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Dramatische Szenen aus der Werkstatt des LiLi

Am Samstag feierten das Literaturhaus Liechtenstein (LiLi) und das Theater am Kirchplatz den Abschluss ihres seit vorigem Jahr durchgeführten Workshops «Texttraktor» mit dem Aufführen von dabei erarbeiteten dramatischen Szenen.

An dem Kurs hatten unterschiedlich erfahrene Autorinnen und Autoren aus Vorarlberg, Liechtenstein und der Schweiz teilgenommen. Ihnen zur Seite gestanden hatten: der Germanist und Leiter des LiLi, Roman Banzer, die Dramaturgen Barbara Ellenberger und Jan Sellke sowie der Regisseur Lothar Maninger. Am Ende des Workshops waren die Arbeiten von vier Kursteilnehmerinnen für «Die Ernte» – so der Titel der Theateraufführungen – ausgewählt worden, nämlich von Gabriele Bösch, Andrea Gerster, Erika Kronabitter und Annette Raschner. Die sprachlichen, inhaltlichen und formalen Unterschiede ihrer Stücke sind gross; gemeinsam ist ihnen das Ansprechen von aktuellen Problemen und Themen. Der wiederholte Male aufsteigende, lebhafte Beifall der bedauerlicherweise nur etwa 35 Zuschauer widerspiegelte grosse Anerkennung. Barbara Ellenberger und Roman Banzer stellten die vier Künstlerinnen in Form von üblichen, oberflächlich-komischen Befragungen vor. Mit dieser (absichtlich) ironischen, nach Leibspeisen, Lieblingsfarben und bevorzugten Männertugenden fragenden Manier lösten sie im Foyer, wo die Aufführung stattfand, heiteres Lachen unter den Besuchern aus.
Die drei zur Aufführung der Stücke verpflichteten Schauspieler ( Kathrin Schwaderer, Franz Nagel, Thomas Pösse) arbeiteten ohne Kulissen, Kostüme oder Requisiten, also allein mit Sprache und Mimik, wodurch ausschliesslich die Probleme wichtig waren. Ihr engagiertes Darbieten der ernsten, klugen, bühnenreifen Texte verfehlte die Wirkung nicht. G. Bösch behandelt in ihrem Stück «Gläserne Tage» das persönliche Schuldig-Werden im Krieg, das widernatürliche Entstehen von Feindschaften, Skrupellosigkeit und den Krieg an sich. «Die Übenden» von E. Kronabitter versuchen, ihre Mitmenschen zu manipulieren und zu instrumentalisieren. Scheinbar logisch und sachlich, suggerieren sie Freiheit, betreiben aber tatsächlich das Gegenteil. A. Gersters Szene «Reden ist gut» zeigt, dass die Menschen vielfach zwar mit- einander sprechen, aber eigentlich Selbstgespräche führen, weil der «Zuhörer» nicht zuhört und nicht Anteil nimmt. Sie warnt vor dem An–einander-Vorbeireden. A. Raschner beleuchtet in Dialogen und Selbstanklagen das Nutzen sogenannter «Liebesdienste», wobei sie ihre Figuren tragikomische, simple und unsachliche Erklärungen für das In-Anspruch-Nehmen derartiger Dienste aussprechen lässt, die sie zugleich klar ablehnt. Das Beifallklatschen war mit einem gewissen Schmunzeln über das «Schön-Reden» verbunden.
Zum Ausklang des Abends lud das Tak an die «Tanzbar» ein, von der neuer Groove erklang. (hfh)

 

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