Schellenberg-Talk: Wohnen abseits des Verkehrs
Das Gespräch mit Schellenbergs Vorsteher Norman Wohlwend war das 40. Interview im Rahmen von Vaterland-on-Tour und rundete die Veranstaltungsreihe zum 100-Jahre-Jubiläum des «Liechtensteiner Vaterlands» ab. Auf die Fragen der stv. Chefredaktorin Janine Köpfli antwortete der Vorsteher mit hohem Sachverstand und auch einer Prise Humor.
Schellenberg. - Norman Wohlwend sieht wegen der Kleinheit der Gemeinde keine gravierenden Unterschiede in seiner Arbeit als Vorsteher. Allerdings sei der Kontakt zur Bevölkerung sicher intensiver als in Gemeinden, in denen den Gemeindevorstehern entsprechendes Gemeindepersonal zur Verfügung stünde, ohne welches sie die Aufgaben nicht bewältigen könnten. So landen denn auch viele Fragestellungen aus dem Vereinsleben auf dem Schreibtisch Wohlwends. Das Ganze habe aber auch seine Vorteile, weil man einen besseren Überblick über vieles und mehr Detailwissen habe.
Arbeit und Entspannung
Bleibt da die Zeit zum Abschalten auf der Strecke? Oder wird man auch in seiner Freizeit beansprucht, z. B. beim Spaziergang am Sonntag? Er sei täglich morgens ab 5.30 Uhr unterwegs, bemerkte Wohlwend lächelnd. Zwar werde er schon gelegentlich ausserhalb der Bürozeiten angesprochen, aber es halte sich in Grenzen. Um richtig abschalten zu können, hält er sich am liebsten in der freien Natur auf den schönen Wanderwegen der Gemeinde auf oder fährt mit dem Rad. Wohlwend bestätigt den Eindruck, dass man in Bezug auf Probleme wenig aus Schellenberg höre, zumindest weniger als von anderen Gemeinden. Das hänge vielleicht auch damit zusammen, dass Schellenberg nahe an der österreichischen Grenze liege, die Verkehrswege aber im Tal verlaufen. Schellenberg sei trotzdem eine fortschrittliche Gemeinde, habe z. B. als eine der ersten Gemeinden das Frauenstimmrecht eingeführt. Man bemühe sich immer, den Anschluss an das Land aktuell zu halten. Janine Köpfli führte das Thema weiter mit dem Hinweis auf die neue Freizeitanlage und den Vita-Parcours. Vor der Realisierung sei es ein intensiver Prozess gewesen, sagt der Vorsteher, man habe zuvor zahlreiche wichtige Fragen gründlich geprüft. Das Ganze konnte zeitgerecht realisiert werden passe sich nun gut in die Landschaft ein und werde auch sehr gut genutzt.
Kloster und Burgruine
Auf die Frage nach dem Frauenkloster und dem Wohnsitz des Landesbischofs bemerkte der Gemeindevorsteher, dass man hier und da miteinander zu tun habe. Die Ordensfrauen betrieben z. B. einen Stand am Weihnachtsmarkt mit Produkten aus ihrer Arbeit, zudem gebe es auch intensive Sitzungen mit dem Erzbischof, z. B. wenn es um Firmungen gehe. Das historische Schellenberg mit dem Biedermannhaus sei auch ein Aspekt Schellenbergs, damit die Gemeinde als angenehme Wohngemeinde wahrgenommen werden. Auch kenne man sich im Dorf noch einander. Die verschiedenen Weiler machen in seinen Augen das Wohnen in der Gemeinde interessant, es sei weitläufig, man lebe in der Natur, aber doch nicht isoliert. Was die Burgruine angehe, so werde sie fast schon zu viel frequentiert, man müsse gewisse Prioritäten setzen und auf das Reglement verweisen. Zuweilen gebe es Probleme, zum Beispiel mit Lärmbelästigung. Ob er bei den kommenden Gemeinderatswahlen wieder als Vorsteher kandidieren werde, wollte die Journalistin wissen. Doch der Vorsteher liess nichts durchblicken und äusserte sich ganz ähnlich wie seine Vorgänger auf dieser Tour: Das werde nach den Sommerferien bekannt gegeben. Grundsätzlich sei seine Arbeit mit allen ihren Facetten interessant, und auch die neuen Medien bereiten keine Probleme: Die Gemeinde funktioniere in Sachen Kommunikation seit einem halben Jahr papierlos; Das klappe bestens, sagte Norman Wohlwend. (hvv)
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