«Liewo»-Weihnachtsgeschichte
Besuch in der Himmelswerkstatt
Wenn er doch bloß einmal einen kurzen Blick hinter das Geschenkpapier werfen könnte! Bald ergab sich die Gelegenheit: Mama und Papa waren mit seiner Schwester Nele zum Geigenvorspielen gegangen.
Endlich allein. Oben schimmerten die Pakete im Dämmerlicht des Dezemberabends. Wie nur sollte er an diese herankommen? Er schob den Esstisch unter den Schrank, dann stellte er Mamas Hocker auf den Tisch. Wenn er jetzt auf den Hocker stieg und sich auf die Fußspitzen stellte … Es funktionierte. Kaum hatte Luis die Hände nach dem goldenen Geschenk ausgestreckt, kam es ihm auch schon entgegen. Und noch etwas sauste an ihm vorbei und landete mit lautem Knall auf dem Fußboden. Luis stieg schnell vom Tisch herab und dort lag sie: die Porzellanpuppe, die sich Nele so sehr gewünscht hatte. Besser gesagt: die Teile einer Porzellanpuppe in einem rosafarbenen Karton. Was tun? Eine neue Puppe kaufen? Schnell lief er ins Kinderzimmer. Auf der Fensterbank stand das Sparschwein. Ein paar Münzen klapperten darin und Luis wusste, dass das nicht reichen würde. Aber ihm kam eine Idee: Wenn er sein Geschenk für Nele einpackte? Vielleicht freute sie sich ja auch über einen Dinosaurier. Gesagt, getan: Das Stofftier wurde in den Karton gequetscht, die beschädigte Puppe kam ins goldene Papier, beides zurück auf den Schrank und Hocker sowie Tisch dorthin, wo sie hingehörten.
„Pssst, er schläft“, hörte Luis helle Stimmchen vom Fenster her. Zwei Engel … einer mit goldenen und einer mit silbernen Flügeln. „Nein, ich glaube, er weint”, sagte das goldene Engelchen. „Was ist passiert?” – „Die Puppe. Dort oben auf dem Schrank.” – „Meinst du die hier?”, fragte der Engel, der sich das goldene Paket vom Wohnzimmerschrank geholt hatte. „Oh, das ist ja ein schlimmer Unfall. Die Puppe müssen wir schnellstens in die Himmelswerkstatt bringen. Möchtest du mitkommen?” Na und ob Luis das wollte. Direkt vorm Fenster parkte der Weihnachtsschlitten mit Rentieren davor, der nun mit dem Jungen und den Engeln durch die Nacht direkt durchs Himmelstor zur Puppenklinik flog.
„Porzellan zerbrochen? Dann ab in die Notaufnahme!”, schnarrte ein emsiger Engel und schob Neles Puppe auf einem Rollbett in den OP. „Nichts da, junger Mann”, sagte der Engel streng, als Luis hinterher wollte. Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Komm mit”, sagte der silberfarbene Engel und nahm Luis an der Hand. „Ich zeig dir die Himmelswerkstatt, während deine Puppe verarztet wird. Du wirst staunen.” Und wahrlich! In der Weihnachtsbäckerei durfte Luis von den schönsten Zuckerkringeln naschen, in der Werkstatt nebenan wurden Holzpferde geschnitzt und in der Schneiderei bekamen Teddybären neue Pullover. Dann ging es zur Abteilung Christbaumschmuck, bevor sie schließlich in der Packerei landeten, wo fleißige Engelchen die schönsten Spielzeuge in bunte Papiere wickelten. Und siehe da: Dort lag Neles Puppe, gesund und munter. Blitzschnell verschwand sie in einem Geschenkkarton. Zeit für die Heimfahrt! Luis wachte auf. Mit einem Sprung war er aus den Federn und im Wohnzimmer. Oben auf dem Schrank lagen die Pakete. Hatte er das alles nur geträumt?
Heiligabend: Schon rief das Glöckchen zur Bescherung. Luis hatte ein mulmiges Gefühl. „Was ist bloß mit dem Jungen los?”, wunderte sich sein Vater. „Na los! Das ist für dich, frohe Weihnachten!” Statt aber das Papier vom Geschenk zu reißen, blickte Luis nur gespannt zu Nele hinüber, die vorsichtig einen rosafarbenen Karton öffnete. „Oh”, rief Nele, „ist sie nicht wunderschön?” Nele hielt eine Puppe hoch. „Aber Luis”, rief Papa wieder, „willst du nicht endlich auspacken?” Ratsch – war das Papier weg. Und dann hielt er den schönsten Dino der Welt im Arm. Ja, und dann ... davon können zwei Engelchen berichten, die am Fenster saßen und sich den Schnee aus den Flügeln putzten.
Geschichte von:
Kieninger/DEIKE
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