Die andere Sicht auf Liechtenstein
Am Dienstag um 16 Uhr war es noch still im bunt dekorierten Raum des Jugendtreffs Eschen. Bald sollte es aber mit der Stille vorbei sein. Ein Workshop stand auf dem Programm, organisiert vom Haus Gutenberg, dem Bildungs- und Seminarhaus in Balzers, und unterstützt vom Team des Jugendtreffs Eschen.
«Es ist schon das dritte Mal, dass wir vom Haus Gutenberg das Projekt Blickpunkt Kleinstaat organisieren. Auch dieses Jahr werden wir dabei finanziell von der EU mitunterstützt», sagte die Projektleiterin Gabriela Köb. Das Konzept ist einleuchtend: Sozialarbeiter aus den verschiedensten Ecken Europas beteiligen sich an diesem sechstägigen Trainingskurs. Das Ziel ist, einen Erfahrungsaustausch zwischen den Jugend- und Sozialarbeitern zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig die liechtensteinischen Massnahmen in diesem Bereich näherzubringen.
Nicht nur ein Ort für Banken
Es geht aber um mehr als das: Man möchte Liechtenstein in einem anderen Licht präsentieren. Dies verrät auch ein Blick auf das Tagesprogramm der Teilnehmer. Nebst den Terminen in Bereichen wie Schulsozialarbeit stehen Besuche im liechtensteinischen Kunst- und Landesmuseum sowie Exkursionen durchs Land an.
Die Teilnehmer aus so unterschiedlichen Ländern wie Deutschland, Portugal, Österreich, Bulgarien und der Türkei sollen einen Enblick in die liechtensteinische Kultur erhalten. «Sie sollen sehen, dass Liechtenstein eben nicht nur ein Finanzplatz ist, sondern auch ein Land mit vielen engagierten Menschen, die sich für Jugendliche und ihre Anliegen einsetzen», sagte Gabriela Köb. Dies werde bei der Berichterstattung über Liechtenstein oft nicht erwähnt.
Auch am Sonntag geöffnet
Ein Beispiel für solche engagierten Liechtensteiner sind die Betreiber des Jugendtreffs Eschen. Willkommen sind hier alle 12- bis 18-jährigen Jugendlichen. Es ist ein Treffpunkt, ein Veranstaltungsort und eine willkommene Alternative zur Diskothek, für welche die Zielgruppe des Jugendtreffs sowieso zu jung ist. Deshalb ist der Jugendtreff auch samstags und sonntags geöffnet. «Wir betreiben aber auch Aufklärungsarbeit, beispielsweise mit den Anti-Raucher- und Anti-Alkohol- Kampagnen. Zudem gibt es eine Hotline, über die besorgte Eltern bei uns anrufen können», so Bettina Schwung vom Jugendtreff.
Das beste Projekt
Schon während der Vorstellung des Jugendtreffs und zu Beginn des Workshops meldeten sich die Teilnehmer zu Wort. Wie viele Leute im Jugendtreff präsent seien und wie viele Jugendliche auf einen Betreuer kommen, wollten sie wissen. Es waren gezielte Fragen, die gleichzeitig das Problem vieler Sozial- und Jungendarbeiter aus anderen Ländern aufzeigten.
Auf den Punkt brachten es Teresa Pauditz und Sabrina Wachter, die das Projekt «Blickpunkt Kleinstaat» mitbetreuten. «Im Ausland sind die Sozialarbeiter oftmals durch die sehr grosse Anzahl an jungen Menschen überfordert, die sie betreuen müssen. Auch von der liechtensteinischen Ausstattung und den finanziellen Möglichkeiten solcher Einrichtungen sind sie beeindruckt», sagte Teresa Pauditz. Am wichtigsten für wirksame Jugendarbeit seien aber gut organisierte Projekte. Doch was sind «gut» organisierte Projekte? Dies herauszufinden, war das Ziel des gestrigen Workshops.
Die Teilnehmer wurden in mehreren Gruppen aufgeteilt, quer durch die vorhandenen Nationalitäten. Jeder sollte dann von seiner besten Projekterfahrung berichten. Jede Gruppe nominierte schliesslich ein Projekt. Am Ende sollte der beste Vorschlag augewählt werden, das beste Projekt. Und die Umsetzung? «Diese folgt hoffentlich in den Heimatländern der Teilnehmer, sagte Gabriela Köb. (ri)
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Haus Gutenberg