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Ein Umbau ganz im Zeichen der Zirkularität
Die Ausstellungsräume des Domus sind in die Jahre gekommen: Es fehlten eine klare Signaletik, eine ideale Empfangssituation, optimale Licht- und Akustikverhältnisse sowie Möglichkeiten, grössere und schwerere Objekte an Decke und Wand aufzuhängen. Auch Brandschutz und technische Installationen mussten ertüchtigt werden. Die Entscheidung für den Umbau von 235 m2 Ausstellungsfläche war seitens der Gemeinde Schaan rasch getroffen – allerdings wählte man einen ungewöhnlichen Weg.
«Die Planungsphase begann 2023 mit einem Bedarfsermittlungsprozess», berichtet der Architekt Lukas Pankraz Mähr von Studio Saal. «In Workshops wurde festgelegt, welche Anforderungen und Wünsche an den Umbau geknüpft sind, insbesondere von Nutzerseite. Daraus entwickelte unser Büro ein Konzept, bei dem die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile und Materialien im Fokus steht.»
Diese Herangehensweise erfordert allerdings Flexibilität. «Das beginnt schon bei den Offerten, bei denen Kostenpunkte wie Materialbedarf und Arbeitszeit nur in einer gewissen Bandbreite angegeben werden können. Hinzu kommt die Suche nach geeigneten gebrauchten Bauteilen und deren Lagerung», erklärt der 39-jährige Architekt. Ein Beispiel ist der Boden: Der alte Teppich wurde entfernt, und darunter kam der Holzboden der früheren Schulräume zum Vorschein. Dieser wurde nun geschliffen und versiegelt. Der Ausstellungsraum Ost erhält einen neuen «alten» Boden aus der ehemaligen Bühne des Takinos, ergänzt durch einen Holzfries aus einem Buchenparkett, das aus einem Haus in Schaan stammt. Auch die Decke wurde ertüchtigt, um schwerere Ausstellungsobjekte aufzuhängen.
Die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben spielte eine zentrale Rolle. Diese halfen bei der Bauteilsuche und waren bereit, flexibel auf die vorhandenen Materialien zu reagieren. «Es ist ein Pingpong-Spiel», beschreibt Mähr den Planungsprozess. «Man beginnt mit einer Vorstellung, muss aber bereit sein, die Planung laufend anzupassen.» Ein weiteres Beispiel sind die Holzelemente, die derzeit aus einer alten Garderobe des Takinos und textilen Restposten gefertigt werden. Sie verbessern die Beleuchtung und Akustik der Ausstellungsräume.
Die Suche nach geeigneten Materialien basierte auf einer von Studio Saal erstellten Bedarfsliste und verlief laut Mähr auf mehreren Ebenen erfolgreich. «Zirkulie und die enge Zusammenarbeit mit deren Projektkoordinator Simon Egger waren Gold wert. Auch die Gemeinde Schaan hat uns unterstützt, indem sie Firmen, die Rückbauten durchführten, angeschrieben hat. Ausserdem halfen die beteiligten Schaaner Fachbetriebe mit, ebenso wie unser eigenes Firmennetzwerk.»
Von der Zusammenarbeit mit den Handwerksbetrieben ist der Architekt besonders angetan. Diese halfen, abgesehen von ihren eigentlichen Aufgaben, bei der Bauteilsuche und der Zwischenlagerung entscheidend mit und waren von Anfang an auch bereit, nicht wie sonst meist üblich, nach Schema F vorzugehen, sondern im Zuge des Arbeitsprozesses laufend flexibel und gestalterisch mitzudenken. Etwas, was auch von architektonischer Seite eine Herausforderung darstellte. «So ein Projekt lässt sich nicht am Reissbrett entwerfen und danach einfach durchziehen, sondern man muss zu einer sogenannten ‹rollenden Planung› übergehen: Man geht dabei zwar mit einer konkreten Vorstellung und in einer gewissen Detailtiefe an die Sache ran, muss aber immer bereit sein, wieder einen Schritt zurückzumachen und die Planung anhand der tatsächlich vorhandenen Bauteile anzupassen», beschreibt der Architekt die eigene Herangehensweise.
Während drinnen mit Schrauber, Spachtel und Säge fleissig weitergearbeitet wird, nehmen wir auf einer schattigen Sitzgelegenheit im Aussenbereich Platz. In den Augen des Architekten leuchtet die Freude über den reibungslos verlaufenden Umbau. Welche Wünsche und bisherige Erfahrungen knüpft er persönlich an das Projekt? «Ich hoffe auf die Symbolkraft und Vorbildwirkung solch mutiger Projekte.
Das Potenzial, wertvolle Bauteile aus Rückbauten zu erhalten und damit unter anderem auch CO2 einzusparen, ist nicht so schwierig, wie man denkt. Man muss sich nur darauf einlassen.»
Umbau Domus in Schaan
Planungsphase: April 2023 bis April 2024
Umbauphase: Mai 2024 bis September 2024
Neueröffnung: Oktober 2024
Umbaugesamtfläche: 235 m2
Architekturbüro: Studio Saal (Vaduz und Feldkirch)
Beauftragte Betriebe (alphabetisch):
- A.Vogt Gebäudetechnik AG
- Beck Elektro AG
- Fenometal ArtDesign AG
- Gebrüder Bargetze AG
- Gebrüder Hilti Bau AG
- Hilti Möbel Raumgestaltungs AG
- Kind Interior
- Noldi Frommelt Schreinerei AG
- Rheintal Keramik AG
Spender gebrauchter Bauteile (u. a., alphabetisch):
- Gebrüder Hilti Bau
- Gemeinde Schaan (SAL, Domus)
- Noldi Frommelt Schreinerei AG
- Rheintal Keramik AG
- Takino
- sowie diverse private Spender aus Abbruchobjekten (insgesamt drei Privatgebäude)
Zirkulie – Zentrum für zirkuläres Bauen
Dröschistrasse 15 (Swarovski-Areal)
FL 9495 Triesen
Ansprechpartner:
Simon Egger
+423 780 2414
simon.egger@zirkulie.net
www.zirkulie.net
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