Der Lieblingsfürst
Während es für andere Länder selbstverständlich ist, dass ihre Regenten auch dort leben, war dies in Liechtenstein lange Zeit nicht der Fall. Erst 1939 – also fast 100 Jahre später – verlegte Fürst Franz Josef II. seinen Wohnsitz nach Liechtenstein.
Liechtenstein schien wie ausgestorben, als die ganze Bevölkerung Alois II. an der Grenze zu Österreich willkommen hiess. Noch am Abend seiner Ankunft veranstaltete er auf der Schlosswiese ein Volksfest. Hui war das ein Drachentamtam. Noch heute erinnere ich mich an die fröhliche Stimmung.
Ohne der damals stark verarmten Bevölkerung gegenüber als arrogant oder abweisend rüberzukommen, hörte er seinen Untertanen den ganzen Abend zu und gab ihnen weise Ratschläge. Am Tag nach dem Fest wachte ich mit einem Drachenkater auf. Bereits früh morgens hörte ich einen Riesenlärm, verursacht von Trompeten und Fanfare. Als ich dem Lärm aber den Garaus machen wollte, sah ich, dass es Alois der II. war, der gerade eine Gemeinde nach der anderen besuchte – die Plankner vergass er allerdings.
Ihm fiel schnell auf wie arm seine Bevölkerung ist und liess verfügen, dass den ärmsten Leuten 120 Gulden gegeben werde und in jeder Gemeinde die besten sechs Schüler eine Gulde bekamen. 120 Gulden sind heute ungefähr 300 Franken. Allerdings konnte man damals weit mehr damit kaufen. Auch ich selbst hatte bereits meinen gesamten Drachenhort in einer Nacht und Nebelaktion den Menschen vor die Haustüre gelegt, damit sie nach mehreren harten Wintern wieder einmal Korn kaufen konnten, um ihre Felder neu zu bewirtschaften. Alois II. half mir dabei indirekt, indem er insbesondere die Landwirtschaft förderte.
Seine Abreise wurde von lautem Wehklagen der Bevölkerung begleitet. Er vertröstete sie aber indem er ihnen versprach, fünf Jahre später wiederzukommen. Sein Versprechen hielt er auch ein. (gb)
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300 Jahre Oberland mit Drago