Teurer Alleingang der Telecom wird beendet
Vaduz. - Mit einer 75-Prozent-Beteiligung will sich die Swisscom das gesamte Telekommunikationsgeschäft des staatlichen liechtensteinischen Anbieters einverleiben, wie das Schweizer Unternehmen und die liechtensteinische Regierung am Dienstag mitteilten. Die Übernahme umfasst auch die bei den Liechtensteinischen Kraftwerken LKW angesiedelte Telekominfrastruktur.
Swisscom und die liechtensteinische Regierung haben eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Die Übernahme muss nun noch vom liechtensteinischen Parlament abgesegnet werden. Vom Deal nicht betroffen sind die Kabelnetzaktivitäten der TLI sowie die Churer TLI-Tochter Deep.
Stellenabbau bei Telecom und LKW
Die Überführung der Telecom Liechtenstein mit ihren gut 100 Mitarbeitern in die Swisscom soll zwei Jahre dauern. Die Liechtensteiner Regierung rechnet mit einem Abbau von etwa 50 Stellen. Ein Sozialplan ist vorgesehen. Weitere 10 Arbeitsplätze werden bei den Kraftwerken gestrichen.
Hintergrund der Übernahme ist aus Liechtensteiner Sicht der zunehmend defizitäre Betrieb der TLI. Das Unternehmen kämpft vor allem mit dem schrumpfenden Segment Festnetztelefonie. Die Regierung geht davon aus, dass im Alleingang kein rentables Geschäft mehr möglich ist. Für die Swisscom geht es um neue Kunden.
Zurück ins Jahr 1997
Mit dem Deal wird das Versorgungsgebiet Liechtenstein «vollständig» in die Swisscom integriert. Damit kehrt das Fürstentum im Festnetzbereich weitgehend zur Situation zurück, die vor der glücklosen Liberalisierung des liechtensteinischen Telekommunikationsmarktes herrschte. Schon damals befand sich die ganze Telekommunikation im Ländle unter den Fittichen der Swisscom. Mit der 1997 eingeleiteten Liberalisierung löste sich das Fürstentum aus dem schweizerischen Telefonnetz, trennte den Telekom- Markt in diverse Bereiche auf und vergab Konzessionen an verschiedene Unternehmen. Der Swisscom blieb die Lokaltelefonie.
Der Schuss ging nach hinten los: Die Preise stiegen, dem Staat erwuchsen statt Einnahmen nur Unkosten und die technischen Probleme nahmen kein Ende. Bald wurde im Land der Ruf laut nach «Verhältnissen wie zu Zeiten des Swisscom-Regimes». 2003 sollte es soweit sein. Das Fürstentum wollte die Mehrheit der staatlichen Liechtenstein TeleNet an die interessierte Swisscom verkaufen. Doch es kam wiederum anders: Die Swisscom zog sich vollständig aus dem Festnetzgeschäft im Fürstentum zurück.
Verträge Ende Jahr
Nun soll es aber doch noch zur Wiedervereinung kommen. Die Swisscom rechnet damit, die Verträge mit Liechtenstein im Idealfall schon Ende Jahr unterzeichnen zu können.
Das Engagement der Swisscom sei ein erfreuliches Signal für die Bevölkerung und den Wirtschaftsstandort, sagte Regierungschef Klaus Tschütscher zur Nachrichtenagentur sda. Eine funktionierende und preiswerte Telekommunikation sei ein zentraler Standortfaktor. (sda)
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Klaus Tschütscher