Jahrhundertwerk vor Abschluss
Vaduz. – 2 Bände mit jeweils 600 Seiten, verfasst von 196Autoren, 510 Fotos, 232 Tabellen, Grafiken, Stammtafeln, Karten und Organigramme und eine Entstehungszeit von einem Vierteljahrhundert: Fakten, die das aussergewöhnliche Ausmass dieses Buches zwar verdeutlichen, aber nicht ansatzweise dessen Bedeutung erahnen lassen. Erstmals in der Geschichte Liechtensteins liegt mit dem Historischen Lexikon ein Nachschlagewerk vor, das die Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung von der Ur- und Frühzeit bis zur Gegenwart, mit Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert, beinhaltet. Hier von einem Pionierwerk zu sprechen, liegt nahe.
Aufwendiges Projekt
Ende der 1980er-Jahre entstand die Idee, ein derartiges Buch als Forschungsprojekt in Angriff zu nehmen. Der Historische Verein übernahm die Trägerschaft und beauftragte Arthur Brunhart mit der Ausarbeitung der Konzeption. Das Vorhaben war für Liechtenstein etwas Unbekanntes und betrat auch planerisch Neuland.
Da sich auch Landtag und Regierung über den unermesslichen Wert eines derartigen Buches einig waren, wurden in den folgenden Jahrzehnten mehrere Kredite bewilligt. Die Redaktion entwickelte sich von einem Einmannbetrieb zu einem Team junger liechtensteinischer Historiker. Für die Bewältigung des Projektes genügten die anfänglichen personellen Kapazitäten und die finanziellen Möglichkeiten bald nicht mehr. Nach einer Neustrukturierung, Zuordnung an das Ressort Kultur und einer personellen Aufstockung konnte das Projekt mit einer vergrösserten Redaktion, bestehend aus Redaktionsleiter Fabian Frommelt, den Redaktoren Patrick Sele und Jürgen Schindler, Donat Büchel, Markus Burgmeier, Julia Frick und Roswitha Feger vorangetrieben werden.
Notwendige Grundlagenforschung
Dennoch musste das Erscheinungsdatum des Buches mehrfach verschoben werden. Dies lag zum einen an der enormen Fülle an Quellen, die es in der Landesbibliothek und dem Landesarchiv zu sichten galt, aber auch daran, dass «viele Bereiche noch nicht ausreichend erforscht waren», wie Jürgen Schindler, langjähriges Redaktionsmitglied, aus Erfahrung weiss. So brauchte sowohl dasVerfassen derArtikel durch Experten und Fachautoren aus dem In- und Ausland wie auch die Grundlagenforschung zu manchen Themenkomplexen, wie beispielsweise der Sozialgeschichte, deutlich länger als vermutet.
«Ein guter Einstieg» Was mit Erscheinen des Buches Ende Januar nun vorgelegt wird, kann sich sehen lassen.Auf 1200 Seiten, verteilt auf zwei Bände, lassen sich Erläuterungen zu unterschiedlichsten Themen finden. Orientierung erhält der Leser durch die streng alphabetische Anordnung der einzelnenArtikel, verfasst in einer wissenschaftlich angelehnten, jedoch leicht verständlichen Sprache, wie Schindler betont. Am Ende jedes Artikels findet man neben dem Autor die Quellenangaben und Hinweise auf weiterführende Literatur. «So bietet das Lexikon zu jedem gesuchten Begriff oder Thema einen guten Einstieg», ist der Historiker überzeugt.
Liechtensteiner Besonderheiten
Obwohl man sich bei der Konzeption des Lexikons am Historischen Lexikon der Schweiz anlehnte, weist das Buch dennoch liechtensteinische Besonderheiten auf. So sind sogar Dialektbegriffe wie beispielsweise «Buurabund » erfasst, jeweils mit dem Verweis auf den allgemein gebräuchlichen Begriff. Und auch historische Begriffe wie «Gült» werden erläutert.
Freude am Jahrhundertwerk
Die unzähligenArtikel können in fünf Typen gegliedert werden. Es handelt sich um Biografien, Sachartikel, geografische Artikel, Artikel zu den Dynastien und Familienartikel, die wiederum Bezug auf die Biografien nehmen. Wer sich für Geschichte und Landeskunde interessiert, wird an dem Historischen Lexikon viel Freude haben. Ein ausgewiesenes Fachpublikum genauso wie die breite Bevölkerung. Dass man ab Ende Januar ein wahres Jahrhundertwerk in den Händen halten kann, steht ausser Frage. Wer schnell ist, kann dieses sogar zu einem vergünstigten Preis vorbestellen. (ehu)
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Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein