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Gemeinsame Sache in Medienbelangen

Gestern feierte der Internationale Liechtensteiner Presseclub (LPC) sein 45-jähriges Bestehen. Die «Liewo» sprach mit dem Präsidenten, Peter Rutz, über die Herausforderungen für die Medienlandschaft.

Herr Rutz, seit genau 45 Jahren besteht der Liechtensteiner Presseclub. Was sind die zentralen Errungenschaften des LPC in dieser Zeit?

Peter Rutz: Die Gründung des LPC erfolgte aus zwei Gründen: 1. die Situation um den Waffenplatz St. Luzisteig und die Ölraffinerie Rüthi/Sennwald und 2. die (noch) fehlende Anlauf- und Kontaktstelle für Medien bei der Regierung. Im Jahr 1963 wurde dann das Protokoll der Regierung unter der Leitung von Walter Kranz mit der Pressearbeit betreut und erst im Jahr 1983 wurde das Presse- und Informationsamt ins Leben gerufen. Der LPC war somit viele Jahre die «Visitenkarte» für Medien in Liechtenstein, organisierte unzählige Veranstaltungen und war auch bei der Ausrichtung der Vermählung von Erbprinz Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein im Jahr 1967 verantwortlich. Mit der Einführung des Presseamtes bei der Regierung haben sich aber auch die Aufgaben verändert.

Der LPC steht primär für Networking. Kann er sonst irgendwie zum Wohle der Presse beitragen?

Wir sehen uns als gemeinsamen Nenner der Medienlandschaft in Liechtenstein; darum auch mein persönliches Ziel: der Vorstand muss aus sämtlichen Bereichen der FL-Medien bestückt sein; am 3. Februar wurde der gesamte Vorstand wiederum für vier Jahre gewählt. Wir haben die einzigartige Möglichkeit, eine gemeinsame Botschaft/ Ausrichtung zu erarbeiten und die kurzen Wege in Liechtenstein zu Politik und Wirtschaft sinnvoll zu nutzen.

Wie vertragen sich im Presseclub die Mitglieder verschiedener Partei-Couleur?

Seit 2010 sind alle Chefredakteure aus Print und Radio im Vorstand vertreten; das war meine Bedingung, als ich das Präsidentenamt angetreten habe. Von einigen Seiten wurde ich belächelt ? «das wirst du nicht schaffen» ?, aber wie man sieht, es ist gelungen. Die Arbeit bzw. Diskussionen im Vorstand des LPC waren und sind stets sachlich und ohne Parteizugehörigkeit ausgeführt worden, genau das zeichnet den Vorstand auch aus.

Was fehlt in unserem Land in Sachen Medien Ihrer Meinung nach noch? Wovon gibt es zu viel?

Diese Frage muss wohl jeder selbst beantworten. Es ist aber sehr wohl zu beobachten, dass auch alteingesessene Printmedien vermehrt die Neuen Medien nutzen, und das wird in Zukunft sicherlich noch verstärkt werden.

Die Zeiten in der Medienlandschaft haben sich geändert. Welchen Stellenwert hat das informations- vermittelnde Druckerzeugnis in der digitalen, audivisuellen Welt überhaupt noch bzw. wie viel Medien verträgt das Land?

Für mich gehört die Zeitung zum täglichen Ablauf; auch hat das Buch seine Berechtigung. Nicht jeder fühlt sich vor dem PC bzw. online wohl. Die beiden Landeszeitungen gehören zu diesem Land und sind ? das wissen wir ? seit ihrer Gründung einer gewissen Linie zugehörig. Auch andere Medien in Papierform, die es in unserem Land gibt («Der Monat», «Liewo» etc.), tragen zur Meinungsvielfalt bei, stillen Informationsbedürfnisse und wenden sich an ein bestimmtes Publikum. Sie gehören ebenso zu einer vielfältigen Medienlandschaft wie die Tageszeitungen.

In den letzten Jahren bemühte sich die Politik, besonders bei den Zeitungen die Sparschraube anzusetzen. Wie machen sich solche Einschnitte Ihrer Meinung nach für den Leser bemerkbar?

Die Einsparungen auf verschiedenen Ebenen wie z. B. die Abschaffung der Amtlichen Kundmachungen etc. sind massive Einschnitte bei den Einnahmen der Printmedien. Hingegen gibt es aber einen Pool für Medienförderung (Print und TV). Insbesondere die Printmedien hätten diverse Synergiemöglichkeiten (Beispiel: Fotografie). Doch da stehen dann eben oft die parteipolitischen Gedanken immer noch im Weg, um solche Wege zu verfolgen.

An der Generalversammlung vom vergangenen Montag kommuni- zierten Sie das Ziel, dass sich der LPC international noch besser vernetzen will. Welche Vorteile verspricht sich der Verein daraus?

Wir haben die letzten zwei Jahre vor allem mit den Aktivmitgliedern die Kommunikationsverantwortlichen aus Gewerbe und Industrie, aber auch aus diversen Organisationen besucht und für das persönliche Kennenlernen gesorgt. In diesem Jahr werden wir bei allen Redaktionen (Print, TV und Radio) sowie beim P.E.N. Club Liechtenstein, dem Literaturhaus Liechtenstein und auch bei der Liechtensteinischen Gesellschaft für Photographie sein. Wir machen also den umgekehrten Weg und lassen uns die tägliche Arbeit direkt in den Redaktionen erklären. Der LPC ? das sagt auch der Name Internationaler Liechtensteiner Presseclub ? will auch vermehrt international vernetzt sein. So haben wir zwei Vizepräsidenten aus der Schweiz und Österreich und möchten darum diesen Kontakt ausbauen und auch internationale Referenten nach Liechtenstein holen.

Die Presselandschaft in der Schweiz und in Österreich ist ? wenn es um Besitzverhältnisse geht ? überschaubar.  Wie können sich Liechtensteins Medien eine maximale Eigenständigkeit erhalten?

Das ist meines Erachtens weniger ein Problem. Die Medienlandschaft ist überwiegend in Liechtensteiner Hand; Partnerschaften und Kooperationen sind üblich und legitim und machen vor allem wirtschaftlich auch Sinn. Die Frage stellt sich, warum immer dann der Staat gerufen wird, wenn es nicht mehr geht. Meiner Ansicht nach gilt noch immer der Grundsatz «gleiche Rechte für alle». Das ist auch im Bereich Medien absolut nicht gegeben. Auf der einen Seite kürzt man die diverse Aussendungen, auf der einen Seite leistet man sich per Leistungsvereinbarung einen staatlichen Radiosender. Da ist die Politik ? Regierung und Landtag ?, aber auch das Volk gefragt und gefordert, geeignete Lösungen zu suchen. Wie schon im Interview angedeutet, hat/hätte der LPC mit der Zusammensetzung im Vorstand die Möglichkeit, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten und mit einer Stimme aufzutreten. Ich sehe das als grosse Chance! (mw)

Persönlich
Peter Rutz, Jahrgang 1962, ist Präsident des Internationalen Liechtensteiner Presseclubs (LPC). Er ist Mitarbeiter der Abteilung Information und Kommunikation der Regierung und zuständig für den Bereich Medienbetreuung. Weitere Infos: www.lpc.li

 

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