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Generationenwechsel im Valünalopp

Vom Langlaufpionier zur Vereinslegende

Gebhard Negele, ein Pionier im Langlaufsport in Liechtenstein, prägte 37 Jahre lang als Präsident den Verein Valünalopp.
241028 Porträt mit Gebhard «Gebi» Negele
Gebhard «Gebi» Negele ist der Mann, der den Langlauf in Liechtenstein so stark geprägt hat wie die Loipenspur im Schnee. (Bild: Nils Vollmar)
241028 Porträt mit Gebhard «Gebi» Negele
Seit 1982 führte er den Verein Valünalopp, 37 Jahre lang als Präsident. (Bild: Nils Vollmar)
Gebhard Negele und seine Frau Susi beim Langlaufen auf der frisch gespurten Loipe in Steg. (Bild: Archivbild, 2009)
Freitag Landtag Dezember 2012
Gebhard Negele war acht Jahre, von 2005 bis 2013, VU-Landtagsabgeordneter. (Bild: Elma Korac)
«Gebi» mit Johann Telser: «Der 85-Jährige gehört einfach zum Valünalopp dazu», sagt er über den Südtiroler, der vor 70 Jahren als Hirtenjunge nach Liechtenstein kam.
Gebhard Negele bei der Loipenpräparation mit dem «Pisten-Bully». (Bild: Archivbild, 2009)

«Es hat nur 48 Jahre gedauert, aber diesmal musste ich meiner Frau das erste Mal recht geben», schmunzelt Gebi Negele, als er über Krücken und seinen lädierten Fuss spricht. Ein Sturz auf dem Panoramaweg, dem Rat seiner Frau trotzend, hat ihn vorerst ausgebremst. Sein hartnäckiger Optimismus war das Problem und jetzt hält ein komplizierter Bruch ihn bezüglich Outdoorabenteuer an der kurzen Leine. «Glück im Unglück», sagt er und lacht – so gut es eben geht, wenn man drei Monate lang den Fuss nicht belasten darf. Dabei ist «langsamer machen» für Gebi Negele ein neues Kapitel. 

Damals waren wir noch echte Abenteurer mit Wollsocken über den Knien und einer selbst gebauten Spurmaschine aus Eisen.

Der 70-Jährige war nicht nur Bankangestellter und dort in der EDV-Branche tätig, sondern auch Gemeinderat und Landtagsabgeordneter. Doch die wahre Konstante in seinem Leben war und ist der Verein Valünalopp. 1972 als kleine Gruppe von Enthusiasten gegründet, setzte sich dieser ein ehrgeiziges Ziel: eine Loipe in Steg, die das Langlaufen im Valünatal langfristig sicherstellt. «Damals waren wir noch echte Abenteurer», erzählt er, «mit Wollsocken über den Knien und einer selbst gebauten Spurmaschine aus Eisen.» Denn in den 70er-Jahren war das Langlaufen in Liechtenstein weitgehend unbekannt und es gab keine Maschinen zum Spuren, «sondern einfach ein paar Spinner vom Land», erzählt Gebi Negele schmunzelnd, bevor er von der Geschichte des Valünalopps erzählt, in dem seit 48 Jahren Vereinsmitglied ist. 

Vom handgezogenen Schlitten zur Profi-Spurmaschine

«Damals waren die Erwartungen noch nicht so enorm. Heute muss praktisch alles perfekt sein», meint Gebi Negele. Früher stampfte man die Spuren mit den Skiern in den Schnee. Dafür waren mindestens drei Langläufer nötig. Einer lief voraus, zwei weitere folgten ihm, wobei links und rechts die sogenannte Stockspur gesetzt wurde. Je mehr man dann in dieser Spur kreiste, desto besser wurde diese. Die Technik des Skatings war damals noch nicht bekannt.
 
Etwas später hatten seine Langlaufkollegen die Idee, selbst eine Maschine zu kreieren. «Es war eine selbst gebaute Eisenkonstruktion, welche von einem Langläufer gehalten und einem Motorschlitten gezogen wurde», erinnert er sich. Ende der 70er-Jahre investierte der Valünalopp erstmals in eine rich-tige Spurmaschine. «Einen Kredit von 70 000 Franken nahmen wir dafür auf», weiss Gebi Negele, da er zunächst vier Jahre lang Kassierer des Vereins war. Kurz daraufhin begann der Sport zu «boomen» und der Valünalopp hatte dadurch das Glück, den Kredit recht schnell zurückzahlen zu können. Die Technik entwickelte sich mit den Jahren stets weiter und der Verein investiert seither regelmässig in seinen Fuhrpark. 

Gebi Negele war übrigens nicht nur ab 1982 im Vorstand des Vereins tätig, sondern 25 Jahre lang auch im aktiven Spurdienst. Gespurt wird heute meistens abends während vier bis sechs Stunden. Damit Langlaufende und Spaziergänger das Tal nutzen können, präpariert und signalisiert das Spurteam die Loipen und den Winterwanderweg zur Alp Valüna. Während einer Saison ist die Spurmaschine zwischen 400 bis 600 Stunden im Einsatz. Die Loipen werden während der Saison von Dezember bis Ende März nahezu täglich frisch präpariert. 

Nachtloipe als besonderes Highlight

Auf einer Höhe von 1300 bis 1450 Metern über Meer liegend, ist das Valünatal nicht schneesicher. Doch die geografischen Vorteile – eine schattige Lage und variierende Strecken durch Wälder entlang des Valünabachs – machen es dennoch beliebt: «Weil es eine Nord-Süd-Lage aufweist und eingeengt ist, wirkt die Sonne im Winter nur wenige Stunden am Tag darauf ein. Daher haben wir eine gewisse Schneesicherheit. Schweizweit sind wir übrigens eines der Langlaufgebiete, welches am meisten sogenannte Betriebstage auf natürlichem Schnee bietet», erzählt Gebi Negele stolz. Der Rundkurs verläuft über Wiesen, durch Wälder und dem Bachbett entlang zur Alp Valüna. Die Loipen konstant auf hohem Niveau zu halten, ist mit viel Aufwand verbunden, doch der Einsatz hat sich die vergangenen Jahre gelohnt: «Diese Loipen sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt», sagt er. Zudem steht der Valünalopp zwar in Konkurrenz zu 100 anderen Langlaufgebieten in der Schweiz, steht aber im Vergleich sehr gut da.

Diese Loipen sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt.

Zu Beginn hatte der Verein 10 Mitglieder und 30 Langläufer, «die ab und zu nach Steg zum Langlaufen gingen», erzählt er weiter. Heute verfügt der Valünalopp über eine beeindruckende Kartei von rund 2000 Namen, welche grösstenteils in Steg eine Saisonkarte lösen beziehungsweise mittels des Schweizer Langlaufpasses dorthin gehen, oder ein Loipenticket beziehungsweise eine Tageskarte lösen. Jugendliche bis 16 Jahre können übrigens unentgeltlich die Loipen benutzen. 

Die Loipen sind für Anfänger wie auch Profis geeignet. Als Rundloipe angelegt, können verschiedene Längen zurückgelegt werden. Treffpunkt ist oft die «Loipahötta», welche sich nahe dem Parkplatz Grund befindet. Häufig dort anzutreffen ist auch Johann Telser, ein Südtiroler, der vor 70 Jahren als Hirtenjunge nach Liechtenstein kam. «Der heute 85-Jährige gehört einfach zum Valünalopp dazu» und leistet als Loipenkontrolleur wertvolle Dienste, meint Gebi Negele. Er war zwar nie ein grosser Langläufer, aber er ist gesellig, redselig und verteile gerne Gummibärchen an die Kinder.

Was sich grosser Beliebtheit erfreut? Die Nachtloipe, sagt Gebi Negele wie aus der Pistole geschossen. Dabei erinnert er sich an eine Begebenheit Anfang der 80er-Jahre: «Damals war eine 1,7 Kilometer lange Loipe eine Seltenheit. In einer Nacht- und Nebelaktion kam ein Bauer aus dem Unterland nach Steg, zog ein Kabel ein und das LKW stellte daraufhin alte Stangen zur Verfügung.» Dadurch erhielt der Valünalopp eine provisorische, halblegale Nachtbeleuchtung, die manuell aktiviert wurde. «Wenn man länger unterwegs sein wollte, musste man rechtzeitig ganz nach vorne gehen und nochmals auf den Knopf drücken!», erzählt er lachend. 

Und wie kam der Valünalopp schliesslich zu seiner ersten fixen und legalen Nachtbeleuchtung? Ganz einfach: Gebi Negele sass im Landtag, ergriff das Wort und schlug das Projekt einer Nachtloipe vor. Hintergrund hierfür war die Tatsache, dass das Land Subventionen für Malbun aussprach und ich in diesem Fahrwasser auch eine Subvention für den Steg forderte. Seither verfügt Steg über eine Nachtloipe mit LED-Beleuchtung, die rund 180 000 Franken kostete, wenig Strom verbraucht und gut steuerbar ist, wie der ehemalige VU-Landtagsabgeordnete betont. «Es gibt übrigens nicht viele Langlaufgebiete, die eine Nachtloipe von 3,2 Kilometern Länge bieten, auf der man abends bis 21.30 Uhr bei Flutlicht durch die malerische Winterlandschaft gleiten kann. Idyllischer geht es einfach nicht!»  

Verein nach Generationswechsel in bewährten Händen

In der Zeit der Pandemie hat der Valünalopp deutlichen Zuwachs erlebt. «Schön ist auch die Entwicklung, dass Langlaufen längst nicht mehr nur von Sportlern ausgeübt wird. Von kleinen Kindern bis hin zu Senioren sind alle Altersklassen auf den Loipen unterwegs», erzählt Gebi Negele. Dabei betont er, dass auch die Zusammenarbeit mit den Gemeinden Triesenberg und Triesen eine wichtige Basis für den Langlaufsport in Steg bildet: «Die Loipen befinden sich auf den Hoheitsgebieten der Gemeinden Triesenberg und Triesen. Zudem sind die Alpgenossenschaft Kleinsteg und die Bürgergenossenschaft Triesen als Grundeigentümer involviert.» Hier gelte es, stets einen guten Kontakt zu pflegen und auf die Bedürfnisse der einzelnen Parteien einzugehen. «Wir sind sehr froh darüber, dass unsere Beziehungen in dieser Hinsicht sehr gut sind, und ich möchte mich auf diesem Weg nochmals bei allen für die Zusammenarbeit bedanken.»

Schön ist, dass Langlaufen längst nicht mehr nur von Sportlern ausgeübt wird. Von kleinen Kindern bis hin zu Senioren sind alle Altersklassen auf den Loipen unterwegs.

In den vergangenen 48 Jahren hat sich dank Gebis Engagement der Valünalopp zu einem bedeutenden Akteur entwickelt. In diesem Jahr hat er sich dazu entschieden, sich zurückzuziehen und das Präsidentenamt zu übergeben. «Überraschenderweise hat mein Sohn Jürgen Ja gesagt», erzählt er stolz. Die Aufgabenverteilung hat sich in den vergangenen Jahren durch den technologischen Fortschritt zwar verändert, und junge Vorstandsmitglieder bringen frischen Wind in den Verein, aber er weiss, dass der Valünalopp weiter florieren wird. «Der Verein lebt und im Valünatal ist es einfach wunderschön – was will man mehr?» Zudem blickt Gebi Negele freudig auf das Projekt Sportstätte, wofür der Landtag nach sechs Jahren endlich grünes Licht gegeben hat. «Die Trägerschaft, zu der nicht nur der Valünalopp, sondern auch der Skiverband zählt, rechnet fest damit, dass es im Frühling 2025 endlich damit losgeht.» 

Gebi Negele ist seit diesem Jahr Ehrenmitglied des Valünalopps, hat aber nicht nur sportlich, sondern auch privat sein Glück gefunden: Seit 48 Jahren an der Seite seiner Frau Susi, als Papa von drei Kindern und Neni von fünf Enkelkindern. In seiner Freizeit geniesst er die Natur, wobei der Winter seine Lieblingsjahreszeit ist.  Ob auf der Loipe oder in der Familie – der Triesner will seinem Lebensmotto treu bleiben: «Die Dinge richtig tun – und die richtigen Dinge tun.» Nur bei gut gemeinten Ratschlägen hört er künftig vielleicht doch besser auf seine Frau.

 

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