Seelenmusik mit der Jungfrau der Lüfte
Eschen. – Genau darum geht es: Junge Musikerinnen und Musiker aus der Region, eine offenen Bühne und viele begeisterungsfähige, offene Ohren im Publikum. Etliche der Akteure waren schon anlässlich früherer Sabotage-Konzerte in der Tangente zu hören. Nun durfte man die jungen Leute erneut erleben, mit neuen Musikstücken, gereift, weiter fortgeschritten in ihrem musikalischen Schaffen, professioneller und mit mehr Bühnenpräsenz. Der Club Saboteur strebt mit seinem Programm genau diese Entwicklung an, und das Sabotage-#21-Festival war nicht nur eine absolut würdige Feier des 2009 für die Fördertätigkeit erhaltenen Rheinberger Preises, sondern musikalisch auch so etwas wie ein eindrucksvolles Dankeschön für die geleistete Arbeit. Karin Ospelt etwa stand mit ihrer jungen, extra für dieses Konzert zusammengestellten Truppe souverän auf der Bühne und bot in einer erstaunlich unaufgeregten, relaxten Art eine Mischung aus sehr originell aufbereiteten Jazzstandards und witzigen Eigenkompositionen. Jan Herzog (g), Matthias Stucki (b) und Janosch Lehmann (dr) begleiteten die vielversprechende Sängerin, von der man hoffentlich bald wieder etwas hören wird.
Instant Composition und Folklore
Das Katja Kaurapuuri Orkesteri, rund um die finnisch-schweizerische Sängerin Heidi Caviezel, überzeugte mit einem absolut gelungenen Mix aus finnischer Volksmusik und fetzigem Jazz. Das «Lied der Jungfrau der Lüfte» sang sie dabei ebenso konsequent auf Finnisch wie den Bill-Evans-Klassiker «Waltz for Debby» und verblüffte mit ihrem spektakulären Stimmumfang. Das schmissig-freche und zugleich skandinavisch-melancholische Süppchen bereiteten an ihrer Seite Roger Szedalik (g), Pirmin Schädler (p), Christian Lapitz (tub) und Michael Schatzmann (dr).
Ganz andere Töne erzeugte das Quartett s2n3. Pirmin Schädler (p), Dominik Neunteufel (b), Andreas Broger (sax) und Marco Sele (dr) liessen sich auf ein Experiment ohne Auffangnetz ein. Instant Composition, freie Improvisation aus der Zeit und dem Ort heraus, spannend, vielschichtig und musikalisch anspruchsvoll, forderten sie das Publikum zum aufmerksamen Zuhören heraus. Den begeisternden Abschluss dieses ereignisreichen Festivals bestritten die versierten «Senioren» vom bereits international bekannten und erfolgreichen «The Dusa Orchestra«. Goran Kovacevic (akk), Peter Lenzin (sax), Patrick Kessler (b) und Enrico Lenzin (dr) entfachten ein brodelndes, musikalisches Feuerwerk aus Balkanjazz und Klezmermusik, aus spannenden Eigenkompositionen und vielen, raffiniert eingeflochtenen Schmachtfetzen aus der Jazz- und Folkloreliteratur, alles auf allerhöchstem, virtuosem Niveau und mit einer ansteckenden Spielfreude vorgetragen. «Dusa» heisst die Seele. Das Dusa Orchestra spielt Seelenmusik, die berührt und mitreisst. Da ist auch die Jungfrau erneut in die Lüfte gegangen! (aoe)
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Roger Szedalik