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Eine Soldatenhochburg

Am Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918 wollten viele entlassene Soldaten und Kriegsgefangene endlich wieder zurück nach Hause. Manche von ihnen wollten dazu Liechtenstein durchqueren ? was das kleine Land schnell in Bedrängnis brachte.

Anfang November 1918 wurde der Liechtensteiner Regierung zum ersten Mal die Meldung vorgelegt, dass sich ausweislose Menschen in Liechtenstein aufhielten. Einer Überrennung wollte die Regierung entgegenwirken, in dem sie Personen ohne Ausweis den Zutritt ins Land verweigerten. Die Polizei hatte jedoch zu wenig Personal, um die Grenze durchgehende dichtzuhalten, und die illegalen Übertritte nahmen weiterhin zu.

Die Regierung beschloss daraufhin, das damalige Vereinshaus (heute Theater am Kirchplatz) in Schaan als Quartier für die ausländischen Militärpersonen herzurichten. Einmal schaute ich auch in den Räumlichkeiten vorbei. Ins Schlaflager, welches mit Stroh ausgelegt wurde, traute ich mich aber doch nicht. Wegen Brandgefahr herrschte strengstes Rauchverbot, und ich wollte nicht riskieren, dass ich durch einen spontanen Nieser das ganze Gebäude anzündete. Die Bewohner des Quartiers mussten um 21 Uhr «zu Hause» sein, und als Vorkehrung wurde in Schaan die Sperrstunde für Wirtshäuser ebenfalls auf 21 Uhr vorverlegt. Auch wurden die Waffenbesitzer dazu aufgerufen, sich im Falle eines Tumults zur Einschreitung bereitzuhalten. Netterweise ermahnte das «Liechtensteiner Volksblatt» das Volk aber, den fremden Menschen freundlich zu begegnen, damit diese gute Eindrücke vom Land mitnehmen.

Die Soldaten wurden ab dem 18. November wieder in ihre Heimatländer zurückgeführt. Für die Organisation des Heimtransportes der Kriegsgefangenen konnte Liechtenstein die Dienste der Schweiz in Anspruch nehmen. Extrazüge holten einige Kriegsgefangenen in Schaan ab, andere wurden über die Grenze nach Österreich gebracht. Vom 8. bis zum 18. November hielten sich insgesamt 1274 Soldaten in Schaan auf, nämlich 748 Österreicher, 456 Italiener, darunter auch 89 Deserteure, die anschliessend in Österreich Zuflucht fanden, und 69 Franzosen. Ich hab sie nämlich alle selber durchgezählt! (iw)

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