Fliegende Monster
Früher war das noch ganz anders, da musste man sich höchstens über ein paar freche Vögel ärgern, die einen nicht in Ruhe lassen wollten. Dann kamen die ersten Flugzeuge, aber die waren ja im Vergleich zu den heutigen Maschinen noch ziemlich klein.
Man kann sich also vorstellen, was für einen Schreck ich kriegte, als ich zum ersten Mal eines dieser Ungeheuer sah: eine Art riesiger Fisch, der gemächlich durch die Lüfte glitt und sich von meinen Feuerspei-Attacken nicht aus der Ruhe bringen liess. Erstaunlicherweise hatten die Menschen gar keine Angst vor diesem Ungetüm, obwohl sie vor einem kleinen, harmlosen Drachen wie mir schreiend davonliefen. Erst später fand ich heraus, dass das Ding sich «Zeppelin» nannte und von den Menschen selbst gebaut wurde. Als eines dieser Monster am 10. Juni 1931 nach Schaan kam, waren die Liechtensteiner zu meinem grossen Erstaunen ganz entzückt. Trotz Verspätung und Regen warteten sie gespannt auf die Maschine und beobachteten, wie der Zeppelin die liechtensteinischen Postsäcke auflud. Das Geräusch der Motoren beschrieb das «Vaterland» am nächsten Tag gar als «Orgelklang».
Lange hielten sich die Luftschiffe allerdings nicht. Einer meiner Drachenfreunde war dabei, als die Hindenburg am 6. Mai 1937 in Lakehurst in den USA verunglückte. Er habe nur von weitem eine riesige Feuerwolke gesehen, erzählte er mir später. Zuerst dachte er, ein Riesendrache aus China habe sich verirrt, aber dann sah er, dass sich die Wasserstofffüllung eines Zeppelins entzündet hatte. Als mein Freund mir erzählte, dass 35 Personen bei dem Unglück ums Leben gekommen waren, wurde mein Unbehagen gegenüber den Luftungeheuern nur noch grösser. Nach dem Unglück wurde es vorübergehend wieder ruhiger am Himmel. Aber ich muss zugeben, wenn so ein Airbus 340 an mir vorbeidüst, wünsche ich mir die gemähchlichen Riesen am Himmel manchmal tatsächlich zurück. (ah)
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300 Jahre Oberland mit Drago