Stürmischer Beifall für Ringsgwandl
Während Kabarettisten meistens scharfzüngig und mit viel Übertreibung arbeiten, war Ringsgwandls Ton gefällig und freundlich. Doch hinter seiner auf Spass und Ulk angelegten Mimik und Gestik steckten kluge, gesellschaftskritische und oft doppeldeutige Aussagen.
Die vierköpfige Truppe Ringsgwandl trat zusammen mit drei Musikern auf: dem Gitarre und Mandoline spielenden, einen Countryrock-Musiker repräsentierenden Nick Woodland, dem Schlagzeuger Manfred Mildenberger und dem Gitarristen und Sänger Tobias Schwartz. Er selbst, die Seele des Ensembles, sang, erzählte was sehr wohl zum und spielte Gitarre und Zither. Die von ihnen gemachte, rhythmisch betonte Musik verband Wesenszüge der bayrischen Volksmusik mit Rockmusik, was sehr wohl zum Charakter der vorgetragenen Lieder, Songs, Schlager und Balladen passte.
Der Herr Doktor in seinem Element
Georg Ringsgwandl, von Beruf Kardiologe, über Jahre als Oberarzt in Garmisch-Partenkirchen tätig, tourte nebenbei mit seinem musikalischen Kabarett durch Deutschland. Seit 1993 lebt er ganz seinem künstlerischen Talent. Hinter seinen, meist im bayrischen Dialekt vorgetragenen Spinnereien steckten vielfach tiefere Aussagen, die zu entdecken er dem Publikum selbst überliess. Zum Beispiel forderte er: «Der Mensch braucht zwei Berufe», und dann erzählte er vom musizierenden Schreiner, der leicht Gefahr läuft, einen oder mehrere Finger an den Maschinen zu verlieren. Sollte es dann passiert sein, dass alle Finger weg sind, so könnte er jedenfalls noch musizieren, und zwar mit den Zähnen, was Tobias sogleich vormachte. Noch verrückter und auch doppeldeutig, war die Geschichte vom adoptierten Hündlein aus der fernen russischen Taiga. Angeregt durch eine gemeinnützige Stiftung für Hunde, suchte sich dort eine per Flugzeug angereiste Münchnerin ein kleines ruppiges Tier aus. Nach vielen Flugstunden in Frauchens Heimat eingetroffen, erwies sich das kleine Wesen als gestört. Nach 14 Impfungen, homöopathischer Hilfe, Bekämpfen von Bildungsmangel nach «Waldorf-Ansatz», drei Semestern an der neuen Hunde-Universität und Bachelor-Abschluss war Frauchen glücklich am Ziel. «Aber auf den Teppich scheisst er noch immer», so des Gatten sachlicher Kommentar.
Auch das «Null-Energie-Haus» war ein Thema. Da wurde alles nur Denkbare zum Gewinnen und Erhalten von Wärme genutzt. Zum Beispiel das Schwitzen des an Grippe erkrankten Sohnes, die erzeugte Hochtemperatur nach einem Schäferstündchen und sogar ein «Furz», aber Achtung: keinesfalls lüften. Weiter ging es beispielsweise mit der ständig steigenden Scheidungsrate, weil der Papa nicht mehr Zither spielt und mit tierisch-komischen Gebärden als Abschreckungsmittel gegen sich nachts herumtreibende Besoffene an der Münchner U-Bahn.
Das alles war gewürzt mit eingängiger Musik, amüsantem Gehabe und kränkte niemanden. Das Publikum meinte zu spüren, dass es der Herr Doktor gut mit ihm meinte und mit seiner höchst ungewöhnlichen Medizin gute Wirkung zu erzielen hoffte. Es erwirkte sich durch anhaltenden Beifall noch einige spritzige Zugaben. (hfh)