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Nendeln: Alles beginnt mit einer Vision

Nendeln ist weit mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Doch das Dorf wird durch die Churerstrasse auseinandergerissen und zweigeteilt, sodass ein Ortskern, das Herz der Gemeinde, fehlt. Das soll sich in Zukunft ändern.

VON DESIRÉE VOGT

Nendeln ist ein Strassendorf – wir fahren einfach durch. So wird der Ortsteil von den meisten wahrgenommen. Doch das soll sich ändern. Nendeln steht jetzt ganz am Anfang eines wichtigen Prozesses – und gestern folgte sozusagen der Startschuss dazu. Die Gemeinde lud zur Informationsveranstaltung «Vision 2022», bei welcher Studenten der Hochschule Liechtenstein Ideen aufzeigten, wie der Ortsteil in Zukunft aussehen könnte.

Doch Vorsteher Gregor Ott warnte die vielen Besucherinnen und Besucher gleich zu Beginn: «Falls ihr euer Haus auf dem einen oder anderen Plan nicht mehr seht, nicht erschrecken! Es handelt sich bei den Ideen wirklich nur um Visionen.» Will heissen: fernab einer 1:1-Umsetzung.

Und fernab der Realität und den heutigen Gegebenheiten. «Obwohl die Kernentwicklung Nendeln erste Priorität hat, geht es in einem ersten Schritt darum, völlig unbefangen in die Zukunft zu blicken, ohne die Vergangenheit dabei zu vergessen»

Die Realität ...

Heute stellt sich die Situation so dar, dass ein hoher Durchgangsverkehr den Ortsteil Nendeln belastet. «Die Engelkreuzung ist überlastet, die Lärmbelastung ist hoch und der Schwerverkehr nimmt zu», fasste Siegfried Risch, Leiter des Bauwesens, die Hauptprobleme zusammen. Eine nachhaltige Dorfentwicklung sei auch in Sachen Bahn notwendig.

Zu oft sei die Schranke zu und stelle ein enormes Sicherheitsproblem dar. Ausserdem sei die Bahntrasse veraltet. Heute sei die Wohnqualität in Nendeln schlecht, die Bauten würden verfallen und die Churerstrasse sorge dafür, dass das Dorf getrennt werde. «Vor allem die Churer- und Rheinstrasse ist dem Wandel unterstellt und einer der Hauptgründe, warum ein Richt- und Gestaltungsplan wirklich nötig ist. Wir wollen nichts dem Zufall überlassen», so Risch.

Um aus Nendeln etwas zu machen, ist mehr Identität nötig, stellte Architekt Hansjörg Hilti von der Hochschule Liechtenstein fest. Wolle Nendeln langfristig ein Herz bekommen, seien ein radikales Vorgehen und Ideen nötig. «Die Studenten gehen unverfroren an die Sache heran. Es interessiert sie nicht, wo eure Parzellengrenzen sind – deshalb eignen sie sich perfekt für dieses Projekt», so Hilti. Und auch Dieter Jüngling, Betreuer der Stundenten, verwies darauf, dass den angehenden Architekten freie Hand gegeben wurde.

Einzig zwei Rahmenbedingungen seien vorgegeben worden: Die S-Bahn in Nendeln und die Lösung des Verkehrsproblems, um einen lebenswerten Raum im Dorf zu schaffen.

... und die mögliche Zukunft

Ein Raunen ging durch das Publikum, als die angehenden Architekten anschliessend ihre Visionen präsentierten und versuchten, die Dreiteilung des Dorfes aufzuheben. «Das kann ich mir ja noch vorstellen, aber dieses und jenes ist nicht realisierbar», war hier und dort zu vernehmen.

Ein Waldkörper im Zentrum? O.k. Aber zwei Strassen, die durch alle Zonen des Dorfes verlaufen? So sieht es beispielsweise die Vision «Kernzone» vor. Bei der Vision «Freifläche» ist unter anderem eine Umfahrungsstrasse vorgesehen, um den Schwerverkehr umzuleiten.

Und in einer anderen Vision soll eine neue Verbindung zwischen Bahnhof und Schulgelände entstehen. Spannende Ideen, die das Nendeln der Zukunft zeigen. Die jedoch auf keinen Fall ohne den Einbezug der Öffentlichkeit umgesetzt werden sollen. Ziel des Gemeinderates ist es nun, die Erwartungen der Nendlerinnen und Nendler zu klären. Deshalb soll ein Projektablauf für eine «Dorfwerkstatt Nendeln 2022» entworfen und im Gemeinderat verabschiedet werden. Vorsteher Gregor Ott rief die Bevölkerung dazu auf, aktiv daran mitzuarbeiten. «Es wird sich lohnen», versprach er.

Dossier: Gemeinden

 

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