Bärenhunger
Weil die menschenfressenden Drachen von Siegfried und Co. gejagt wurden, war es für mich aber oft nicht leicht Nahrung zu finden. Seitdem hasse ich es, nichts zu Essen zu haben und habe meine eigene Methode entwickelt, Hungersnöte zu überstehen. Ich verschlafe sie einfach in meiner Höhle.
Wir schreiben das Jahr 1771 und zum ersten Mal finde ich nichts Essbares mehr in ganz Liechtenstein. Viele meiner Freunde nagen am Hungertuch. Die Zahl der Toten übersteigt in nur einem Jahr die der Neugeborenen um 200. Ich kann auch keinen Arzt, keinen Mediziner und keine Hebamme finden. Um den Menschen nicht ihr bisschen Nahrung zu nehmen und wegen meiner eigenen Abneigung dem Jagen gegenüber, beschliesse
ich zu schlafen. Als ich 1782 wieder aufwache, habe ich einen Bären-, ähm Drachenhunger. Da sich die Region merklich verändert hat und zurzeit eine grosse Hitze das Land plagt, beschliesse ich jagen zu gehen. Als ich aber gerade einen grossen dicken Bären erlegt habe, kommen zwei Jäger des Weges und ich muss mich verstecken.
Als die Rabauken meinen Bären mitnehmen bin ich stocksauer. Ich verfolge sie, um zu sehen, ob ich den Bären nicht doch noch zurückstehlen kann. Das gelingt mir zwar nicht, aber dafür werden die Jäger vom Unterländer Landammann erwischt und müssen wegen einer neuen Weggeldordnung eine Abschussgebühr zahlen. Das wäre ja kein Problem, aber ich habe doch solchen Hunger! Und wenn ich Hunger habe werde ich fuchsteufelswild.
Mein Magen knurrt gewaltig und ich werde immer wütender. So nicht, sage ich mir, jetzt zeige ich diesen Menschen mal warum es früher Drachenjäger gab. Ich erhebe mich also in die Lüfte und lasse feurige Kugeln vom Himmel regnen. Wie mir der Eschner Chronist Johann Georg Helbert später sagte, flössten meine Feuerkugeln den Leuten grosse Furcht ein. Bis Heute bleiben meine feurigen Kugeln den Menschen ein Rätsel. (gb)
«300 Jahre Oberland» mit DRAGO, der weise Drache - täglich in Ihrem Liechtensteiner Vaterland und auf Vaterland Online.
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