Turbulenter Föhn
Das merkt man dann oft ihrer Stimmung an. Ich auf jeden Fall halte an Föhntagen Abstand von den Menschen.
Ich persönlich mag den Föhn – schliesslich begleitet er mich schon seit meiner Kindheit. Auch wenn er laut durch meine Drachenhöhle pfeift, die sich in einer Felswand oberhalb von Balzers befindet. In Balzers soll er ja am stärksten gehen. Laut Meteorologen stimmt dies aber nicht ganz: In Malbun wüte er noch mehr. Ob man das glauben soll? Auch liebe ich es, mich vom Föhn in hohem Tempo über Liechtenstein tragen zu lassen. Bis zu 150 Kilometer pro Stunde kann dieser Südwind erreichen und zählt somit bereits als Orkan. Ich finds super – dann bin ich sogar schneller als die Fahrzeuge auf der Autobahn. Nur gut, dass es in der Luft noch keinen Radarkasten gibt.
Weniger toll finde ich es allerdings, wenn der Föhn grössere Schäden anrichtet. Es ist nicht ganz fair, wenn er Festzelte oder mit Mühe aufgestellte Christbäume mitnimmt. Auch den Funknern macht er oft einen Strich durch die Rechnung. Vergangenes Jahr konnte am Funkensonntag kein einziger Scheiterhaufen angezündet werden. Und dabei ist dies so wichtig! Schliesslich soll der Winter vertrieben werden. Naja, wahrscheinlich denkt der Föhn, er ist Sommer genug. Schliesslich kann er innerhalb kürzester Zeit die Temperatur bis zu 20 Grad ansteigen lassen. Die Tessiner haben dann zwar weniger eine Freude, weil es meist regnet im südlichen Teil der Schweiz, wenn bei uns der Föhn geht.
Nun, ich gebe es zu. Auch mich plagen Kopfschmerzen an Föhntagen. Das tut drachenmässig weh! Habe gehört, man soll kneippen – über Schnee oder nasse Wiesen laufen – um den Druck im Kopf ablassen zu können. Manchmal hilfts, manchmal aber auch nicht. Aber ein Flug mit 150 Sachen, getragen vom ältesten Liechtensteiner, entschädigt für das Pochen in meinem Kopf. Und dabei kann ich auch meinen Drachen-Dampf ablassen – sogar besser als beim Kneippen. (manu)
«300 Jahre Oberland» mit DRAGO, der weise Drache - täglich in Ihrem Liechtensteiner Vaterland und auf Vaterland Online.
Schlagwörter
-
300 Jahre Oberland mit Drago
-
Malbun