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Neue Grippe H1N1 ist zurzeit auf ihrem Höhepunkt

Die pandemische Grippe A/H1N1 ist zurzeit wahrscheinlich auf ihrem Höhepunkt. Nach Auskunft des Ressorts Gesundheit sind viele Menschen erkrankt und viele dürften sich noch anstecken. Doch die Impfwilligkeit hat deutlich nachgelassen.

Von Günther Fritz

Seit rund sechs Wochen steht den liechtensteinischen Arztpraxen Impfstoff zur Verfügung. Bis gestern wurden insgesamt 3500 Impfdosen ausgeliefert. Das sind nur 50 Dosen oder 1,5 Prozent mehr als vor knapp zwei Wochen. Das heisst, es bleibt immer noch bei den rund 10 Prozent der Bevölkerung, das sich bisher gegen die Schweinegrippe hat impfen lassen. Dazu schreibt das von Regierungsrätin Renate Müssner geleitete Ressort Gesundheit: «Die Impffreudigkeit hat deutlich nachgelassen. Wir gehen davon aus, dass alle, die sich impfen lassen wollten, dies schon gemacht haben.»

Impfung nach wie vor sinnvoll

Wer sich und seine Umgebung vor einer Grippeerkrankung schützen möchte, habe weiterhin einen Grund, sich impfen zu lassen, heisst es vonseiten des Ressorts Gesundheit. Dies gelte vor allem für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko. Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, sinkt, da schon nach wenigen Tagen wenigstens teilweise eine Immunität aufgebaut ist. Das Ressort Gesundheit empfiehlt jedenfalls, sich wie immer individuell mit dem Hausarzt bzw. der Hausärztin abzusprechen.
Wie die Schweiz hat Liechtenstein Impfstoff für eine zweimalige Impfung der gesamten Bevölkerung bestellt. Denn zum Zeitpunkt der Bestellung im Frühjahr gingen die Experten noch einhellig davon aus, dass für eine Immunisierung zwei Impfungen nötig seien, weil es in der Bevölkerung – im Gegensatz zu den Viren einer saisonalen Grippe – auch noch keine Teilimmunität gebe. Laut Ressort Gesundheit wird zurzeit abgeklärt, «ob wir uns der Schweiz anschliessen und einen Teil der uns noch zur Verfügung stehenden Impfdosen der WHO für den Einsatz in Entwicklungsländern zur Verfügung stellen».

56 nachgewiesene Fälle

Bis jetzt wurde in 56 Fällen liechtensteinischer Patienten H1N1 nachgewiesen, wobei keine schweren Komplikationen gemeldet wurden. Das sind acht laborbestätigte Fälle mehr als vor knapp zwei Wochen. Bemerkenswert ist dabei insbesondere die Tatsache, dass bei Laboruntersuchungen bisher fast ausschliesslich Viren des pandemischen Subtyps A/H1N1, jedoch beinahe keine saisonalen Grippeviren nachgewiesen wurden.

Tamiflu-resistente Viren

Erstmals sind in der Schweiz Schweinegrippe-Erreger aufgetreten, die gegen das Grippe-Medikament Tamiflu restistent waren. Vereinzelt wurden solche Fälle bereits im Ausland beobachtet. Betroffen sind in der Schweiz zwei Patienten, deren Immunsystem stark geschwächt war, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag mitteilte. Bei ihnen habe das antivirale Medikament nicht im gewohnten Mass gewirkt. Beide werden im Spital weiter behandelt.

Für Experten kommt die Nachricht nicht unerwartet. Grippeviren seien für ihre genetische Veränderbarkeit bekannt, schreibt das BAG. Resistenzen gegen antivirale Medikamente würden hin und wieder auch bei saisonalen Grippeviren beobachtet. Über Fälle von Resistenzen hatten unter anderem auch schon Deutschland, Frankreich, Norwegen und Grossbritannien berichtet.

Strategieänderung nicht notwendig

Für die liechtensteinische Bevölkerung hat diese Nachricht keine besonderen Auswirkungen. Dazu schreibt das Ressort Gesundheit auf Anfrage des «Vaterlands»: «Die liechtensteinische Strategie setzte und setzt auf Prävention, d. h. Hygienemassnahmen, zu Hause bleiben bei Grippesymptomen und auf die Impfung. Insofern hat diese Meldung keine Auswirkung auf die Strategie.» Grundsätzlich müssten solche Meldungen über punktuell aufgetretene Resistenzen gegenüber Tamiflu zunächst bezüglich einer weiteren Auswirkung geprüft werden. Es gebe aber auch keine wirksame Alternative zu Tamiflu. Deswegen sei von den Behörden weltweit auch immer davor gewarnt worden, Tamiflu leichtfertig anzuwenden.

Noch keine Entwarnung

Die WHO warnt nachdrücklich davor, die Schweinegrippe als überstanden zu betrachten. Das Virus habe zwar in Teilen der nördlichen Hemisphäre seinen Höhepunkt erreicht oder sogar überschritten und sei im Süden kaum noch existent, dennoch könne noch eine zweite Grippe-Welle – beispielsweise im Frühjahr – kommen, sagte der WHO-Vertreter Keiji Fukuda.

 

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