Volksmarsch auf die Pfälzerhütte
«Es ist doch toll, eine ausgestorbene Tradition wieder aufleben zu lassen»
Früher waren sogenannte Volksmärsche eine geschätzte Tradition. Was hat es mit diesen Volksmärschen auf sich? Bzw. was ist ein Volksmarsch?
René Keel, Pächter der Pfälzerhütte: Ich glaube, das Ziel dieser Volksmärsche war, die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern und die Menschen zusammenzubringen. Die Märsche fanden dabei nicht immer in den Bergen statt, sondern manchmal auch im Tal. Auch waren die schönen Medaillen ein Grund, warum man an den Volksmärschen teilnahm.
Waren Sie auch schon an einem solchen Volksmarsch dabei?
René Keel: Ja, als Kind war ich immer mit meinem Vater dabei. Auch erinnere ich mich, wie meine zwei Brüder und ich einmal die gleichen Lederhosen und Socken trugen.
Was war das Besondere an den damaligen Volksmärschen?
René Keel: Es haben immer sehr viele Leute daran teilgenommen, auch sehr viele Schulkinder. Man hat also immer viele Leute gekannt und kam miteinander ins Gespräch.
Für wen ist der diesjährige Volksmarsch gedacht?
Laura Hilti, Kunstverein Schichtwechsel: Für alle, die Lust haben, mitzulaufen. Der erste Volksmarsch findet im Rahmen der Vernissage auf der Pfälzerhütte statt und deshalb wollten wir den Besuchern die Gelegenheit bieten, zusammen hochzulaufen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Volksmärsche wiederzubeleben?
Laura Hilti: Das wissen wir selbst nicht mehr genau. Wir hatten ein Brainstorming für das Projekt «Das letzte Mammut Liechtensteins» und René erinnerte sich plötzlich an diese Volksmärsche. Die älteren Anwesenden waren begeistert von dieser alten Tradition, während wir Jüngeren besonders vom Namen etwas irritiert waren. Doch der Enthusiasmus überzeugte uns, und so hielten wir schliesslich auch am Namen fest.
René Keel: Es ist doch etwas Tolles, eine ausgestorbene Tradition wieder aufleben zu lassen.
Wie kann man sich den Ablauf des Volksmarsches vorstellen?
Laura Hilti: Der Treffpunkt ist um 10 Uhr vor dem Alpenhotel Vögeli in Malbun. Die Idee ist, gemeinsam über Sareis und den Augstenberg zur Pfälzerhütte zu laufen. Wenn zu viel Schnee liegt, würden wir auf den Weg über das Täli ausweichen.
Gibt es ein Rahmenprogramm auf dem Weg?
Laura Hilti: Auf allen drei Wegen zur Pfälzerhütte finden sich kleine Mammuts, die mit Quizfragen ausgestattet sind. Die Fragen auf dem Täli-Weg, die vom Historischen Verein zusammengestellt wurden, drehen sich um Geschichtliches, diejenigen des Alpenvereins über den Naaftal-Weg u. a. um die Natur und auf dem Weg über den Augstenberg geht es u. a. um die Sicherheit in den Bergen, weil dies auch der gefährlichste der drei Wege ist.
Apropos Sicherheit: Werden die Leute auf dem Volksmarsch von Bergführern begleitet?
René Keel: Nein, denn wir sehen uns lediglich als Ideengeber. Wir übernehmen auch keine Verantwortung für die Teilnehmenden. Beim Weg über den Augstenberg sollte allen klar sein, dass man trittfest sein muss und gute Schuhe tragen muss. Jenen, die nicht schwindelfrei sind, empfehle ich, über das Täli hochzulaufen.
Es gibt aber sicher immer wieder Leute, die den Weg auf die Pfälzerhütte unterschätzen?
René Keel: Ja, ich habe sicher jedes Jahr etwa zehn Gäste auf der Pfälzerhütte, die sich verlaufen haben und nicht mehr wissen, wo sie sind. Oftmals tragen sie auch nur Turnschuhe und haben keine ausreichende Ausrüstung dabei.
Wenn man den Weg zur Pfälzerhütte einmal geschafft hat, erwartet einen am 24. Juni ein grösseres Kulturprogramm. Was ist genau geplant?
Laura Hilti: Um 13 Uhr wird es eine Paradiesvögel-Performance mit Kostümen von Ursula Wolf, einer Choreografie von Tamara Kaufmann und Musik von Anna Lena Lorenz geben. Diese wird um 21 Uhr zum Sonnenuntergang nochmals wiederholt. Um 17 Uhr gibt es eine Lesung der Geschichte des letzten Mammuts von Sigvard Wohlwend sowie 5-Minuten-Vorträge unter anderem von Philipp Frick, Christoph Frommelt, Daniel Miescher und Petra Wille. Und dazwischen macht DJ Heinz – also Heinz Mühlegg – Musik.
Auch eine Ausstellung ist vorgesehen.
Laura Hilti: Ja, neben dem lebensgrossen Holzmammut von Edgar Bargetze und der dazugehörigen fiktiven Geschichte gibt es auch eine Ausstellung in der Gaststube der Pfälzerhütte, in der es um die Geschichte der Hütte geht wie auch um andere Geschichten aus den Bergen. Dazu habe ich z. B. Interviews geführt mit ehemaligen Pächtern der Pfälzerhütte wie auch mit Rettungschefs der Bergrettung sowie mit Menschen, die Angehörige oder Freunde in den Bergen verloren haben. Auch gibt es einen Beitrag, wie sich die Murmeltiere aufgrund des Klimawandels in Zukunft entwickeln könnten. All dies wird bis Ende Saison in der Pfälzerhütte zu sehen sein.
Das Projekt wird begleitet von einem Filmwettbewerb. Sind dazu schon Eingaben eingegangen?
Laura Hilti: Bis jetzt noch nicht, wir haben aber schon von einigen gehört, dass sie Filme einreichen möchten. Dies ist noch bis zum 9. Juli möglich.
René Keel: Bei mir hat eine ganze Schulklasse eine Übernachtung auf der Pfälzerhütte gebucht, um hier einen Kurzfilm zu drehen.
Als Erinnerung an den Volksmarsch gab es früher eine Medaille zu kaufen. Wird es auch dieses Jahr eine geben?
Laura Hilti: Ja, und diese gibt es nur auf der Pfälzerhütte. Während früher oftmals Fürstinnen und Fürsten oder Kirchen abgebildet waren, zeigt die diesjährige ein Mammut auf der Vorderseite und auf der Rückseite die Pfälzerhütte. Gestaltet wurde sie von Liam Wohlwend.
Welche Erwartungen habt ihr an den Anlass?
Beide: Wir haben überhaupt keine Erwartungen. (lachen)
Laura Hilti: Wir freuen uns einfach, wenn ein paar Leute mitkommen und mit uns die Ausstellungseröffnung feiern.
René Keel: Ob beim Volksmarsch viele Leute mitlaufen, ist sicherlich wetterabhängig. Es soll ein Tag sein, an dem die Gäste miteinander reden, gemeinsam hochlaufen und mit uns eine schöne Zeit auf der Pfälzerhütte verbringen können.
Angenommen, es nehmen 200 Leute am Volksmarsch teil. Ist die Pfälzerhütte auf so einen grossen Ansturm vorbereitet?
Klar. Ich werde mich darauf vorbereiten und freue mich auf die Gäste. Je mehr, desto besser.
Weitere Infos: www.smammut.li
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Ursula Wolf
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