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Erbprinz fordert Abkehr vom Schwarzgeld

Erbprinz Alois rät in der Debatte um das Bankgeheimnis zu einer Abkehr von nicht deklarierten Geldern. Das Bekenntnis zur Steuerkooperation schaffe für Liechtenstein neue und vor allem nachhaltige Geschäftsmöglichkeiten, sagte er in einem Interview mit der «Handelszeitung».

VON PATRICK STAHL

Vaduz. – Die internationale Kritik werde mit dem Wechsel von der grauen auf die weisse Liste der OECD nicht verstummen, sondern in den nächsten Monaten eher noch zunehmen. «Mit einer Salamitaktik sind die Probleme nicht mehr zu lösen», sagte der Erbprinz in dem gestern veröffentlichten Interview.

«Wir meinen, es genügt nicht, nur auf Zeit zu spielen», sagte er. Liechtenstein müsse den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen und Hand bieten für tragfähige Lösungen.

Abgeltungssteuer löst Problem nicht

«Wir sind bereit, über verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu sprechen», sagte das Staatsoberhaupt. Er glaube allerdings nicht, dass sich der automatische Informationsaustausch künftig als weltweiter Standard durchsetzen werde. Skeptisch äussert er sich auch zu der von den Schweizer Banken vorgeschlagenen Abgeltungssteuer. «Ich sehe die Abgeltungssteuer nur als eine von verschiedenen Möglichkeiten, den internationalen Steuerdruck zu entschärfen, nicht aber als eine generelle Lösung für das Problem der Steuerhinterziehung», sagte Erbprinz Alois.

Das Staatsoberhaupt rät stattdessen zu langfristig ausgelegten Modellen und verweist dabei auf das Abkommen mit Grossbritannien. Die britischen Kunden müssen den Liechtensteiner Finanzinstituten ab 2015 darlegen können, dass die in Liechtenstein platzierten Gelder legal versteuert sind. «Es ist im dreifachen Sinne eine Win-win-win-Situation», sagte Erbprinz Alois. Das Ursprungsland bekomme die verlangten Steuern, der Kunde die Privatsphäre und die liechtensteinischen Finanzintermediäre könnten die internationalen Standards in Steuerfragen einhalten.

LLB-Chef hält Abkommen für Ausnahme

Josef Fehr, Chef der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), glaubt dagegen nicht, dass das Abkommen mit Grossbritannien als Muster für Verträge mit anderen Staaten beigezogen werde. «Das Offenlegungsprogramm mit Grossbritannien ist eine Ausnahme», sagt Fehr in einem ebenfalls gestern veröffentlichten Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Alle anderen bisherigen Abkommen entsprächen dem OECD-Standard.

Eine Abgeltungssteuer hält der LLB-Chef zwar für eine «valable Lösung». Die Frage sei aber, ob es dafür «nicht schon zu spät ist». Entscheidend ist aus Sicht von Fehr, dass es keinen automatischen Informationsaustausch gibt und das Bankgeheimnis im Kern gewahrt bleibe. Bilaterale Verhandlungen müssten «ein Geben und Nehmen» sein. Die Politik habe dabei die Aufgabe, die Interessen sowohl der Finanzdienstleister als auch der Industrie in in ein Gleichgewicht zu bringen.

Schwierige Situation für Treuhänder

Erbprinz Alois räumt in dem Interview  ein, dass sich Liechtenstein momentan in einer schwierigen Transformationsphase befinde. Vor allem der Treuhandsektor tue sich mit der Umstellung der Steuerstrategie schwer. «Die Treuhänder haben Kunden verloren und werden noch weitere verlieren.» Auf der anderen Seite könnten die Treuhänder und Banken jetzt besser international tätig sein. Das starke Bankgeheimnis in Steuerfragen sei eine Hypothek für die Reputation des Landes gewesen. «Gerade viele institutionelle Anleger haben uns früher trotz sehr attraktiver Rahmenbedingungen wegen des Reputationsrisikos gemieden», sagte der Erbprinz weiter.

Das Bekenntnis zur Steuerkooperation schaffe für Liechtenstein neue und vor allem nachhaltige Geschäftschancen. Als Beispiele erwähnte das Staatsoberhaupt die Bereiche Versicherungen, Anlagefonds und Pensionskassen.

 

 

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