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«Vaduz soll attraktiver Ort der Begegnung sein»

Bürgermeister Ewald Ospelt spricht im Interview über geschichtliche Eigenheiten des Hauptorts Liechtensteins sowie dessen Entwicklung in der Zukunft.

Herr Ospelt, in Vaduz werden zurzeit viele neue Wohneinheiten erstellt. Was macht Vaduz als Wohnort so attraktiv?

Ewald Ospelt: Vaduz liegt zentral und bietet Raum für mittlerweile über 9300 Arbeitsplätze. Die in den letzten Jahren steigenden Einwohnerzahlen und die nun sichtbaren Aktivitäten im Wohnungsbau zeigen eindrücklich, dass Vaduz durchaus auch Wohnqualität bietet. Die sportliche und kulturelle Vielfalt ergänzt mit einem attraktiven Bildungsangebot vom Kindergarten bis zur Universität sind mit den zahlreichen Naherholungsgebieten wohl massgebend dafür, dass nach vielen Jahren der Stagnation viele Vaduz als Wohn- und Arbeitsort entdecken. Lebensqualität definiert sich auch über einen kurzen Arbeitsweg, welcher in Vaduz sehr angenehm auf zentrumsnahen und damit attraktiven Fuss- und Fahrradwegen bewältigt werden kann. Somit wird die Nähe zum Arbeitsplatz in Zukunft verstärkt ein Argument für eine Wohnsitznahme in Vaduz sein.

Welches sind die nächsten grösseren Projekte, die die Gemeinde Vaduz in naher Zukunft verwirklichen wird?

Wir möchten im Nahbereich des Rathauses wieder einen attraktiven Ort der Begegnung schaffen. Der Rathausplatz und das Gebäude unserer Bauverwaltung sind eines Hauptorts unwürdig und für Einheimische als auch für die vielen Besucher alles andere als attraktiv. Der Gemeinderat ist willens dies zu ändern. Nach Abschluss der doch umfangreichen Vorarbeiten werden wir die Bevölkerung über die sich bietenden Möglichkeiten frühzeitig informieren. Dann stehen wir vor grossen Herausforderungen im Bereich einer notwendigen Verbesserung der räumlichen Situation für die Tagesschule, Tagesstrukturen und Kindertagesstätte. Natürlich erneuern und investieren wir laufend in unsere Infrastrukturen der Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie der Verkehrswege.

Vaduz ist Hauptort Liechtensteins. Welchen Stellenwert genoss die Gemeinde Vaduz vor 1712?

Mit Sicherheit nicht denselben wie heute. Eine gewisse Beständigkeit kann jedoch mit dem Schloss in Verbindung gebracht werden. Seit der mutmasslichen Erbauung des ältesten Teils des Schlosses, des Bergfrieds im 12. Jahrhundert, waren es immer wieder die verschiedenen Herrscher und Regenten, die im Schloss und somit in Vaduz ihren Sitz hatten. Dies kann nur Vaduz für sich in Anspruch nehmen.

Welche wichtigsten drei Ereignisse haben sich in den vergangenen 300 Jahren in Vaduz zugetragen?

Ich will keine Rangierung vornehmen. Ohne Anspruch auf die historische Wahrheit möchte ich ein bisschen
humoristisch den 19. August 1797 nennen. Das war nämlich gemäss Otto Seger, dem damaligen Verfasser des Vaduzer Heimatbuchs, «der Geburtstag einer selbständigen von Schaan getrennten politischen Gemeinde Vaduz». Später folgte dann 1842 sogar «die kirchliche Selbständigkeit». Erwähnen möchte ich noch die Bändigung des Rheins im Jahre 1892 als eine Massnahme, die für unsere Gemeinde, aber auch für das ganze Land zugleich mehr Sicherheit ohne Not und manchen Hunger bedeutete. Vermutlich prägend war für Vaduz und ganz Liechtenstein auch die ständige Wohnsitznahme durch S. D. Fürst Franz Josef II. mit Huldigung im Jahre 1939. Das überstehen der Kriegswirren bis 1945 und der später einsetzende Beginn eines einzigartigen wirtschaftlichen Aufschwungs dürfen meines Erachtens in dieser unvollständigen Aufzählung auch nicht fehlen.

Wie wird sich der Industrie- und Gewerbestandort in Vaduz weiterentwickeln und so für viele Unternehmen attraktiv bleiben?

Vaduz ist, beispielsweise im Gegensatz zu Schaan, nicht unbedingt Industriestandort. Ich sehe vielmehr eine Weiterentwicklung des Arbeitsplatzes «Liechtenstein» primär im Zusammenwirken aller Gemeinden und des Landes. Es gilt die jeweiligen Stärken und Schwächen zu berücksichtigen und möglichst im Sinne des Gesamten zu handeln. Auch fehlt uns in allen Bereichen bestimmt der Raum für «Massenware». Vielmehr sind es spezifische Nischenprodukte auf allerhöchstem Niveau verbunden mit einzigartiger Entwicklungsarbeit im pro- duzierenden Gewerbe als auch bei den Finanzdienstleistungen. Ebenfalls müssen wir unsere Vorteile der kurzen Wege und einer zeitnahen Umsetzung wieder verstärkt in den Mittelpunkt stellen. Wir werden ebenfalls Wachstum und den Erhalt unserer Landschaft in Einklang bringen müssen. Das sind unsere grössten Herausforderungen in naher Zukunft. (Interview: lb)

 

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