Vaduz: Mehr als nur der Regierungssitz
Ein Hauch Selbstironie schwingt zwar mit, doch gänzlich lassen die Vaduzer die Ernsthaftigkeit nicht vermissen, wenn sie ihrer Gemeinde das Label «Metropole» verpassen. Auch wenn an dieser Stelle die Gemeinde Schaan schon als heimliche Hauptstadt betitelt wurde, so ganz daneben liegen die stolzen Residenzler dann doch nicht. Vaduz ist nicht Paris, nicht London und – um nicht zu weit abzuschweifen – auch nicht Zürich. Wer stur die Hauptstrasse entlangfährt, hat den liechtensteinischen Hauptort ziemlich schnell «gesehen». Wer sich allerdings etwas Zeit lässt, durch das Städtle flaniert oder eines der Museen und Cafés nicht nur von aussen betrachtet, erkennt schnell, dass Vaduz durchaus Qualitäten vorzuweisen hat, welche die Bezeichnung Metropole rechtfertigen.
Mittelpunkt des Landes
Die Dichte an Sehenswürdigkeiten ist nirgends so hoch wie im Liechtensteiner Hauptort, wie auch die Dichte an an Bistros und Restaurants. Eine Metropole kennzeichnet auch, dass sie politisch, religiös und wirtschaftlich den Mittelpunkt der jeweiligen Region darstellt. Auch in diesen Punkten hat Vaduz gegenüber den anderen Gemeinden die Nase vorn. Zwar ist die Residenz nicht der ganz grosse Industriestandort, für die Betriebe bliebe bei all den Banken und Finanzdienstleistern aber auch kaum Platz. Ohne Zweifel, in den vergangenen Jahren wurde in der drittkleinsten Hauptstadt der Welt das ganz grosse Geld verdient.
Einige Nicht-Vaduzer äussern sich ab und zu ganz gerne abschätzig über die Residenz. Im Städtle sei ausser am Staatsfeiertag tote Hose, ausser Banken gebe es in Vaduz nichts zu sehen und manche halten die Hauptstädter gar für arrogant und versnobt. Allerdings: Welche Hauptstädter sind schon wirklich beliebt im «Rest» des jeweiligen Landes? Denn sie leben nicht nur im politischen, sondern meist auch im wirtschaftlichen Zentrum. In Vaduz ist die Fürstenfamilie zu Hause und auch die Regierung und das Parlament haben hier ihren Sitz.
Nicht zuletzt ist hier auch die wichtigste religiöse Stätte beheimatet: Die im Jahre 1997 von Papst Johannes Paul II. zur Kathedrale erhobene Pfarrkirche St. Florin. Und auch in Sachen Tourismus kann dem Hauptort keine andere Gemeinde das Wasser reichen. Jedes Jahr strömen Tausende neugierige Fremde ins Städtle, um sich ein Bild zu vom ach so skurillen Fürstentum zu verschaffen. Dabei lernen sie gerade das zu schätzen, wofür Vaduz von Einheimischen gerne einmal belächelt wird: Die Beschaulichkeit.
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