Botschaften der Elite an Donald Trump
Der Davoser Taxifahrer regte sich auf: „Alle reden nur über Donald Trump - man könnte meinen, er sei der neue Messiah.“ Tatsächlich werden die Details von Trumps Reiseplan von den Teilnehmern des WEF so heiss gehandelt, als wären sie Gold. Und es vergehen kaum Podien, Reden und Workshops ohne, dass Trump nicht einen grossen Platz einnimmt.
„Was ist ihre Botschaft an Donald Trump?“ Diese Frage ist der Renner der Moderatoren der Veranstaltungen, aber auch des Publikums. Die norwegischen Premierministerin und WEF-Ko-Leiterin, Erna Solberg, antwortete: "Meine Botschaft an ihn ist; wir brauchen eine USA, die in der internationalen Arena mitmacht, um die globalen Entwicklungsziele zu erreichen."
Hoffnung auf weitere US-Zahlungen
Auch der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, hatte einen Appell an Trump bereit. Die Entwicklungsbranche war eine der ersten, wo Trump die Mittel abzog. „Die humanitäre Arbeit stabilisiert die Gesellschaft“, sagte Maurer. Es gebe viele Beweise, dass humanitäre Arbeit an der Front in Konflikt- und Krisenzonen zu den wichtigsten Stabilisatoren zählten. Das sei auch im Interesse der USA.
Laut Maurer sind die USA beim IKRK weiterhin als wichtigster Geldgeber an Bord. „Ich hoffe, das bleibt weiter so“, fügte er hinzu.
Der Schweizer Wirtschaftsminister zeigte sich sehr gelassen betreffend des hohen amerikanischen Gastes: "Wenn der Amerikaner mit reduzierten Steuern grosse US-Firmen in der Schweiz umwirbt, um sie zu repatriieren, dann ist das sein gutes Recht", sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann.
Er befürchtet auch nicht, dass Trumps neues Steuerregime zu grossen Abwanderungen führt - zumindest nicht aus der Schweiz. Denn die Schweiz könne im Unterschied zu den USA für sich in Anspruch nehmen, ein endlos stabiles System zu haben - ohne mögliche Regierungswechsel alle vier Jahre, sagte Schneider-Ammann.
Name Trump nicht erwähnt
Die Präsenz von Trump war auch in den WEF-Ansprachen der Regierungschefs von Deutschland, Frankreich und Italien gross - ohne dass sein Name genannt wurde. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warnte in ihrer Rede am (gestrigen) Mittwoch vor Isolationismus. "Wir glauben, dass Abschottung uns nicht weiter führt", sagte sie. "
Dass die USA am Vortrag Strafzölle für Produkte aus Asien und Italien erliess, erwähnte Merkel nicht. Sie vermied auch direkte Kritik an den USA, etwa bei der Steuerpolitik. "Wir sollten nicht klagen, wenn andere Unternehmenssteuerreformen machen ", sagte sie.
Rote Linie bei Abschottungspolitik
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron wiederum ging in einem ironischen Kommentar auf die erwartete Anreise von US-Präsident Donald Trump in Davos ein. Mit Verweis auf den zuletzt starken Schneefall in der Region sagte er, so könne es schwer fallen, an die globale Erwärmung zu glauben. "Glücklicherweise haben Sie dieses Jahr niemanden eingeladen, der an der Klimaerwärmung zweifelt."
Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni verwies auf eine rote Linie bei der Abschottungspolitik. "Ich denke, es ist ein legitimer Wunsch von politischen Führungskräften, dass sie ihre Bürger, ihre Unternehmen, ihre Wirtschaft schützen wollen - aber es gibt eine Grenze", sagte Gentiloni. Freihandel und multilaterale Entscheidungen müssten dabei beibehalten werden.
Gleichzeitig rief Gentiloni aber dazu auf, Trump nicht ständig zu kritisieren. Es sei nicht die Aufgabe Europas zu kommentieren, was der US-Präsident tue und sage. Europa müsse vielmehr eigene Führungskraft beweisen.
Kontroverse Rede erwünscht
Eher mit freudiger Erwartung sehen die Wirtschaftsführer der Rede des US-Präsidenten entgegen. Der internationale Konzernchef des Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers, Bob Moritz, würde eine kontroverse Rede von Donald Trump begrüssen. In den grossen Reden in Davos geht es nicht darum, alle zufrieden zu stellen, so Moritz. „Das Beste, was wir hier machen können, ist einen besseren Dialog für bessere Resultate zu führen“, betonte er.
Der Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, Heinz Karrer, sagte: „Protektionismus ist nichts Neues, viele Staaten führen derzeit protektionistische Massnahmen ein und senken gleichzeitig die Steuern wie die USA."
Die Seite der Arbeitnehmervertreter macht sich ganz andere Gedanken zum Auftritt von Trump. Die Generalsekretärin des internationalen Gewerkschaftsbundes (ITUC), WEF Ko-Leiterin Sharan Burrow sagte: "Wir hoffen, dass Trump nicht nur eine Ablenkung ist und den Fokus von wichtigen Zielen wegnimmt.“. (sda)
Schlagwörter
-
Rotes Kreuz
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.