«Unsere» Miss ist Mama
Von Shusha Maier
Sie öffnet die Türe mit Klein-Julia auf dem Arm, geschickt bugsiert Stefanie Kaiser das Köpfchen des Säuglings auf ihre Schulter und streckt die nun freie Hand zum Gruss aus. Sie freut sich sichtlich über den Besuch: keine Spur gestresste Jungmutter. Auch die geschmackvoll eingerichtete, blitzblanke Wohnung zeigt, dass die junge Frau in ihrer neuen Rolle bereits so firm ist, wie sie es auf dem Laufsteg war.
Am 15. März 2008 wurde die damals blonde Schaanerin an der vorläufig letzten Miss-Liechtenstein-Wahl zur schönsten Frau des Landes gekürt – mit 27 Jahren als älteste Teilnehmerin notabene. Die Erinnerungen, die Stefanie Kaiser an diese Zeit hat, sind «schön und lustig». Sie sei keineswegs mit überzogenen Erwartungen in die Wahl gegangen, die Illusion, Model zu werden, hätte sie gar nie gehabt. Deshalb sei sie auch nicht enttäuscht gewesen, als die Agenturen nicht mit fertigen Verträgen Schlange standen. Immerhin, ein Fotoshooting hatte sich doch ergeben. Stefanie Kaiser hatte sehr viel Spass dabei.
Allerdings macht ihr der Job, den sie seit etwas mehr als drei Jahren macht, genauso viel Spass. Auf ihre Berufstätigkeit will sie daher auch künftig nicht ganz verzichten, selbst wenn das bedeutet, Julia für eine Weile aus der Hand zu geben. Aber Grossmütter und Urgrossmütter werden das Kind schon schaukeln, ist Stefanie Kaiser ganz zuversichtlich. Noch ist aber keine Rede davon, sich auch nur eine Stunde von Julia zu trennen, zu sehr geniesst die junge Mutter die Zeit mit ihrem Baby. «Wir sind schon ein gut eingespieltes Team», freut sie sich. Und das sicher seit mehr als einem Monat, denn Stefanie Kaiser erzählt, dass sie sich auch während der Schwangerschaft immer gut gefühlt hat. Erst zwei Wochen vor der Geburt ging sie in den Mutterschaftsurlaub. Weil sie nicht einmal ganze zehn Kilo zugenommen hatte, haben die meisten selbst kurz vor der Geburt ihr Babybäuchlein nicht bemerkt. So kommt es, dass sie heute häufig gefragt wird: «Ist das dein Kind?», wenn sie mit Julia spazieren geht. Dabei ist es nicht zu übersehen: Julia ist ein bildschönes Mädchen, der Mama wie aus dem Gesicht geschnitten. Mit grossen dunklen Augen guckt sie bereits wach in die Welt. Stefanie Kaiser, mittlerweile wieder mit dunkler Mähne, streicht sanft über die weichen, dichten, ebenfalls dunklen Haare des kleinen Mädchens und sagt: «Das Leben mit einem Kind ist von heute auf morgen anders – viel schöner, viel reicher.» Sie findet es schlicht normal und selbstverständlich, Verantwortung zu übernehmen für das kleine Wesen, das ihr anvertraut wurde. «Ab dem Moment, in dem mir bewusst war, dass ich schwanger bin, habe ich diese Verantwortung gespürt und wahrgenommen», sagt sie. Ein unglaublich schönes Gefühl sei es gewesen, als sie Julia zum ersten Mal auf dem Monitor des Ultraschallgeräts gesehen hat. «Die Bindung wird gleich noch einmal so stark, wenn man das Baby, das man im Bauch spürt, so plastisch sieht.» Gerade halb so gross, wie sie heute ist, war Julia damals bei der ersten visuellen Begegnung. Geboren hat Stefanie Kaiser ihre kleine Tochter in Vaduz: «Eine unglaublich intensive Erfahrung. Schön und beeindruckend zugleich, wenn man spürt, wozu der eigene Körper fähig ist, wie viel Kraft in einem steckt», beschreibt sie ihr Geburtserlebnis. Obwohl sich Mutter und Kind wohlfühlten, genoss Stefanie Kaiser die paar Tage Pflege auf der Geburtsabteilung sehr: «Gerade beim ersten Kind ist es schön, einen geschützten Raum und genug Zeit zu haben, um das Kind in Ruhe kennenzulernen.» So ruhig und sicher, wie sie mit Julia umgeht, ist ihr das bestens gelungen. Und eines ist sicher, sagt sie: «Julia soll kein Einzelkind bleiben.»
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