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«Nicht jede Katze passt zu jedem Besitzer»

Seit acht Jahren führt Beate Rhyner die Katzenauffangstation Cat-Box in Gams. Ein Job, der sie erfüllt, der aber auch in die Knochen geht. Rund um die Uhr ist sie damit beschäftigt, die Katzen zu pflegen, mit ihnen zum Tierarzt zu gehen, neu aufgefundene Katzen zu bergen und daneben auch noch im Cat-Box-Shop in Buchs die Kunden zu betreuen. Ohne freiwilligie Helfer wäre dies nicht machbar, weiss die Ehefrau und Mutter.

Als «Katzenmutter» lässt sich Beate Rhyner nicht gerne bezeichnen. «Dieses Wort passt einfach nicht zu mir – es hat so was Prüdes an sich», findet sie. Trotzdem kümmert sie sich rührend um die Katzen, die vorübergehend bei ihr in Pflege sind. Von den momentan 40 Verzichts- und Findelkatzen befindet sich die eine Hälfte in ihrer Auffangstation Cat-Box in Gams und die andere auswärts bei «Pflegeeltern».
«Es ist kein leichter Job», gesteht die 41-jährige Ehefrau und Mutter. «Ich bin rund um die Uhr für die Pflege der Katzen zuständig – da gibt es kein freies Wochenende oder Ferien oder ähnliches», erklärt sie. Und wenn sie nicht mit den Katzen selbst beschäftigt ist, dann telefoniert sie gerade mit einem Besitzer oder einer Besitzerin um ihm/ihr Rede und Antwort rund ums Thema zu stehen.

Feinfühligkeit gefragt


Was passiert, wenn ein Besitzer oder eine Besitzerin bei Problemen mit der Katze anruft? Wie kann man ihm oder ihr weiterhelfen? Kann man seine Katze einfach in der Cat-Box abgeben? – «Wichtig ist, das ich dem Anrufer viele Fragen über das Tier und das Zusammenleben mit dem Tier stelle – so merke ich schnell, wo der Haken hängt», erklärt sie. «Denn genauso wie der Mensch, hat auch eine Katze einen Charakter, reagiert auf gewisse Einflüsse und setzt sich dann zur Wehr, wenn ihr etwas nicht passt», sagt Beate Rhyner. Dabei seien Katzen sehr sensible Lebewesen. «Und weil sie sich uns nicht mitteilen können, zeigen sie uns, wenn etwas nicht mehr stimmt.»
Während der acht Jahre ihrer Tätigkeit hat sie schon einiges erlebt. Katzen, die sehr krank waren, Katzen, die weggelaufen sind, Katzen, die niemand mehr wollte etc. «Ich hab schon ziemlich alles erlebt», sagt sie. Zu den schönsten Erlebnissen zählen für sie immer noch die Vermittlungen von etwas älteren, schwierigen oder scheuen Katzen. «Das freut mich immer besonders, denn die meisten wollen sich lieber eine jüngere und wenn möglich zutrauliche Katze zutun.»

Viel gelernt


«Zu Beginn meiner Tätigkeit wollte ich es immer allen recht machen, doch ich habe gelernt, dass das unmöglich ist», so ihre Erkenntnis. Heute wisse sie, dass sie ihre klare Linie, den Mittelweg, fahren müsse, um genug Energie für ihren Full-Time-Job aufzubringen. «Die Menschen müssen auch spüren, dass sie nicht einfach eine Katze bei mir abgeben können, weil ich ja eh Mitleid mit ihnen habe», stellt sie klar. Sie suche immer nach der perfekten Lösung für alle Beteiligten, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Dabei sei es nicht immer leicht, den bestmöglichen Weg zu gehen, ohne dabei anzuecken. Doch sie sei zu den Menschen, die ihre Hilfe benötigten, immer aufrichtig und ehrlich und erwarte dies auch zurück. «Wenn ich spüre, das jemand nicht ehrlich zu mir ist, dann macht mich das natürlich wütend und traurig», erklärt die 41-jährige Katzenbetreuerin.

Wieso gibt man seine Katze ab?


Es habe viele Gründe, wieso jemand seine Katze plötzlich nicht mehr halten könne. «Entweder zieht man um und darf das Tier nicht mit in die neue Wohnung nehmen, man hat beispielsweise einen neuen Partner, der eine Katzenallergie hat, oder man kann die Katze finanziell nicht mehr halten», zählt Beate Rhyner ein paar Gründe auf. Doch eines müsse sie ganz klar sagen: «Die meisten Besitzer kämpfen darum, ihr Tier behalten zu können. Es ist glücklicherweise sehr selten, dass die Besitzer ihre Katze einfach loswerden wollen.» Und in diesen, seltenen Fällen, hat Beate Rhyner dann auch kein Verständnis für die Besitzer.

Besitzer gut ausgesucht


Auch bei der Vermittlung der abgegebenen Katzen in ihrer Station braucht Beate Rhyner ein gutes Gespür. «Wenn mich Interessenten anrufen, dann frag ich sie genau, wie die Verhältnisse zu Hause sind, was sie gerne für eine Katze hätten etc. – dann läuft bei mir im Kopf eine Art Raster ab, mit allen Katzen, die ich momentan in der Station habe», erklärt sie. Und da höre sie immer gut auf ihr Bauchgefühl, denn einer Vermittlung, die ihrem Gefühl missfalle, könne sie nicht zustimmen. «Das könnte ich  nicht mit meinem Gewissen vereinbaren», so Beate Rhyner.

Neue Herausforderungen


Egal was Beate Rhyner in der Vergangenheit angepackt hat – es hat nie lange gedauert, da hat es sie wieder zu neuen Ufern getrieben. «Ich liebe neue Herausforderungen, auch heute noch», sagt sie und strahlt. Ein grober Überblick über ihre berufliche Karriere zeigt, wie vielfältig sie ist.


Bereits im Alter von 12 Jahren hat sie bei ihrem Vater, der Bademeister war, am Kiosk gearbeitet, um ein wenig Geld zu verdienen. Mit 17 Jahren, nach dem Vorkurs an der Kunstgewerbeschule in Bern, machte sie, über zwei Jahre verteilt, alleine Reisen durch ganz Europa und begann danach eine Ausbildung zur Grafikerin.  Später arbeitete sie als freischaffende Fotografin, bis sie im Alter von 26 Jahren ihren Sohn Julian zur Welt brachte. Um genügend Zeit mit ihm zu verbringen und trotzdem Geld zu verdienen, eröffnete sie kurzerhand einen Secondhand-Laden in der Berner Altstadt.
1999 zog sie mit Sohn und Laden im Gepäck nach Liechtenstein, wo ihr heutiger Ehemann zu Hause war und kurz darauf mit der ganzen Familie in ein Haus in Gams.

Der Secondhand-Laden in Buchs befriedigte Beate Rhyner seit Längerem nicht mehr und sie arbeitete bereits wieder an einer neuen Idee. Durch eine ihr zugelaufene Katze lernte sie ihre jetzige Freundin Isabella Looser kennen, welche zu dieser Zeit eine Katzenauffangsstation für eine Tierschutzorganisation betrieb. Durch sie lernte sie die Arbeit mit den Katzen kennen.
So entstand die Idee, im Hause Rhyner ebenfalls eine Katzenauf-fangstation aufzubauen. Das Haus wurde umgebaut, 2003 ein Verein gegründet, der heute 117 Passiv- und 21 Aktivmitglieder zählt. Immer wieder sucht der Verein Menschen, die gerne Jungkatzen für kurze Zeit in Pflege nehmen, oder sonst gerne mit Katzen arbeiten würden. 2008 wurden insgesamt 145 Findel- und Verzichtskatzen und 52 Pensionskatzen aufgenommen. Davon konnten viele bereits an glückliche Besitzer weitervermittelt werden. (jg)

 

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