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Gelebter Traum: Zurück zu den Wurzeln

Dass Backen und Kochen mehr als nur das Vermengen von Zutaten sind, davon ist Frank Wilke überzeugt. Schon seit langem beschäftigt er sich mit den Hintergründen von gesunder Ernährung und natürlichen Zutaten. Es ist eine besondere und doch so bescheidene Philosophie, die seinen Produkten das gewisse Etwas verleiht.

Es ist nur eine handvoll ausgesuchter und natürlicher Zutaten, die Frank Wilke für das Brotbacken braucht. Der gelernte Koch hat es sich zur Aufgabe gestellt, als Hobbybäcker Brote und Gebäcke herzustellen, die ihn geschmacklich befriedigen.
Doch damit dies der Fall sein kann, müssen für den 44-Jährigen auch hintergründige Kriterien erfüllt sein. Bei seiner urchigen und doch experimentellen Art zu backen, verwendet Frank Wilke ausschliesslich natürliche Zutaten. «Meiner Meinung nach, sollte man zum Ursprung zurück», beschreibt Wilke den Grundsatz seines Denkens. So zog es ihn ins Erzgebirge, wo er sich auf die Spuren des ursprünglichen Brotes und Christstollens begab. Bei Lutz Geissler (www.ploetzblock.de), der ebenfalls als leidenschaftlicher Hobbybäcker und Tüftler stets Rezepte sucht, ausprobiert und verfeinert, wurde er fündig. Mit vielen Tipps und Tricks sowie einem traditionellen Rezept konnte er so wieder zurück nach Planken kommen, wo er nun in arbeitsintensiven Tagen die Christstollen für den Weihnachtsmarkt vorbereitete.
Gerade da im Winter eigentlich Verzicht stattfinden solle, sei der Christstollen für Frank Wilke und seine Familie etwas ganz Besonderes. So wird dieser zwar lange vor Weihnachten vorbereitet und gebacken, aber erst am Heiligen Abend probiert. «Es ist schön, wenn man erst bescheidener wird und sich dann auf etwas Spezielles freuen kann», grinst Frank Wilke vorausblickend auf den ersten Bissen seines Stollens.

Brot braucht Liebe und Zeit

Stets saisonal zu kochen und zu backen ist daher für Frank Wilke, der im Heilpädagogischen Zentrum als Küchenchef arbeitet, eine Selbstverständlichkeit. So ist er überzeugt, dass es die Verantwortung als Produzent sei, hinter seinen Produkten stehen zu können. Daher sei es ihm wichtig, saisonal und vor allem regional zu kochen und backen. Hinter dieser Überzeugung steckt auch der Wunsch, immer wieder zurück zu den Ursprüngen zu gelangen und dies transparent zu machen.
Für sein Brot braucht Frank Wilke Mehl, Wasser, Salz und Hefe ? mehr nicht. «Dann beginne ich mit den Zutaten zu spielen, etwas wegzulassen und mit einem anderen natürlichen Produkt zu ersetzen. Momentan versuche ich mich an einem Plankner-Treber-Brot», beschreibt Wilke sein Vorhaben, «denn ich bin stolz auf unsere Gemeinde!» In Planken werde noch Schinken, eigene Konfitüren, Sauerkraut, Honig, Schnaps und vieles mehr ? so auch Bier? hergestellt.
Daher nimmt Frank Wilke sich zum Ziel, auch aus dem doch noch geschmackvollen Abfallprodukt Biertreber, des Plankner «Fülli-Biers» etwas herauszuholen. «Der Treber sorgt in meinem Brot für eine schöne Farbe und eine feine Malznote», meint Wilke. Davon können sich die Plankner auch jeden Donnerstag selbst überzeugen.

Gesellschaftlicher Höhepunkt

Einmal wöchentlich möchte Frank Wilke nur eines: glücklich sein durch das Backen von Brot. Den Erlös behält er nicht etwa selbst, sondern schenkt das finanzielle Glück weiter ? je nach aktuellem Projekt, an hilfsbedürftige oder benachteiligte Menschen in unterschiedlichen Ländern. Durch die einfache Überlegung, am liebsten regelmässig Brot backen zu können, wurde diesen Sommer ein richtiggehendes Projekt, das bereits jetzt kaum mehr aus der Dorfgemeinschaft von Planken wegzudenken ist. Jeden Donnerstag ab 17 Uhr gleicht sein Haus einem fröhlichen Treffpunkt. Gut gelaunt werden die vorfreudigen Plankner von Frank und seiner Frau Karina in Empfang genommen. So gehen in manchen Tagen bis zu 30 Brote weg. Den Beiden geht es um den Gedanken, mit einer alltäglichen Sache wie Brot essen, für andere Menschen etwas Positives zu bewirken und gleichzeitig dem natürlichen und gesunden Brot wieder eine Stimme zu geben. Der Brot-Tüftler möchte auch andere Menschen dazu ermutigen, sich nicht mit fremden Lorbeeren von Fertigmischungen zu rühmen, sondern mit natürlichen Zutaten selbst etwas herzustellen.

Der Natürlichkeit eine Stimme geben

«Für mich war es immer wichtig, mein Essen selbst herzustellen», begründet Frank Wilke seine Philosophie. Seinen Kindern möchte er stets Alternativen aufzeigen und bewirtschaftet gemeinsam mit ihnen und seiner Frau Karina einen Garten der Gemeinde, gegenüber von seinem Haus an der Dorfstrasse. Dafür ist Frank Wilke sehr dankbar: «Es tut so gut etwas Eigenes anbauen zu können, und mitzuerleben wie aus einem Samenkorn eine Frucht wächst. So können wir unser Essen mit eigenen Händen erschaffen.» Er hat das Gefühl das es heutzutage leider so ist, dass die Industrie unsere Nahrung produziert und wir dadurch jegliche Verbindung zu den ursprünglichen, natürlichen Lebensmitteln verlieren.
Seit 16 Jahren lebt Frank Wilke in Liechtenstein und könne sich nicht mehr vorstellen, anderswo zu leben. Er sei «total zufrieden», nachdem er sich bereits als Vorbild für seine Töchter den Jugendtraum des Fliegens verwirklicht hat. Frank Wilke träumt seit längerem auch von einem gemeinschaftlichen Brot-Backhaus in seiner Gemeinde Planken, in welchem die Menschen des Dorfes gemeinsam wöchentlich ihr Brot backen, sich treffen und soziale Kontakte pflegen könnten.

Etwas weitergeben

Die Backleidenschaft bewirkt aber nicht nur etwas Gutes in Frank, sondern auch bei Menschen, die im Leben benachteiligt sind. Weshalb es ihm ein Anliegen ist zu spenden, weiss Wilke genau: «Wir leben im Luxus, der in anderen Ländern generiert wird und deshalb müssen wir anfangen für unseren Wohlstand Verantwortung zu übernehmen. Es kann nicht sein, dass in unsere Gesellschaft Ressourcen verschwendet werden, die anderen Menschen verwehrt bleiben.» Deshalb gehen die aktuellen Spenden für seine Brote und Christstollen an «Madamfo Ghana», die in Ghana verschiedene Projekte realisiert. «Ich habe Videos von dort im Internet gesehen ? sie haben mich sofort berührt», erinnert sich Wilke an den ersten Kontaktpunkt mit dem Projekt. Dieses unterstützen er und seine Frau nun zusammen mit Garndrang, die derzeit auf den Vaduzer Weihnachtsmarkt fleissig selbstgemachteMützen und Wilkes Christstollen verkaufen.
Frank Wilke möchte seine Leidenschaft gerne an andere weitergeben und bietet im kleinen Rahmen Brotbackkurse für interessierte Anfänger und Fortgeschrittene an.Vom nächsten Brötchen- und Stollenbackkurs am 21. Dezember, wofür noch drei Plätze frei sind, gehen zusätzlich dreissig Prozent der Kurseinnahmen an diese Hilfsorganisation Madamfo Ghana. (mp)
Infos zum Backkurs unter frwilke@powersurf.li.

Steckbrief
Name: Frank Wilke
Wohnort: Planken
Alter: 44
Beruf: Koch
Hobbys: Brotbacken, Feuerwehr, Imkern, Radfahren, Gartenarbeit und Gleitschirmfliegen
Leibspeise: knackig frisches Gartengemüse und Brot
Getränk: Wasser und Bier
Musik: Silbermond und Bosse
Lektüre: China Study von T. Colin Campbell
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Jede Jahreszeit
Ort: Planken
Kontakt: frwilke@powersurf.li

 

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