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Eine Frau, die den Ton angibt

Noch gibt es in Liechtenstein keine Guggenmusik-Dirigentinnen. Aber auf den Vize-Posten haben es einige wenige Frauen geschafft. Marilena Roperti ist eine von ihnen. Zusammen mit dem Dirigenten sorgt sie bei den Törmlegugern Vaduz für musikalische Bestleistungen.

Vaduz.- «Wenn ich vorne stehe, vor der Gruppe, dann bin ich schon nervös», erzählt Marilena Roperti. «Dann aber zähle ich ein und die Leute geben mir den ersten Ton. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut.» Die Augen der 24-Jährigen leuchten. Auch ohne Kostüm und ohne Schminke bei einem Latte Macchiato in einem kleinen Café in Schaan scheint die Guggerin in ihrem Element zu sein. Sie erzählt, gestikuliert und lacht. Nach nicht einmal fünf Minuten Gespräch ist klar: Marilena Roperti spricht hier nicht einfach von irgendeinem Hobby, sondern von einer Leidenschaft, von Lebensfreude, von Fasnacht und damit von der für sie schönsten Zeit im Jahr.

Steile Gugger-Karriere

Dass sie Vize-Dirigentin von den Törmlegugern Vaduz ist, macht sie stolz. Nicht zuletzt, weil es nicht viele Frauen in Liechtenstein gibt, die jemals eine Guggenmusik dirigiert haben. Im Moment gibt es gerade mal eine Frau bei den Wildmandli Triesenberg, die ebenfalls Vize-Dirigentin ist. Nie im Leben hätte Marilena Roperti gedacht, dass ihre Gugger-Karriere derart steil verlaufen würde. Sie ist erst das vierte Jahr im Verein und schon steht sie vor ihren Gugger-Kolleginnen und -Kollegen und schwingt ihren Dirigentenstab. «Sie haben mich gefragt und ich habe Ja gesagt», sagt Marilena Roperti. Besonders die Frauen im Verein hätten ihr gut zugesprochen, hätten sie gepusht und motiviert – «Du kannst das, Mari!». Und sie kann es wirklich. Zusammen mit dem Dirigenten Santo Arena probt sie seit dem Sommer vergangenen Jahres alte und vor allem neue Lieder der Törmleguger Vaduz. Der Dirigent und seine Vize-Dirigentin scheinen ein eingespieltes und vor allem starkes Team zu sein. Sie wechseln sich ab beim Dirigieren, besprechen Musikalisches, lernen gemeinsam aus Fehlern, schätzen sich gegenseitig und geben sich Sicherheit.

Diri und Vize-Diri weg

Die Törmleguger standen nach der Fasnacht 2011 vor dem Problem, dass sowohl der Dirigent als auch der Vize-Dirigent aufhörte. Gleich zwei Nachfolger mussten für den anspruchsvollen Dirigenten-Job gefunden werden. Bei knapp 50 Aktivmitgliedern zwar kein Ding der Unmöglichkeit, aber alles andere als leicht. Wer bringt das musikalische Können mit? Wer kann sich den nötigen Respekt verschaffen? Und vor allem: Wer hat den Mut? «Es braucht wirklich ganz schön viel Mut», sagt Marilena Roperti. Aber sie habe die Unterstützung der Mitglieder und vor allem von Santo Arena, der wiederum Kraft und Mut bei Marilena Roperti tanken kann. Gemeinsam sind sie musikalisch sehr gut in die Fasnacht 2012 gestartet. Mit Liedern wie «Rebel Yell» von Billy Idol oder «Hollywood Hills» von Sunrise Avenue haben sie sich zusammen mit der Musikkommission der Törmleguger aber eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt. «Wir wollten etwas riskieren und haben es einfach versucht», sagt Marilena Roperti. Es hat geklappt. «Vor allem weil uns alle Mitglieder sehr unterstützen. Und auch die ehemaligen Dirigenten und der ehemalige Vize-Dirigent haben uns nicht im Stich gelassen.»

Einsatz und Ehrgeiz

Schon lange vor ihrem 18. Geburtstag war für Marilena Roperti klar:?«Ich mache die Lehre fertig und gehe zur Guggenmusik.» Sie wollte es nicht zuletzt ihrem Bruder gleich machen. Dass sie aber auch mit dem Vize-Dirigenten-Posten in seine Fussstapfen treten würde, hätte sie dann doch nicht gedacht. «Vor allem nicht in dieser kurzen Zeit.» Sie habe vor dem Guggenmusik-Beitritt ja noch nicht mal Trompete gespielt und Noten lesen könne sie noch immer nicht. Mit einem guten Gehör und einem guten Rhythmusgefühl macht sie Defizite wett. Das Trompetenspielen hat sie in Rekordzeit gelernt. «Ich habe geübt und geübt. Zu Hause habe ich die Törmleguger-CD?reingeschoben und mitgespielt, bis ich die Lieder konnte», erzählt sie von ihrem Ehrgeiz, schon im ersten Vereinsjahr eine Trompetenspielerin zu werden, die man auch hört.

«Endlich mal eine Frau!»

Offiziell hat sie erstmals am 11.11. 2011 dirigiert. Es gab Schulterklopfer, sogar von Mitgliedern anderer Guggenmusiken:?«Tolle Sache, dass es endlich mal eine Frau macht!» Dass ihre Freunde, ihre Familie, allen voran ihr Bruder, an sie glauben, stärkt sie auch bei Auftritten, die vielleicht nicht perfekt sind. «Ich lerne aus Fehlern und kann bei jedem Auftritt etwas profitieren», sagt sie voller Zuversicht und freut sich auf die Hauptfasnacht, die heute beginnt. Sie schwärmt:?«Das Gefühl ist unbeschreiblich. Du stehst da, hinter dir spürst du die Wärme des Publikums und vor dir spielt deine Guggenmusik und bläst dich fast aus den Schuhen.» (jak) 

 

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