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Ein Schaaner Pfadfinder entdeckt die Welt

Der Schaaner Martin Marxer ist nicht nur Pfadfinder aus Leidenschaft, sondern auch ein Weltenbummler. Vor knapp vier Jahren brach der Rover seine Zelte in Liechtenstein ab und begab sich gemeinsam mit seiner Freundin für ein Jahr lang auf eine Weltreise.

Gestern fand auf der Aubündt in Vaduz der Abenteuertag der Pfadfinderinnen und Pfadfinder Liechtensteins statt. Ein Anlass für all jene Kinder, die schon immer mal wissen wollten, was es heisst, ein Pfadfinder zu sein. Einer, der dies den Kleinen besonders gut erklären kann, ist der Schaaner Martin Marxer. Er ist nicht nur Abteilungsleiter der Pfadfinder Schaan/Planken, sondern hat auch sämtliche Stufen, vom Wölfle bis hin zum Rover, durchlaufen. Seit über 20 Jahren ist er ein fixer Bestandteil der Landesorganisation der Pfadfinder Liechtensteins und diese sind wiederum ein fixer Bestandteil seines Lebens. «Pfadfinder zu sein hat in unserer Familie Tradition; bereits mein Grossvater, meine Eltern und auch meine älteren Geschwister waren mit dabei», erzählt Marxer. «Ich selbst bin seit dem Kindergarten Teil dieser eingeschworenen Truppe und muss zugegeben, dass neben den Pfadfindern in meinem Leben eigentlich nur wenig läuft.»
Doch so ganz stimmt das nicht, denn tagsüber tauscht der Schaaner Halstuch und Wanderstiefel gegen Kravatte und Lederschuhe, um als Fondsadministrator bei einer Liechtensteiner Bank seine Brötchen zu verdienen. Ausserdem legt er mindestens einmal in der Woche das Sackmesser beiseite, um zum Saxofon zu greifen und mit der Harmoniemusik zu proben. Und zu guter Letzt ist er noch Mitglied bei der Funkenzunft Schaan und widmet jährlich von Oktober bis Funkensonntag einen Teil seiner Freizeit dem traditionellen «Bördala» und Funkenbau. Und dennoch: Wenn Marxer sagt, neben den Pfadfindern laufe eigentlich nur wenig, dann hat diese Aussage durchaus ihre Berechtigung, denn vieles in seinem Leben ist eng mit den «Pfadis» verwoben. Seine WG-Mitbewohner sind bei den Pfadfindern, seine Freunde, seine Kollegen und sogar auch seine langjährige Freundin Judith.

Unvergessliche Momente

«Ich bin eben ein absoluter Vereinsmensch ? bei mir muss immer etwas laufen», erklärt Marxer seine vielen Engagements. Es sei vor allem der Zusammenhalt und die Gemeinschaft, die er am Vereinsleben so schätze. Natürlich ist es für den 28-Jährigen hin und wieder etwas anstrengend, wenn er mehrere Wochenenden nacheinander an einem Vereinsanlass teilnehmen muss, doch für diesen Aufwand wird er mehr als entschädigt: «Ich hätte viele unvergessliche Momente gar nicht erleben dürfen, wäre ich nicht bei der Harmoniemusik, der Funkenzunft oder den Pfadfindern.»
Ein solch unvergesslicher Moment war beispielsweise das 20. Weltpfadfindertreffen in Thailand im Jahr 2003. Für knapp zwei Wochen trafen sich hier rund 25 000 Pfadfinder aus aller Welt, um gemeinsam zu campieren und den kulturellen Austausch zu pflegen. Im und ausserhalb des Lagers konnten zudem verschiedene Unternehmungen durchgeführt werden. «Es wurden Tageswanderungen durch den Dschungel angeboten oder man konnte sich für Aktivitäten melden, die der thailändischen Bevölkerung zugute kamen», erzählt Martin Marxer. «Besonders eindrücklich für mich war jedoch mit anzusehen, dass Menschen aller Nationen, aller Hautfarben und aller Religionen auf einem verhältnismässig kleinem Fleck zusammenkommen und an einem Strang ziehen», führt er weiter aus. Das habe ihm gezeigt, dass Differenzen überwunden werden können und dass mit der richtigen Einstellung das Ideal «Weltfrieden» ? rein theoretisch ? kein Ideal bleiben müsse.

Verändertes Weltbild

Überhaupt interessiert sich Martin Marxer sehr für andere Kulturen und Länder. So sehr, dass er sich vor knapp vier Jahren einen Wunsch erfüllte, von dem viele nur zu träumen wagen: Er brach seine Zelte in Liechtenstein ab, packte seinen Rucksack, kaufte sich ein Around-the-World-Ticket und ging mit seiner Freundin ein Jahr lang auf Weltreise. Seine Reise führte ihn nach Südostasien über Australien bis hin zu Süd- und Nordamerika. Wie es sich für einen Pfadfinder gehört, lebte der Schaaner aus dem Rucksack und übernachtete in Jugendherbergen oder im Auto. «Es war ein sehr ereignisreiches und intensives Reisejahr. Die Welt zu bereisen, hat mir zudem in vieler Hinsicht auch die Augen geöffnet», schwärmt der Schaaner von seiner Tour um den Globus. So habe er beispielsweise gelernt, was wahre Gastfreundschaft sei, dass materielle Werte gerade hierzulande oft überschätzt würden und dass es eigentlich nicht viel brauche, um zufrieden sein zu können. «Wenn man erlebt, dass Menschen, die fast nichts haben, das Wenige mit dir teilen und trotz offensichtlicher Armut zufrieden durchs Leben gehen, dann kann sich das eigene Weltbild schon verändern.» Er könne daher jedem nur nahelegen, selbst eine solche Reise zu wagen, um diese Erfahrung machen zu können.
Trotz dieser Empfehlung ist dem Schaaner natürlich mehr als nur bewusst, dass es nicht jedermanns Sache ist, einen solchen Trip in Angriff zu nehmen. Eine Weltreise verlangt schliesslich nicht nur gewisse finanzielle Mittel ? er selbst hat 10 Jahre lang für diesen Traum gespart ?, sondern vor allem auch Mut. Schliesslich gilt es, den sicheren Hafen Liechtenstein aufzugeben, ohne zu wissen, wie es nach der Rückkehr konkret weitergehen soll. «Zu Beginn meiner Reise war ich noch sehr zuversichtlich. Doch je näher der Rückreisetermin rückte, desto mehr machte ich mir Gedanken darüber, ob ich wohl bald wieder eine Arbeit und eine Wohnung finden würde», erzählt Marxer. Doch seine Sorgen waren völlig unbegründet. Innert kürzester Zeit fand er beides. Lediglich eines fiel ihm nach seiner Heimkehr anfangs etwas schwer: «Nach einem Jahr voller Erlebnisse war es nicht ganz leicht, wieder im Alltag anzukommen. Während man sich selbst ein ganzes Stück weiterentwickelt hat, hat sich im Heimatland kaum etwas verändert. Diesen Spagat musste ich erst mal schaffen.»

«Guat Pfad!»

Mittlerweile hat er diesen Spagat gut hinbekommen und fühlt sich in Liechtenstein wieder pudelwohl. Und dennoch verspürt er hin und wieder Fernweh: «Ich spiele schon wieder mit dem Gedanken, auf eine längere Reise zu gehen», meint Marxer. Doch bevor er wieder seinen Rucksack packe, um die Welt zu erkunden, stünden erst noch andere Dinge an: «Ich werde im Juni das WG-Leben aufgeben und mit meiner Freundin zusammenziehen», gibt er bekannt. Ein grosser Schritt für das junge Paar, dem Marxer jedoch gelassen entgegensieht: «Wenn eine Beziehung eine Weltreise übersteht, dann erscheint einem die erste gemeinsame Wohnung wie ein Klaks», meint der Schaaner lächelnd. Nächstes Jahr gehe es ausserdem erst mal nach Japan ans Weltpfadfindertreffen. Und danach? Ja, danach bleibt immer noch genügend Zeit, um den nächsten grossen Trip vorzubereiten. In diesem Sinne bleibt nur noch, Martin Marxer «Guat Pfad!» zu wünschen. (sb)

Steckbrief
Name: Martin Marxer
Wohnort: Schaan
Alter: 28
Beruf: Fondsadministrator
Hobbys: Pfadfinder, Harmonie-musik, Funkenzunft und Reisen
Leibspeise: Käsknöpfle
Getränk: Shorley
TV-Vorliebe: Unknown Identity
Musik: Rock
Lektüre: Querbeet
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: Alpila
Stärke: Spontanität und Zuverlässigkeit
Schwäche: Ich kann nicht Nein  sagen
Mein Wunsch: Noch ganz viele Länder bereisen zu können
Kontakt: www.scout.li, www.schmetta.li

 

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