Bankdaten in Genf geklaut - Der Kieber der Schweiz heisst «Antoine»
VON WOLFGANG FREY
Paris. – Der Franko-Italiener namens «Antoine» lebe heute unter falscher Identität an der Côte d'Azur, berichtet die Zeitung «Le Parisien» (Mittwochsausgabe). Unter den entwendeten Daten sollen sich ein Humorist und mehrere Politiker befinden. Daneben Kolumbianer, chinesische Behörden und Codes, hinter denen Geheimdienste stehen könnten.
Möglicherweise waren es die Daten von «Antoine», die der französische Haushaltsminister Eric Woerth meinte, als er im Sommer verkündete, er besitze eine Liste von 3000 Franzosen unter Steuerhinterziehungsverdacht, die rund 3 Milliarden Euro auf Schweizer Konten deponiert hätten.
Eine neue Identität
Bern verdächtigte Paris daraufhin, sich die Kontodaten illegal beschafft zu haben. Woerth erklärte jedoch, sie seien nach Steuerkontrollen in Frankreich von Schweizer Banken freiwillig und ohne Gegenleistung übergeben worden. «Le Parisien» weckt nun Zweifel an dieser Darstellung: Die Daten dürften von «Antoine» kommen. Die HSBC Private Bank habe den Datendiebstahl bestätigt, aber lediglich in kleinerem Umfang, schreibt das Blatt.
«Antoine» hat die Computer bei der Genfer Bank nach dem Bericht mit einem selbst ersonnenen System angezapft. Anfang 2009 sei der 38-Jährige nach Frankreich gereist und dort umgehend die Steuerbehörden kontaktiert. Während die Schweiz seine Auslieferung verlangt habe, hätten die französischen Behörden ihn mit einer Identität ausgestattet.
Angst vor der Kundschaft
Nicht ohne Grund: «Antoine» hat offenbar Angst. «Gewisse Kunden können ein gefährliches Profil haben», erklärte ein Ermittler der Zeitung unter Anspielung auf die Mafia.
Auch Heinrich Kieber hatte eine neue Identität erhalten, nachdem er dem deutschen Auslandsgeheimdienst BND Liechtensteiner Kontendaten für eine Millionensumme verkauft hatte.
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