Ferienpass für Fremdsprachige
Aus dem kleinen Theatersaal der Regisseurin Lory Schranz in Altdorf tönte am Mittwochmorgen Kindergeschrei. Eine Schar Kinder hat Tücher erhalten und den Auftrag, damit etwas zu spielen. "Aber nicht verraten, was ihr spielt", mahnt die Theaterfrau.
Mit Lust werfen sich die jungen Schauspieler vor dem grossen Spiegel in Pose. "Ein Baby" - "ein Tiger" - "Rapunzel" - "eine Pfadfinderin", raten die Kinder, und liegen meist schnell richtig. Eine der Teilnehmerinnen ist Antanija aus Sri Lanka. Sie spiele gerne Theater, aber noch mehr freue sie sich auf das Hip Hop am Nachmittag, sagte sie.
Anregung des Parlaments
Die Kinder sind Teilnehmer an einem Integrationsprojekt, das der Kanton Uri in diesem Sommer erstmals durchführt. Dieses bietet fremdsprachigen Kindern während drei Wochen verschiedene Aktivitäten an. Angeregt worden war das neue Angebot 2017 durch den Landrat mit einer parlamentarischen Empfehlung.
Für diesen Ferienpass angemeldet haben sich rund 30 Kinder aus zehn Nationen von der dritten Klasse bis zur dritten Oberstufe. Damit sei etwa ein Viertel aller in Frage kommender Kinder erreicht worden, sagte Lena Greber, die Integrationsdelegierte des Kantons. Sie hat das Angebot zusammen mit Luzia Kohler vom Schweizerischen Roten Kreuz organisiert, das in Uri Flüchtlinge betreut.
In der ersten Woche spielen die Kinder Theater und Tanzen. Am Freitag wollen sie das Erlernte den Eltern vorspielen. In den nächsten zwei Wochen gibt es verschiedene Aktivitäten, die Urner Organisationen anbieten, etwa Klettern mit dem Alpen Club oder ein Besuch des Hauses der Kunst. Auch Pfadi und Blauring machen mit. Die Kinder können selbst bestimmen, an welchen Aktivitäten sie teilnehmen möchten.
Spielerisch Deutsch lernen
Primäres Ziel des Projektes ist die Sprachförderung. Diese kann gerade im Rahmen von Aktivitäten ausserhalb der Schule sehr wirksam sein. Die Kinder im Theatersaal nutzen dies und wenden die eigenen Deutschkenntnisse ungezwungen an. Oft stellten die Schulen nach den Sommerferien fest, dass die fremdsprachigen Kinder im Deutsch stagniert hätten, sagte Greber.
Mit dem Projekt sollen die Kinder aber auch mit lokalen Vereinen in Kontakt kommen und den Anschub erhalten, der Pfadi oder dem Blauring beizutreten. Vielleicht werden sie später auf Grund der gemachten Erfahrungen auch vom normalen Ferienpass profitieren wollen (der in Uri im Herbst angeboten wird).
Weil das Projekt stark auf Freiwilligenarbeit fusst, konnten die Kosten tief gehalten werden. Damit es in den nächsten Jahren fortgesetzt werden kann, hoffen die Organisatorinnen auf positive Rückmeldungen sowohl der beteiligten Vereine als auch der Schulen. Wichtig sei auch, dass es den Kindern gefalle, sagte Greber.
Dies dürfte der Fall zu sein. Am Mittwoch meldeten sich auch Kinder, die gar nicht angemeldet waren. Das Projekt scheine sich herumzusprechen, stellte Greber fest. (sda)
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