Kein Beizensterben wegen Rauchverbot
Bern. – Im Gegenteil: Seit Jahren gibt es in der Schweiz knapp 30 000 Gastronomieunternehmen – Tendenz steigend. Eine Erhebung des Gläubigerverbands Creditreform weist über die letzten zehn Jahre ein robustes Wachstum der Branche aus.
Ende 2009, als in den meisten Kantonen bereits ein Rauchverbot galt, gab es unter dem Strich über 500 Bars und Beizen mehr im Land als Anfang Jahr. 2008 waren fast 600 Betriebe dazugekommen.
Mehr Beizen als vor dem Verbot
Im Tessin waren 2004 noch mehr Gastgewerbebetriebe geschlossen als neue eröffnet worden. Seit Einführung des Rauchverbots 2007 jedoch gibt es im Südkanton insgesamt 82 Betriebe mehr. In St. Gallen gilt seit Oktober 2007 ein Rauchverbot. Seither wurden 65 Betriebe mehr im Handelsregister neu eingetragen als gelöscht. Dies entspricht etwa dem Durchschnitt der Vorjahre.
Das gleiche Bild bietet sich im Kanton Graubünden, ebenfalls ein Pionier-Kanton in Sachen Rauchverbot: Seit der Einführung im Frühling 2008 gibt es dort insgesamt 59 zusätzliche Bars und Restaurants. Die Zahl der Konkurse blieb sowohl in St. Gallen wie auch in Graubünden im Rahmen der Vorjahre, im Tessin stieg sie leicht an.
Ein Beizensterben zeigt die Statistik dagegen in Kantonen, wo noch kein Rauchverbot gilt oder wo ein solches eben erst eingeführt worden war: Entgegen dem nationalen Trend verschwanden in der Waadt 2009 unter dem Strich 21 Restaurationsbetriebe, in Schaffhausen 11. Im Jahr zuvor hatte es Luzern, Neuenburg und ebenfalls Schaffhausen getroffen, 2007 vor allem Basel-Landschaft und den Aargau.
Klagen ohne Zahlen
In keinem Kanton mit Rauchverbot gab es nach der Einführung weniger Beizen als vorher, in solchen ohne Rauchverbot jedoch schon. Dieser Befund deckt sich nicht mit den Klagen der Wirte über sinkende Umsätze: Gemäss einer Erhebung der Zürcher Cafetiers etwa beträgt der Umsatzrückgang in Kantonen, in denen nicht mehr geraucht werden darf, durchschnittlich 12 bis 15 Prozent.
Der Berner Wirteverband bezifferte im letzten Dezember die Einbussen auf durchschnittlich sieben Prozent. Einige Betriebe machten nach eigenen Angaben nicht einmal mehr halb so viel Umsatz wie vor dem Rauchverbot. In St. Gallen war von «eklatanten Umsatzeinbussen» die Rede, und auch die Tessiner Wirte jammerten, ohne aber Zahlen nennen zu können.
Nicht einstimmen in die Klagen mag Fluregn Fravi, Geschäftsführer von GastroGraubünden. Auch wenn Betriebe ohne Fumoirs einen gewissen Nachteil hätten, verzeichne die Branche in Graubünden insgesamt keinen Umsatzrückgang, sagte er auf Anfrage. Ebenso wenig sei die Lohnsumme der Angestellten gesunken, wie sich bei den Abrechnungen für berufliche Vorsorge und Familienausgleichskasse zeige.
Ungewisse Langzeitwirkung
Konfrontiert mit der Creditreform-Statistik äussert sich der nationale Wirteverband GastroSuisse kurz angebunden: Die Langzeitwirkung des Rauchverbots auf die Branche könne heute noch nicht beurteilt werden, heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Je nach Ausrichtung sei das Gastgewerbe sehr unterschiedlich betroffen. Besonders stark betroffen seien Betriebe mit einem hohen Getränkeumsatz wie Bars und Stammtisch-Lokale. (sda)
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Familienausgleichskasse