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Eine Vision schreibt Geschichte

Seit gestern, Freitag, 14.17 Uhr, ist die Schweiz um einen Weltrekord reicher: Mit dem Neat-Gotthardtunnel hat sie den längsten Eisenbahntunnel der Welt. Davon profitiert auch Liechtenstein und feiert den gestrigen Durchstich mit.

Sedrun/Vaduz. – Die Schweiz hat im langjährigen Kampf für eine Vision gesiegt und sich im wahrsten Sinne des Wortes durch einen Berg gebissen. Jahrzehntelange Hoffnung und ein Traum der Stimmbürger konnten umgesetzt werden. Kein Wunder, dass die Emotionen gestern kurz vor und nach dem Durchstich hoch wogten und sämtliche Politiker um Worte rangen. Mit dabei auch Liechtensteins Regierungschef-Stellvertreter und Verkehrsminister Martin Meyer, der die Bedeutung des Jahrhundertbauwerks für Liechtenstein betonte.
Die Schweiz ermutigt Liechtenstein
«Es war ein sehr bewegender Moment, als die Tunnelbohrmaschine mit einem Durchmesser von 10 Metern durch den Tunnel stiess», bestätigt Meyer nach dem feierlichen Moment. Gemeinsam mit hochrangigen Schweizer Politikern und den Ingenieuren und Mineuren befand er sich um 14.17 Uhr zweieinhalb Kilometer unter der Erdoberfläche in dem 57 Kilometer langen Tunnel. Höhepunkt sei jedoch gewesen, als die ersten Mineure durch die Öffnung des Durchstosses gestiegen seien und die Vereinigung mit Flaggen gefeiert hätten.
Für Liechtenstein sei der Neat-Gotthardtunnel zum einen von grosser Bedeutung, weil enorme Gütertransportkapazitäten von der Strasse auf die Bahn verlegt werden können. «Das bedeutet auch für unseren Wirtschaftsstandort einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil», so Meyer. Der Verkehrsminister sieht zum anderen aber auch eine wichtige politische Symbolik. Dieser Tunnel habe gezeigt, wie wichtig es sei, Visionen umzusetzen. «Wenn die Politik gut argumentiert, dann gelangt man auch zum Ziel und kann Visionen umsetzen», so Meyer. Damit habe sie ein starkes Signal geliefert und ihn ermutigt, eine gesellschaftspolitische Diskussion in Liechtenstein zu führen. «Wir müssen uns mit einer S-Bahn auseinandersetzen und darüber diskutieren. Und es muss uns gelingen, das Volk davon zu überzeugen, dass eine solche Lösung richtig und zukunftsweisend ist.»
Sichtlich aufgewühlter Ogi
Die Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen, kurz Neat, ist das grösste und teuerste Bauwerk der Schweizer Geschichte überhaupt. Sie dient der Verbesserung des Eisenbahn-Transitverkehrs auf der Nord-Süd-Achse und will eine Verlagerung des Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene erreichen. Der Gotthardtunnel, das Herzstück der Neat, geht voraussichtlich 2016 in Betrieb. Politischer Vater der Neat ist Adolf Ogi. Er zeigte sich gestern sichtlich aufgewühlt. «Ich wage es kaum zu sagen, aber es herrscht Freude, Genugtuung und Respekt.» Im Kampf für die Vision habe er manchmal das Gefühl gehabt, die ganze Welt sei gegen ihn. «Mit dem erfolgreichen Durchschlag heute habe ich Gerechtigkeit zurückbekommen.» Der Erfolg habe jetzt alle Gegner und Kritiker eines Besseren belehrt.
 

 

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