Neutralität zahlt sich aus
Durch den Zoll- und Steuerverein war Liechtenstein damals wirtschaftlich, aber auch verwaltungsrechtlich und gesetzgeberisch eng an Österreich-Ungarn gebunden. Sowohl die Bevölkerung als auch das Fürstenhaus zeigten klare Sympathie für Österreich-Ungarn. Die Kriegseuphorie wurde jedoch bald gedämpft. Es kam zu einer Teuerung und Einschränkung in der Lebensmittel- und Rohstoffversorgung. Bereits im Herbst 1914 konnte ich nicht mehr genug Mehl für einen feinen Knöpfle-Teig auftreiben. Die Regierung suchte neue Bezugsquellen und wandte sich an die Schweiz. Im Februar 1915 lieferte die Schweiz mit Rücksicht auf die Neutralität Liechtenstein Weizen zu.
Doch bereits ein Jahr später stellte die Schweiz die Warenlieferung wieder ein, da Liechtenstein nicht in der Lage sei, seine Rechte zu wahren oder die Verpflichtung eines neutralen Staates zu erfüllen, da es der Kontrolle und der Autorität des Feindes unterworfen sei. Die französische Regierung betrachtete Liechtenstein hinsichtlich des Handelsverkehrs als feindlichen Terretorien gleichgestellt.
Um den Liechtensteinern nicht zur Last zu fallen, schränkte ich ab da meinen Rebel- und Käsknöpflekonsum ein und machte bis Kriegsende eine Radikaldiät. Drachen können zum Glück sehr lange ohne Nahrung auskommen. Doch manche Liechtensteiner litten unter einer ernstzunehmenden Lebensmittelknappheit. Auch die Liechtensteiner, welche sich während des Krieges im Ausland aufhielten, bekamen die Auswirkungen zu spüren: Als Angehörige eines feindlichen Staates wurden sie interniert oder ihr Vermögen zwangsverwaltet. Zu Beginn des 2. Weltkrieges reagierte Liechtenstein schneller: Im August 1939 liess das Land verlauten, dass es im Falle eines Krieges strengste Neutralität bewahre. (iw)
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