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Mit der Natur auf Du und Du

Gärtner war Norbert Marxers Traumberuf. Seit mehr als vier Jahrzehnten werkt er jetzt allerdings als «Haargärtner» und ist sehr glücklich in diesem Beruf. Die grosse Leidenschaft für die Natur pflegt er nun in der Freizeit. Sooft es geht, ist Norbert Marxer in den Bergen unterwegs.

Von Shusha Maier

Er ist gross und schlank, durchtrainiert und drahtig; nur das gepflegte, volle Haar verrät, dass Norbert Marxer älter sein muss, als er wirkt – es ist schneeweiss. Eine Farbe, die ihm allerdings gut steht, ein schöner Kontrast zum schwarzen Shirt, auf dem der Montblanc prangt, in denselben Weisstönen, in denen die Haare des passionierten Bergsteigers schimmern.

Den Schnee und die Berge hat der Eschner schon gemocht, als sein Haar noch dunkelbraun war. Das «Tresner Gitzi», das Pferd von Uli Mariss, den «Tesch» auf dem Alvier – Norbert Marxer kennt jeden Schneeflecken an den Gebirgshängen, dem seine Ahnen Namen und Bedeutung gegeben haben. So erinnert er sich gut, dass es seinem Grossvater niemals in den Sinn gekommen wäre, das Gras zu schneiden, bevor der Schnee auf dem Alvier bis auf den letzten Fleck – der die  Form eines Tischs hat – weggeschmolzen war. Selten betrachtet heutzutage jemand die Berge noch so genau, wie Norbert Marxer. Sein Esstisch steht so, dass er ihren Anblick schon beim Frühstück geniessen kann.
Seit 43 Jahren arbeitet er auch «on the top», 1963 hat Norbert Marxer eine Friseurlehre begonnen. Unübersehbar ist er ein Mann mit Sinn für Ästhetik, die geschmackvoll eingerichtete Wohnung zeugt davon. Und dennoch war es nicht nur das Gespür fürs Schöne, das ihn bewogen hat, dieses Handwerk zu erlernen. Schon damals in jungen Jahren mit der Natur auf Du und Du, wäre er lieber Gärtner geworden. Sein rheumageplagter Vater hatte ihm davon allerdings abgeraten – zu schwere Arbeit bei unwirtlichen Bedingungen, meinte er. Der Sohn solle sich lieber einen krisenfesten Beruf suchen, der im Warmen ausgeübt werden kann. Die Sorge um Knochen und Gelenke war zwar letztlich unberechtigt, Friseur zu sein, hat Norbert Marxer dennoch immer Freude gemacht. «Vom Gärtner zum Haargärtner», beschreibt er seinen Werdegang lachend. Er schätzt den Umgang mit Menschen sehr, die Kreativität, die sein Beruf fordert, pflegt er auch in seiner Freizeit – denn Norbert Marxer ist ein leidenschaftlicher Koch. Und auch seine Naturerlebnisse holt er sich täglich – halt nicht bei, aber vor oder nach der Arbeit.

«Es gibt keine Generation, die es schöner hatte beim Aufwachsen, als meine», ist er überzeugt. Wenn Norbert Marxer über seine Kindheit und Jugend spricht, leuchten seine Augen: Mit acht Geschwistern im Haus war immer was los. Sie hatten stets genug zu essen, durften nach Herzenslust durch Wald und Wiesen streifen, bekamen eine gute Ausbildung, konnten ihren Blick über die Grenze werfen und hatten Perspektiven und den festen Glauben an eine noch bessere Zukunft. «Die Technik ist auf uns zugekommen», beschreibt Norbert Marxer das optimistische Lebensgefühl in den 60ern. Er bedauert die heutige Jugend fast ein wenig und ist überzeugt: «Die Jungen sind nicht so schlecht, wie sie oft gemacht werden.»

Als Fussballtrainer und Gründer der Eschner Jugendfeuerwehr hat er erfahren, dass junge Menschen heute so begeisterungsfähig sind wie eh und je, und dass dieselben Dinge sie begeistern, die ihn begeistert haben und Generationen vor ihm. Ein Sonnenaufgang in den Bergen etwa, eine Vollmondwanderung, Bewegung in der Natur und selbstverständlich auch der Wettbewerb. Der hat Norbert Marxer bis vor Kurzem selbst noch Spass gemacht: 25-mal ist er den Engardiner Skimarathon gelaufen – 42 Kilometer auf Langlaufskiern. «Gut möglich, dass ich noch einmal an den Start gehe», sagt er, denn jeder einzelne Lauf sei ein einzigartiges Erlebnis gewesen.
Wenn Norbert Marxer vom Laufen erzählt, vom Wandern, vom Langlaufen, Bergsteigen und Kettern, möchte man am liebsten alles stehen und liegen lassen und mit nach draussen kommen, so viel Begeisterung und Freude liegen in seinen Worten. «In Liechtenstein ist mein Hausberg der Fürstensteig», erzählt er. In schwindelerregender Höhe, inmitten der grandiosen Felsformationen und dennoch absolut sicher, beschreibt er die Vorzüge des hochalpinen Wanderwegs.

Bei aller Naturverbundenheit und Abenteuerlust: Sicherheit ist Norbert Marxer wichtig. Schliesslich will er wohlbehalten zurückkommen, an seinen Herd, in seine Küche, um die ihn jeder Kochprofi beneiden würde. Kochen gehört beinahe so lange zu seinen Lieblingsbeschäftigungen wie Wandern und Bergsteigen. Schon als Halbwüchsiger hat er gerne seiner Mutter in die Töpfe geschaut und er kocht nach wie vor gerne die traditionellen Speisen, deren Zubereitung er von der Mutter gelernt hat. Auch im Kochclub, in dem sich «seit 19 Jahren dieselben 12 Männer treffen» kocht Norbert Marxer bevorzugt Rheintaler Hausmannskost: Rebel und Käsknöpfle. In seiner eigenen Küche probiert er aber gerne Neues. Dutzende Gewürze und reihenweise Flaschen mit feinstem Olivenöl verschiedener Aromen lassen vermuten, dass der Hobbykoch in seinen Pfannen die ganze Welt erkundet.

Kinder und Enkelkinder schätzen Vaters exquisite Kreationen und nicht nur die aus der Küche, auch beruflich eifern sie ihm nach: Die beiden Töchter haben dasselbe Handwerk erlernt wie der Vater. Die ältere arbeitet Seite an Seite mit ihm im Geschäft. Norbert Marxer freuts in vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt, weil diese Unterstützung es ihm erlaubt, seine Zeit dort zu verbringen, wo er am allerliebsten ist: In den Bergen.
 

 

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