Neujahrsbotschaft 2025
Regierungschef Risch: «Alles Grosse fängt im Kleinen an»
Geschätzte Einwohnerinnen und Einwohner Liechtensteins
Ein Jahr mit Veränderungen steht vor uns. Ein neuer Präsident in Amerika, vorgezogene Neuwahlen in Deutschland und reguläre Landtagswahlen in Liechtenstein. Dass wir weltweit vor grossen Herausforderungen stehen, erfahren wir tagtäglich in den Medien und was auf der Welt geschieht, betrifft uns direkt oder indirekt auch selbst. Ausnahmsweise möchte ich in dieser Neujahrsbotschaft den Blick zuerst nach innen richten – auf Liechtenstein.
«Wie geht es Dir»? Eine Alltagsfrage, die wir oft oberflächlich mit «Gut, und Dir?» beantworten. Doch wie geht es uns wirklich? Eine Antwort auf diese Frage gibt der Lie-Barometer, der zuletzt im Sommer im Staatsfeiertagsmagazin abgedruckt war. Auf die Frage, wie zufrieden wir mit unserem Leben aktuell sind, erreichen wir in Liechtenstein mit rund 7.5 auf einer Skala von 0 bis 10 einen relativ hohen und über die Jahre stabilen Wert.
Ist damit alles bestens und wir als Land sorgenfrei? Natürlich nicht. Der Lie-Barometer zeigt nämlich auch, wo es Handlungsbedarf gibt. Vier von fünf der drängendsten Themen haben mit Geld zu tun – Gesundheitskosten, Lebenshaltungskosten, Immobilienpreise und die Finanzierung im Alter.
Dazu sind für uns unter den «drängendsten Themen» der Verkehr sowie Umwelt, Klima- und Energiefragen. Der Lie-Barometer gibt also einen klaren Hinweis, wo wir ansetzen müssen, wenn wir die Zufriedenheit oder nennen wir es «das Gefühl des Glücks» in Liechtenstein weiter erhöhen wollen.
Auf der anderen Seite der Skala – also dort, wo wir uns keine Sorgen machen – scheinen an erster Stelle die «öffentlichen Finanzen» auf. Mit einem Plus von rund 700 Millionen Franken über die letzten vier Jahre, einem ausgeglichenen Budget für die nächsten vier Jahre und einem Höchststand bei den Reserven von fast drei Milliarden Franken, sowie dem wiederholten Bestrating AAA von S&P Global ist Liechtenstein finanziell tatsächlich solide aufgestellt.
Andere Themen, die uns gemäss Lie-Barometer wenig Sorgen machen, sind die Beziehungen zur EU, die öffentliche Sicherheit und auch die Kriminalität.
Glückliches Liechtenstein also? Ja und Nein. Ja, weil in Liechtenstein sehr vieles sehr gut funktioniert. Nein, weil man sich nie zu lange auf dem Erreichten ausruhen kann und soll. Wer will, dass es so bleibt, wie es ist, muss sich bewegen. Stabilität kommt von Bewegung, nicht von Stillstand – und schon gar nicht von Rückschritt.
Wir müssen Gutes besser machen und dort, wo es nicht ganz rund läuft, anpacken. Anpacken können wir in Liechtenstein zum Glück alle. Zumindest wenn man die Zahl von acht Abstimmungen im vergangenen Jahr sieht, wissen wir, dass wir gut und gerne gemeinsam entscheiden.
Was uns bei aller Innensicht bewusst sein muss, dass wir ohne befreundete Nachbarstaaten, ohne Integration in der Welt, ohne Teil Europas zu sein, in vielen Bereichen sehr viel grössere Herausforderungen hätten. Dank einer sehr aktiven Aussenpolitik, die seit dem Angriffskrieg Russlands und den geopolitischen Spannungen noch intensiver wurde, konnten wir die Beziehungen zu gleichgesinnten Staaten weiter stärken.
Dass Liechtenstein nicht nur in Bern, Wien und Berlin, sondern auch in Genf, Strasbourg, Brüssel und New York, wo die internationalen Organisationen sitzen, ein anerkannter Partner ist, davon durfte ich mich in den letzten Jahren auch persönlich oft überzeugen. Mit dem erst jüngst erfolgten Beitritt zum IWF wird auch unsere Botschaft in Washington zusätzliche Aufgaben bekommen und unsere Stimme in einem weiteren Gremium Gehör finden.
Ich bin überzeugt, dass wir nach innen weiterhin einen schlanken und soliden Staat, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und ein soziales Auffangnetz brauchen für die wo Hilfe benötigen. Nach aussen brauchen wir Partnerschaften und Solidarität.
Solidarität heisst für ein Land, dem es grundsätzlich sehr gut geht, auch, dass wir bereit sind, mehr zu geben, als man aufgrund unserer geringen Grösse von uns erwarten darf. Für andere da sein, anderen helfen, ist für mich gerade auch ein Gedanke, der in die besinnliche Zeit zum Jahreswechsel passt.
Vielleicht fragen wir uns im neuen Jahr nicht nur in der grossen Welt, sondern auch in der Familie und in der Nachbarschaft vermehrt: Wie kann ich helfen beziehungsweise was kann ich beitragen. Denn alles
Grosse fängt im Kleinen an.
Mit diesen Gedanken wünsche ich allen einen guten Start ins Jahr 2025.
Regierungschef Daniel Risch
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Daniel Risch
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