sich mit der Schweizer Mundart begnügen. Hinzu kam die Tatsache, dass viele der Kinderlieder, mit denen die Ruggellerin aufgewachsen ist, den Kindern überhaupt nicht mehr bekannt waren. Das war dann auch der endgültige Anstoss, selbst dafür zu sorgen, dass sich dieser Umstand ändert.
Die Idee für ein Kinderlieder- und -versbuch spukte der Autorin also schon lange durch den Kopf, doch durch den Alltag als Kindergärtnerin blieb irgendwie nie genug Zeit, dieses auch zu realisieren. Im Frühjahr 2011 fragte Malin schliesslich beim Schulamt um ein Jahr unbezahlten Urlaub an, dieser wurde ihr gewährt, und dann gab es kein Halten mehr. «Ich wusste, dass ich das Jahr so gut wie möglich nutzen muss, weil es eine unendliche Chance ist. Diese Zeit durfte ich nicht vergeuden», erläutert sie ihren Ansporn.

Reise in die eigene Kindheit

Nachdem Rahel Malin die Projektbeschreibung bei verschiedenen Stiftungen eingereicht hatte, ging es gleich an die Recherchearbeit. «Es war schwierig, die alten Lieder zu finden. Da musste man sich schon an Experten wenden», erklärt die Ruggellerin. Unter anderem waren hier Josef Frommelt, Theres Büchel und Hansjakob Falk ihre Informationsquellen. Das Archiv des Schulamtes entpuppte sich ebenfalls als Fundgrube: Sie fand dort einen Sammelband mit vielen Gedichten und Liedern. Aber auch Freunde und Kollegen wurden nach Kinderliedern, Abzählreimen und Versen aus ihrer Kindheit gefragt. Die Suche nach alten Liedern im Dialekt führte sie sogar ins Altersheim. «Strubilemutz und Joggilema» ist nicht zuletzt auch eine Reise in Malins eigene Kindheit: «Meine Mama erzählt immer, dass ich gesungen habe, bevor ich sprechen konnte», erklärt sich die Kindergärtnerin ihre Faszination für alles, was mit Musik zusammenhängt. Daran, dass ihre Tochter eine preisgekrönte Kinderliederbuchautorin ist, ist Mama Malin nicht ganz unschuldig: «Bei uns zu Hause war immer Musik zu hören. Wenn Mama lauthals in der Küche sang, dachte ich, sie würze damit das Essen. Da ich beim Kochen oft dabei war und meine Mama einen riesigen Gewürzschrank voller Lieder besitzt, erlernte ich ein grosses Repertoire an Kinder- und Volksliedern», beginnt sie das Vorwort ihres eigenen Kinderliederbuches.

Alles aus einer Hand

Malin begann im Anschluss an die «Sammelaktion» jene Inhalte, die ihr besonders erhaltenswert und geeignet erschienen, herauszufiltern. «Bei einigen Gedichten hatte ich keine Melodievorlage ? hier habe ich selbst die Melodien geschrieben.» Doch nicht nur einige Songs stammen aus der Feder der Kindergärtnerin, sondern auch für die Illustration sowie die Vertonung des Kinderbuches zeichnet sie verantwortlich. «Besonders stolz bin ich darauf, dass ich von der Idee bis hin zur Abklärung von Medienrechten alles selbst gemacht habe ? obwohl das streckenweise schon ein Riesenaufwand bedeutete», erklärt Malin. Hätte sie gewusst, was da alles auf sie zukommt, hätte sie sich die ganze Sache vielleicht noch einmal überlegt, fügt sie leise schmunzelnd an.

Zielpublikum ? optimale Kritiker

Die Kindergärtnerin hatte quasi ein perfektes Testpublikum zur Hand, und das nutzte sie. Die Lieder, die von den Kindern sofort mitgesungen wurden und die Bilder, bei denen sie grosse Augen bekamen, schafften es ins Buch. «Kinder sind offen, spontan und ehrlich. Das erfrischt und hält jung», zeigt sich die Kindergärtnerin begeistert von ihrer Arbeit. Am Ende haben 19 Lieder und 21 Verse beziehungsweise Spiele den Test bestanden. Die wurden nicht willkürlich platziert, sondern folgen zum einen dem Jahreskalender, zum anderen dem natürlichen Tagesrhythmus der Kinder. Angefangen mit dem Neujahrsvers «Trip und trap und trimmile» bis zum Nikolauslied «I wünsch dr a guats neus Johr», gefolgt vom Gute-Nacht-Lied «Müüsle, gang gi schlofa» zum Abschluss.

Zum ersten Mal im Tonstudio

Als schliesslich klar war, welche Lieder und Verse es ins Buch und auf die CD schaffen würden, führte der Weg ins Tonstudio von Stefan Frommelt in Balzers. Für die Vertonung ihrer Kinderlieder griff die Autorin und Komponistin auf Musiker aus ihrem Umfeld zurück. Sie selbst kam als Kind in den Genuss einer musikalischen Früherziehung, sang im Kinderchor und lernte Instrumente wie Akkordeon, Blockflöte, Schlazeug und Gitarre. Damit nicht genug der Musikalität, leitet sie zudem die «Piccolinos» der Singgruppe Ruggell/Gamprin und singt auch selbst im Balzner Chor «vonArte» sowie einem Quartett. Da versteht es sich von selbst, dass sie sich das Einsingen der Kinderlieder nicht nehmen liess und auch bei jeder einzelnen Aufnahme im Tonstudio und deren Abmischungen dabei war. «Die Erfahrung, vor einem Mikrofon zu singen, war zuerst schon ein wenig seltsam, vor allem wenn man dann die Aufnahme, also seine eigene Stimme, gehört hat», erzählt Malin. Das ungewohnte Gefühl verging aber sehr schnell und wandelte sich in riesiges Interesse am Produktionsprozess und den schier unendlichen Möglichkeiten, mit Instrumenten und Stimme zu spielen.
Auf die Frage, was für ein Gefühl es war, das eigene Werk in Händen zu halten, erfüllt ein wahnsinnig herzliches Lachen die Stube in Ruggell, begleitet von den Worten «Wunderschön!» und «Unglaublich!». «Als das Buch dann endlich fertig war, hat ein Bekannter von mir gesagt: ?Jetzt hast du dich unsterblich gemacht?. Das war mir vorher gar nicht bewusst», sagt die frisch gekrönte Preisträgerin immer noch ein wenig überwältigt. Nach einem ganzen Jahr, in dem es fast ausschliesslich um das Kinderliederbuch ging, brauchte die Autorin aber erst einmal ein wenig Abstand von ihrem eigenen Werk: «Ganz ehrlich, ich konnte es nicht mehr hören.» All jenen, die ihr Buch in die Finger und vor die Augen bekamen, ging es allerdings ganz anders, sie konnten nicht genug von den vielen kleinen Geschichten in Liedform bekommen. So war dann auch die erste Auflage bereits nach wenigen Monaten ausverkauft und eine zweite konnte gedruckt werden. Die befindet sich derzeit im Handel, wird nach der Auszeichnung aber sicher ebenso schnell ihren Weg in die Kinderzimmer Liechtensteins finden wie die ersten 700 Exemplare.

Die Krönung neben der Krönung

So gross die Begeisterung bei ihren Lesern ist, so gross ist sie auch bei der Experten-Jury von «S?Goldig Chrönli». Rahel Malins Buch kam zwar bereits im November 2012 auf den Markt, da war die Anmeldefrist für «S?Goldig Chrönli 2013» allerdings schon abgelaufen. Und so kam es, dass sie die Auszeichnung erst dieses Jahr entgegennehmen konnte. Dass sie am Montag vor knapp zwei Wochen das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich tatsächlich mit der goldenen Trophäe in der Hand verlassen würde, das wusste Rahel Malin bis zur Übergabe nicht. Die Präsidentin der Vereinigung hatte ihr lediglich verraten, dass sie in den oberen Rängen eingestuft wurde und somit nominiert ist. Sie durfte, nicht ganz frei von Aufregung, einige ihrer Lieder auf der Bühne präsentieren. Im Anschluss wurde sie als Siegerin in der Kategorie Lieder ausgerufen. «Das Gefühl kann man gar nicht beschreiben, ich hab mich einfach wahnsinnig gefreut. Da hatte sich die ganze Arbeit gelohnt und es hat vor allem so gutgetan, weil ich ja von A bis Z alles selbst gemacht habe. Der Preis ist eine riesige Anerkennung.»
Die Krönung ? nebst «Goldigem Chrönli» ? war das Aufeinandertreffen mit Linard Bardill, seines Zeichens immerhin Auslöser für das an diesem Abend ausgezeichnete Werk. Und als die Inspirationsquelle der frisch Gekrönten dann auch noch mitteilte, dass ihre CD bei ihm zu Hause rauf und runter liefe, war Rahel Malins Glück perfekt. Er stimmt damit in den Lobgesang der Jury ein, die der CD das Prädikat «besonders empfehlenswert» verlieh.

Unendlicher Schaffensdrang

Auf ihren «goldenen» Lorbeeren wird sich Rahel Malin aber nicht ausruhen, Folgeprojekte hat sie schon längst im Kopf beziehungsweise in der Hand. Da wäre zum Beispiel ein Bilderbuch, für das die Bilder bereits fertiggestellt sind, oder auch ein weiteres Kinderlieder- und -versbuch. Um das jedoch umsetzen zu können, braucht die Ruggellerin wieder neues Material und ist offen und dankbar für Anregungen und Wünsche ihrer Leser. (kid)

Steckbrief
Name: Rahel Malin
Wohnort: Ruggell
Alter: 37
Beruf: Kindergärtnerin
Hobbys: Alles Kreative
Leibspeise: Asiatisch
Getränk: Sirup
TV-Vorliebe: «Ich schaue kaum fern»
Musik: Querbeet
Lektüre: Romane
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: Daheim
Stärke: Kreativität, Musikalität
Schwäche: Ungeduld
Kontakt: info@strubilemutz.li
www.strubilemutz.li

 

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