Erneut Tote bei Protesten im Gazastreifen
Ein Sprecher der palästinensischen Gesundheitsbehörde teilte mit, unter den Toten sei auch ein 16-Jähriger. Auch Frauen und Kinder seien verletzt worden. Etwa ein Drittel der Verletzten erlitten den Angaben zufolge Schussverletzungen, viele andere klagten über Beschwerden nach dem Einsatz von Tränengas. Auch palästinensische Journalisten sollen unter den Verletzten sein.
Am späten Abend berichteten mehrere Medien übereinstimmend, die Zahl der toten Palästinenser sei inzwischen auf neun angestiegen; sie verwiesen auf eine entsprechende Aussage des palästinensischen Uno-Botschafters bei den Vereinten Nationen, Riyad Mansour.
Tausende protestierten
Tausende Palästinenser versammelten sich an der Grenze, um für ein Recht auf Rückkehr in jene Gebiete zu demonstrieren, die heute Teil des israelischen Territoriums sind. Nach Angaben der israelischen Armee waren rund 20'000 Palästinenser an Protesten entlang der gesicherten Grenze beteiligt.
Vor allem Jugendliche zündeten Autoreifen an und warfen Steine in Richtung israelischer Soldaten. Der Uno-Hochkommissar für Menschenrechte forderte Israel auf, überzogene Gewalt seiner Sicherheitskräfte gegen Demonstrierende zu unterbinden.
Grosse Gruppen von Jugendlichen näherten sich dem Sperrgebiet unmittelbar an der Grenze und setzten sich damit der Gefahr aus, unter Beschuss genommen zu werden. Die israelische Armee postierte Scharfschützen, um einen Durchbruch durch die Grenzanlage abzuwehren. Ein Sprecher der Armee erklärte, eine Beschädigung des Zaunes werde nicht zugelassen, denn damit werde die israelische Bevölkerung geschützt.
Mindestens 29 Tote
Seit Beginn der Proteste vor einer Woche sind mindestens 29 Menschen ums Leben gekommen. Am Freitag erlag ein Mann seinen Schusswunden, die er sich am ersten Tag der Proteste zuzog.
Schusswaffen sollten nur als letztes Mittel eingesetzt werden, erklärte das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte am Freitag in Genf. Im Kontext einer militärischen Besetzung, was im Gazastreifen der Fall sei, könne der ungerechtfertigte Einsatz von Schusswaffen den Tatbestand der vorsätzlichen Tötung von Zivilisten erfüllen und wäre eine Verletzung der Vierten Genfer Konvention.
Anlass der Proteste ist der 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser sehen sie als Katastrophe (Nakba) an, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Sie pochen auf ein "Recht auf Rückkehr". Israel lehnt dies ab.
Militärisches Sperrgebiet
Die israelische Armee erklärte das Grenzgebiet zum Gazastreifen am Freitag zum militärischen Sperrgebiet. Die Truppen setzten Mittel zur Bekämpfung von Unruhen ein, hiess es in der Mitteilung. Schüsse würden gemäss klarer Einsatzregeln abgefeuert. Israels Militär werde es nicht zulassen, dass der Grenzzaun beschädigt wird.
Am Karfreitag waren bei Konfrontationen 18 Palästinenser getötet worden, zwei starben später an ihren Verletzungen. Israelische Soldaten schossen nach Armeeangaben gezielt auf palästinensische Rädelsführer.
Uno-Generalsekretär António Guterres forderte von allen Beteiligten Zurückhaltung. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) äusserte sich besorgt über die hohen Opferzahlen. Mehr als 2500 Palästinenser sind seit Karfreitag verletzt worden, viele durch Tränengas. Guterres hat eine unabhängige Untersuchung der tödlichen Gewalt gefordert. (sda/reu/dpa/afp)
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Rotes Kreuz
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