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Datenautobahn bis ins Haus

Liechtenstein will bis ins Jahr 2020 alle Haushalte an das Glasfasernetz anschliessen. Die Regierung hält das Vorhaben für ein zentrales Zukunftsprojekt für den Wirtschaftsstandort. Experten bezweifeln aber den Nutzen der Millionenausgabe.

VON PATRICK STAHL

Vaduz. – Quer durch die Schweiz werden heute Glasfasernetze geplant. In St. Gallen haben die Stadtwerke mit dem Bau eines 78 Millionen Franken teuren Netzes begonnen. In Zürich wollen die Elektrizitätswerke für 430 Millionen Franken ein ähnliches Projekt realisieren. Auch in ländlichen Gebieten ist das Thema in aller Munde. Gemeinden wie Buchs und Wattwil bauen ein Glasfasernetz anstelle des herkömmlichen Kupfernetzes.

Liechtenstein will im Rennen um schnelle Datenverbindungen den Anschluss nicht verpassen. Die Regierung hat den staatlichen Infrastrukturbetreiber, die Liechtensteinischen Kraftwerke (LKW) beauftragt, das bestehende Glasfasernetz auf das gesamte Landesgebiet auszuweiten. In einem ersten Schritt werden die Leitungen in die Wohngebiete verlängert. Bis ins Jahr 2020 sollen alle 18 000 Haushalte in Liechtenstein an das Glasfasernetz angeschlossen sein.

Schnelle Anschlüsse

Die Regierung sieht den Ausbau des Glasfasernetzes als zentrales Projekt der Standortförderung. Die flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen stärke die Wettbewerbsposition des Landes, erklärt der liechtensteinische Wirtschaftsminister Martin Meyer. «Schnelle Anschlüsse sind für Wirtschaft und Gesellschaft so bedeutend wie Strassen und Schienen sowie Gas-, Wasser- und Stromnetze», so Meyer. Das Projekt sei «absolut notwendig», um neue Unternehmen anzusiedeln.

Finanzierung ist noch offen
Über die Einzelheiten des Projekts hüllen sich Regierung und LKW
noch in Schweigen. Eine Arbeitsgruppe berate derzeit mögliche Finanzierungskonzepte und Geschäftsmodelle für das Glasfasernetz, erklärt Meyer. Experten schätzen die Kosten des Projekts auf rund 20 bis 30 Millionen Franken. Die LKW könnten diese Investition problemlos selbst stemmen. Dem Staatsunternehmen stehen rund 250 Millionen Franken Eigenkapital zur Verfügung.

Viele Fragezeichen offen

Die Euphorie über die Glasfaser-Technologie teilen jedoch nicht alle Marktteilnehmer. Hohe Bandbreiten seien bereits heute möglich, sofern das Kupferkabelnetz besser genutzt werde, sagt der Chef eines Internetproviders, der nicht genannt werden will. Ob die Datenmenge tatsächlich so stark steige wie erwartet, hänge von den künftigen Anwendungen ab. Daher sei es fraglich, ob die hohen Investitionen jemals refinanziert werden könnten. Ins gleiche Horn stiess der frühere Swisscom-Chef Jens Alder: «Es braucht sehr viel Zukunftsglauben, um eine Rendite zu sehen.»

Freier Zugang für alle Anbieter

Die LKW sind von dem Projekt überzeugt. Um künftige Engpässe zu vermeiden, muss die Infrastruktur schon heute ausgebaut werden, sagt Pressesprecher Gaston Jehle. Die Situation in Liechtenstein unterscheide sich von jener in der Schweiz: Weil alle Leitungsnetze im Besitz der LKW sind, könnten die Kosten gesenkt und Synergien genutzt werden, sagt Jehle. Ziel sei es, schnellere Anschlüsse und neue Dienste zum gleichen Preis anzubieten. Laut Auftrag der Regierung müssen die LKW allen Telekommunikationsanbietern diskriminierungsfreien Zugang zum neuen Netz gewährleisten. Von dem Wettbewerb unter den Anbietern werden möglicherweise doch die Kunden in Form von tieferen Preisen profitieren.

 

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