Opfer von Wilderern
«Hier wurde am 14. Oktober 1874 der Wildschütz Xaver Beck von Triesenberg im Alter von 24 Jahren erschossen», steht in Messing graviert. Ich blicke am Gedenkstein vorbei, dem Wanderweg entlang Richtung Alpspitz, wo das Unglück seinen Lauf nahm.
Franz Xaver Beck war mit seinem Freund auf Gemsjagd in Garsella. Natürlich ohne Befugnis, denn zu dieser Zeit war es nur den Adligen erlaubt, auf die Jagd zu gehen. Die Bürger waren jedoch arm und gingen deshalb oft der unerlaubten Jagd nach. Als ich über die Berge kreiste, konnte ich die zwei Wildschützen auf der Lauer liegen sehen. Zur selben Zeit war auch der Jagdaufseher, der vom Fürsten angestellt war, und die Aufgabe hatte, Wildschützen aufzuspüren und anzuzeigen, unterwegs. Er unterhielt sich zwei Stunden Fussmarsch weiter mit einem Wurzelgräber. Da vielen zwei Schüsse. Der fürstliche Jäger machte sich sofort auf und legte sich beim Bargällasattel hinter einem Stein auf die Lauer. Ich versteckte mich weiter oben, um die Szene zu beobachten. Ich konnte ja nicht ahnen, was geschehen würde.
Es dämmerte bereits, als die zwei Wilderer des Weges kamen. Jeder trug eine Gams auf dem Rücken. Den geladenen Stutzen vorgestreckt trat der fürstliche Jäger unter dem Rufe: «Halt, ihr Spitzbuben» plötzlich aus seinem Hinterhalt hervor. Die überraschten Wilderer warfen erschrocken die Beute weg und flohen bergab. Da krachte hinter ihnen ein Schuss und Franz Xaver Beck brach unter dem Ausruf «Jesus, Maria, ich bin getroffen» zusammen. Ich sah mit schrecken zu, wie der getroffene Wildschütze noch einige Schritte lief, bevor er seinen Freund umarmte und sagte: «Ich muss sterben, ich bin in den Blutkasten geschossen.»
Ich war, und bin es immer noch, sehr traurig über diese Tragödie, aber ich bin auch wütend. Zurecht bezeichnete dazumal die Feldkircher Zeitung Liechtenstein als Tummelplatz für die fürstlichen Diener. (manu)
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