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«Unsere Gäste willkommen heissen»

Hanni Hoop beteiligt sich aktiv am gesellschaftlichen Leben ? sei es für den kulturellen Austausch mit China, auf politischer Ebene oder im Vereinsleben. Seit mittlerweile dreizehn Jahren betreibt sie das Internetportal welcome.li.

Aus welcher Motivation heraus haben Sie vor mehr als dreizehn Jahren das Portal welcome.li gegründet?

Hanni Hoop: 1999 geriet der Finanzplatz Liechtenstein massiv unter Druck. Ich wollte nicht länger zusehen, wie das Image des Landes den Bach runtergeht und zeigen, dass Liechtenstein viel mehr zu bieten hat als Banken und Treuhandunternehmen. Da ist mir die Idee mit dem Branchenverzeichnis gekommen.

Wie sind Sie auf den Namen welcome.li gekommen?

Im April 2000 war ich in Paris mit der U-Bahn unterwegs und sah dort eine Werbung für die Internetseite welcome.fr. Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: welcome.li wäre genau der richtige Name für mein Portal. Nach meiner Rückkehr habe ich sofort die Domains welcome.li, willkommen.li, benvenuti.li, benvenidos.li und bienvenue.li reservieren lassen.

Warum ist das der richtige Name für Ihr Portal?

Wer heute eine Reise unternimmt, informiert sich im Internet meist vorher über Land und Leute. Er will direkt oder indirekt wissen, wie gastfreundlich ein Land ist und ob er sich dort auch wohlfühlen wird ? sei es im Urlaub, auf Geschäftsreise oder einfach auf der virtuellen Reise durch das Internet. Welcome.li heisst Liechtensteins Gäste in sechs Sprachen willkommen und bietet einen einzigartigen Überblick über rund 3000 Unternehmen, Verbände und Vereine ? alles nach Sparten geordnet.

Welches war die letzte Sprache, die hinzugekommen ist?

Neben französisch, italienisch, englisch, spanisch und deutsch habe ich die Site vor wenigen Jahren auf Chinesisch übersetzen lassen. Die Klicks zeigen, dass sich das gelohnt hat.

Wer sind ? neben den Chinesen ? die häufigsten Besucher von welcome.li?

Die meisten Besucher der Seiten kommen aus dem deutschsprachigen Raum, dicht gefolgt von mittel- und südamerikanischen Ländern wie Mexiko und Brasilien. Ich habe aber auch zahlreiche Anfragen aus Frankreich, Italien, Spanien und Osteuropa.

Worauf führen Sie den Erfolg des Portals zurück?

Die Frage ist, wie man Erfolg definiert. Zum einen wollte ich mit dem Portal ein tiefer gehendes, positives Bild von Liechtenstein zeichnen. Ich denke, das ist mir gelungen. Die vielen Klicks sind sicher auch auf das Ranking bei Google zurückzuführen. Suchmaschinen erkennen, wenn Seiten täglich aktualisiert werden. Ich redigiere ja nicht nur Adresslisten, sondern stelle auch aktuelle Meldungen und Berichte von den Tageszeitungen sowie von der Regierung und anderen Institutionen auf das Portal.

Arbeiten Sie allein an der Plattform welcome.li oder haben Sie Unterstützung?

Ich hole mir regelmässig Feedback von Informatikern, Kulturschaffenden und Marketingfachleuten. Dieses kleine Team begleitet meine Arbeit. Gemeinsam können wir so Ideen umsetzen und Optimierungen an der Site vornehmen.

Was unterscheidet welcome.li von anderen Branchenführern?

Als ich angefangen habe, gab es noch kein liechtensteinisches Branchenverzeichnis im Netz. Mittlerweile hat sich das geändert, aber das Portal konnte sich trotzdem erfolgreich über mehr als 13 Jahren behaupten. Es listet ausschliesslich in Liechtenstein ansässige Unternehmen, Institutionen und Vereine auf ? ergänzt durch Ausflugsziele in der Region.

Wie finanziert sich das Portal?

Ich unterscheide zwischen Basis- und Premiumeinträgen und Bannerwerbung auf den Seiten. Basiseinträge sind kostenlos. Einträge mit Stichwortverlinkung und einem Kurzbeschrieb sind dagegen kostenpflichtig und werden bevorzugt positioniert.

Neben welcome.li bewirtschaften Sie auch die Portale euregio.li und intereuropa.info. Welches Zielpublikum wollen Sie über diese Portale erreichen?

Ursprünglich hatte ich die Idee, ein Branchenverzeichnis für die Region, ja für ganz Europa zu kreieren. Aufgrund der Attraktivität von welcome.li köchelt dieses Projekt momentan aber auf einer kleineren Flamme.

Was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie das Portal gegründet haben?

Mein Mann und ich haben einige Jahre in Zürich gelebt. Er hat dort Zahnmedizin studiert und als Zahnarzt gearbeitet. Ich war beruflich als gelernte Fremdsprachensekretärin in einer Anwaltskanzlei tätig. 1982 haben wir uns entschieden, nach Liechtenstein zurückzukehren und in Eschen die Zahnarztpraxis meines Mannes aufzubauen. Zurück in Liechtenstein stand für mich das Familienmanagement an erster Stelle. Drei Kinder grosszuziehen, ist ein Fulltime-Job. Nebenbei habe ich mich in der Verwaltung und Administration der Praxis engagiert.

Sind Sie gebürtige Liechtensteinerin?

Meine Mutter und auch die Mutter meines Vaters waren beide Liechtensteinerinnen. Mein Grossvater väterlicherseits war Österreicher. So wurde ich als Österreicherin geboren. Meine Familie hatte sich damals, lange vor meiner Hochzeit, in Schaan einbürgern lassen.

Sie sind in Liechtenstein auch politisch sehr aktiv. Wie kam das zustande?

Meine Familie hat sich politisch nie exponiert. Ganz anders die Familie meines Mannes ? dort wählte man immer FBP. Da ich mich stets für das Gemeinwohl starkgemacht habe, wurde ich irgendwann von der Fortschrittlichen Bürgerpartei angesprochen, ob ich mich nicht bei ihnen politisch engagieren möchte. Das hat mich interessiert. Und so kam es, dass ich eines Tages Mitglied des Eschner Gemeinderates und als erste Frau Mitglied des AHV-Verwaltungsrates wurde.

Mischen Sie gerne mit?

Das ist in der Tat so. Nehmen Sie zum Beispiel meinen Einsatz für den kulturellen Austausch mit China. Damals hat mich der Präsident des Liechtensteinischen Kammerorchesters, heute SOL, gefragt, ob ich nicht das Management des Orchesters für den Kulturaustausch mit China übernehmen möchte. Da habe ich nicht lange gezögert und mich mit Begeisterung in die neuen Aufgaben gestürzt.

Was genau waren Ihre Aufgaben?

Ich habe den ersten Kulturaustausch zwischen Liechtenstein und der Volksrepublik China zusammen mit Albert Frommelt organisiert. Albert Frommelt, Gründer und Dirigent des damaligen Liechtensteinischen Kammerorchesters, dirigierte im April 1994 in Shenzhen das dortige Symphonie-Orchester. Im Gegenzug kam Professor Yao Guan Rong im Oktober desselben Jahres nach Liechtenstein und dirigierte das Liechtensteinische Kammerorchester. Aus diesen Begegnungen entstanden rege kulturelle Aktivitäten zwischen beiden Ländern. Die zu initiieren, koordinieren und zu pflegen, gehörte zu meinen Aufgaben.

Welchen Bezug haben Sie zu China?

Über diese kulturellen Begegnungen konnte ich sehr enge Kontakte zum Generalkonsulat der Volksrepublik China in Zürich knüpfen. So bin ich 1995 der Schweizerisch-Chinesischen Gesellschaft beigetreten und war mehrere Jahre lang offizielle Vertreterin für den europaweiten Kulturaustausch mit der Provinz Zhejiang in China. Seit vier Jahren bin ich auch Vorstandsmitglied im Chinesischen Verein Liechtenstein.

China ist nächstes Jahr Gastland an der Liechtensteinischen Industrie-, Handels- und Gewerbeausstellung Lihga. Sind Sie da ebenfalls eingebunden?

Ja, aber nur am Rande, dafür aber mit sehr speziellen Ideen für Synergien innerhalb unserer Region.

Betätigen Sie sich selbst auch kulturell?

Ich bin seit vielen Jahren aktives Mitglied im Gesangverein Kirchenchor Eschen. Das Singen in der Kirche hat für mich etwas Erhabenes. Wenn es dann noch lateinische Lieder sind, geht mir das Herz auf. Dabei kann ich mich sehr gut entspannen und komme auf andere Gedanken.

Was war das letzte grössere Stück, das Sie mitgesungen haben?

Die Orgelsolo-Messe von Mozart. Die haben wir inzwischen sowohl mit Orgel solo als auch mit Orchester aufgeführt. Damit verbunden waren sehr viele Proben, eine konzentrierte Arbeit an der eigenen Stimme und das übliche Partiturlesen. Im nächsten Frühjahr wollen wir diese Messe auch in Weimar singen. Darauf freue ich mich schon sehr.

Denken Sie mit 64 Jahren manchmal schon ans Kürzertreten?

Eine gute Frage, die man sich, je älter man wird, immer öfter stellt. Kulturell möchte ich mich gerne weiter so einbringen können. Auch in der Zahnarztpraxis meines Mannes werde ich gebraucht. Ich bin mir meiner Verantwortung bei der Weitergabe der Domain www.welcome.li sehr wohl bewusst und möchte sie deshalb in guten Händen wissen. Momentan hält mich jedoch nichts davon ab, das Portal noch ein paar Jahre weiter mit Elan und Freude zu betreuen ? so wie bisher. (Interview: bbo)

 
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