WM 2010: Historisches zum Eröffnungsspiel
Fussball. – Kamerun und Senegal haben es vorgemacht. Diese beiden afrikanischen Mannschaften sorgten in den bisherigen WM-Eröffnungsspielen, die offiziell seit 1966 stattfinden, für die grössten Überraschungen.
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Ihnen gelang es jeweils, den Titelverteidiger mit 1:0 zu besiegen. Kamerun schaffte das Kunststück vor 20 Jahren in Mailand gegen Argentinien. Senegal stellte 2002 in Seoul mit dem gleichen Resultat Welt- und Europameister Frankreich bloss. Die Aussenseiter vermochten in der Folge den Elan aus den Erfolgserlebnissen vom Kickoff auszunützen. In beiden Fällen bedeuteten erst die Viertelfinals Endstation. Wobei durchaus mehr möglich gewesen wäre...
Die Kameruner zeigten 1990 gegen Argentinien einen derartigen Kampfgeist, dass sie Superstar Maradona und Co. praktisch während der ganzen Spielzeit neutralisierten. Die vom Russen Waleri Nepomnjaschtschi trainierten «unzähmbaren Löwen» gaben auch dann nicht auf, als sie nach einer Stunde wegen eines Platzverweises gegen André Kana-Biyik in Unterzahl gerieten. Nur wenig später belohnte François Omam-Biyik die Bemühungen. Er schraubte sich im gegnerischen Strafraum kraftvoll in die Höhe, und der anschliessende Kopfball fand mit etwas Glück den Weg ins Netz. Der argentinische Goalie Nery Pumpido hatte bei dieser Aktion alles andere als stilsicher gewirkt.
Kamerun rettete den Vorsprung ins Ziel, obwohl Benjamin Massing nach einem sackgroben Foul an Claudio Caniggia ebenfalls die Rote Karte sah und der Underdog zu neunt verteidigen musste. Matchwinner Omam-Biyik soll hinterher gesagt haben: «Es wird Zeit, dass die Leute begreifen, dass wir keine Gorillas sind, die an den Bäumen hängen und Bananen fressen.»
Der Lauf der Zentralafrikaner, die danach plötzlich auf die Treffsicherheit ihres 38-jährigen Edeljokers und Traumtänzers Roger Milla zählen konnten, wurde erst von England gestoppt. Der K.-o.-Schlag kam in der Verlängerung. Argentinien zog trotz der anfänglichen Blamage in das Finale ein.
Zwölf Jahre später traten die Senegalesen in die Fussstapfen der Kameruner. Das stolze Frankreich zog gegen seine ehemalige Kolonie sensationell den Kürzeren. Die «Löwen der Teranga» -- notabene vom Franzosen Bruno Metsu betreut und mit zahlreichen Ligue-1-Profis bestückt – stürzten bei ihrem WM-Debüt die «Equipe tricolore» ins Elend. Die Differenz ergab sich aus dem einen Tor, das nach einer halben Stunde der Ex-Xamax- und GC-Spieler Papa Bouba Diop erzielte. Frankreich scheiterte bei seinen Abschlussversuchen am Gehäuse oder am starken Keeper Tony Sylva.
Senegal verabschiedete sich schliesslich an der Schwelle zu den Halbfinals mit einer knappen Niederlage gegen die Türkei (0:1 n.V.), während sich die Franzosen nicht von ihrer Schmach erholen konnten und ohne Tor die Heimreise antreten mussten.
Dass Südafrika einen ähnlichen Coup wie Kamerun und Senegal landen kann, ist eher unwahrscheinlich. Aber auch die Equipen von Nepomnjaschtschi und Metsu hatten einst wenig Kredit genossen. Ehe sie sich von Tag zu Tag mehr Respekt verschafften.
Die bisherigen Eröffnungsspiele. 1966 in England: England – Uruguay 0:0. -- 1970 in Mexiko: Mexiko – Sowjetunion 0:0. -- 1974 in Deutschland: Brasilien – Jugoslawien 0:0. -- 1978 in Argentinien: Deutschland – Polen 0:0. -- 1982 in Spanien: Belgien – Argentinien 1:0. -- 1986 in Mexiko: Bulgarien – Italien 1:1. -- 1990 in Italien: Argentinien – Kamerun 0:1. -- 1994 in den USA: Deutschland – Bolivien 1:0. -- 1998 in Frankreich: Brasilien – Schottland 2:1. -- 2002 in Südkorea/Japan: Frankreich – Senegal 0:1. -- 2006 in Deutschland: Deutschland – Costa Rica 4:2. -- Bemerkung: 1966, 1970 und 2006 Eröffnungsspiel mit Gastgeber, bei den anderen Austragungen mit Titelverteidiger.
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