Wer soll die Tore schiessen?
Fussball. – Der Sieg der Waadtländer fiel glücklich aus, die jedoch nach dem Führungstreffer noch etliche gute Konter besassen, um den Sack vorzeitig zuzumachen. Einmal mehr zeigte sich, dass die Offensivkräfte nicht zu höheren Aufgaben fähig sind. Viele technische Mängel, sprich Fehler in der Ballan- und -mitnahme, müssen immer wieder mit der Laufbereitschaft und dem Einsatz wettgemacht werden. Zu stereotyp ist das Spiel ausgelegt. Pässe in die Tiefe sind mehr oder weniger Mangelware. Als Sutter einen solchen Ball auf Proschwitz spielte, zog der Topskorer vom Strafraum ab, statt durchzulaufen (32.). Das war eine bezeichnende Aktion für die fehlende Durchschlagskraft im FCV-Angriff. FCV-Teamchef Pierre Littbarski schrieb die Mängel der Nervenschwäche seiner Spieler zu. «Viele hatten mit ihren Nerven zu tun. Da waren einfache balltechnische Fehler drin. Damit macht man den Gegner letztlich stark, zudem war das Selbstvertrauen mangelhaft», so Littbarski.
Keine Tore, offener Schlagabtausch
Der FCV war zwar die initiativere Elf, dennoch wollte kein Tor fallen. Sie fand für einmal in den ersten 30 Minuten eine gute Mischung zwischen Kurzpassspiel und Verlagerungen auf die Aussenpositionen, wo jedoch der entscheidende Pass ins Zentrum meistens fehlte. Auf der anderen Seite versteckte sich Lausanne keineswegs und suchte ebenfalls sein Heil in der Offensive.
Die Fans erhielten somit einen offenen Schlagabtausch vorgesetzt, in dem die Tore fehlten. Ein Kempe-Volley wurde abgeblockt (7.), ein Bader-Hinterhaltschuss lenkte Torhüter Favre zur Ecke (9.) und einen Noll-Kopfball kratzte Rey von der Linie (10.). Pech hatte Stuckmann, der gleich dreimal gefährlich mit dem Kopf dran war: Bei der ersten Aktion köpfelte er übers Tor (13.), beim zweiten Abschluss landete sein Kopfball aus fünf Metern in den Armen von Torhüter Favre (28.) und beim dritten Versuch strich das Leder wenige Zentimeter am Pfosten in Behind (34.). Proschwitz, der lange Zeit kaum präsent war, konnte mit seinem Flachschuss auch nicht reüssieren (32.); er hätte sogar näher Richtung Favre laufen können. Beim zweiten Abschluss zog er den Ball am kurzen Eck vorbei (37.). Auch ein Stegmayer-Freistoss konnte Favre nicht beängstigen (45.).
Dank Jehle stand die Null
Lausanne kam auch zu Möglichkeiten. Ein Buntschu-Kopfball landete neben dem Tor (5.), Madou schlenzte den Ball übers Eck (29.), schliesslich zeichnete Torhüter Jehle für die Null verantwortlich. Zuerst fischte er einen Carrupt-Volley aus dem Eck (38.), und als Rechsteiner einen Ball unterlief, boxte Jehle den Rodrigo-Knaller (41.) aus der Gefahrenzone.
0:1 im dümmsten Moment
Der FC Vaduz kam gut aus der Halbzeit, Bellon (46.) und Noll (56.) verzogen ihre Schüsse. Im dümmsten Moment – in eine starke FCV-Phase – fiel indes das 0:1. Bellon verlor weit in der gegnerischen Platzhälfte den Ball, Lausannes Konter lief über Rey, der lancierte Madou in die Tiefe, Jehle wehrte ab, doch den Abstauber schob Carrupt in die Maschen; er hatte schon kurz zuvor seine Torgefährlichkeit angedeutet (48.).
Nach dem Rückstand verkrampfte sich das FCV-Spiel. Es fehlte der Spielfluss, zu oft musste den eigenen Fehlern hinterhergelaufen werden. FCV-Trainer Littbarski brachte zwei Verteidiger. «Mit dieser Massnahme wollten wir den Druck über die Seiten erhöhen. Über die linke Seite lief gar nichts mehr, zudem brachten wir mit Colocci einen weiteren Stürmer, um mehr Durchschlagskraft zu erhalten», begründete Littbarski seine Personalentscheide. Da die meisten Akteure nach Ballverlusten vorne stehen blieben, sei auch die Anfälligkeit auf Konter erhöht worden.
Lausanne verstärkte die Defensive und lauerte auf Konter, die sie teilweise gefährlich fuhren. Trotzdem nahm der Westschweizer Ref dem FCV einen Vorteil: Stuckmann wurde gefoult, lenkte den Ball zu Colocchi weiter, der aus 13 Metern ins lange Eck traf. Statt den Vorteil abzuwarten, diktierte der Ref den Freistoss (94.). Nichtsdestotrotz vergaben Madou (57. /74.) und Carrupt, der einen Kopfball an die Querlatte setzte (77.) sowie Boughanem (92.) weitere Gästechancen. Colocci hatte vor seinem «gestohlenen Tor» per Kopf daneben gezielt (88.). Unweigerlich tauchte die Frage auf, wer soll die Tore schiessen?
Protest der Fans
Aktiv traten die Fans beider Lager in Aktion. «Spiele am Montag, nein Danke», rollten die 19 mitgereisten Lausanner Fans ein Transparent aus und gaben ihrem Unmut über die Spielansetzung preis.
Die FCV-Fans standen keineswegs zurück und kritisierten den Verhandlungspoker der Swiss Football League (SFL), der mit dem FC Vaduz geführt wird: «Teure Hure SFL.»
Telegramm
Rheinpark Stadion, Vaduz. 890 Zuschauer. Schiedsrichter Adrien Jaccottet, assistiert von Johannes Vogel und Alain Heiniger.
FC Vaduz: Jehle; Rechsteiner (ab 65. Ritzberger), Bader, Noll, Stegmayer (ab 61. Steil); Burgmeier, Stuckmann, Bellon, Kempe (ab 75. Colocci); Sutter; Proschwitz.
Lausanne Sports: Favre; Katz, Buntschu, Sonnerat, Bilibani; Ndzomo; Rey, Marazzi, Rodrigo; Madou, Carrupt (ab 89. Boughanem).
Tor: 0:1 59. Abdul Carrupt;
Bemerkungen: FCV ohne Fischer (krank), Cerrone, Franjic, Koitka und Rebronja (verletzt). Carrupt-Kopfball an die Querlatte (77.). Korrektes Tor von Colocci aberkannt (94.). Verwarnungen für Bader (16. – Rempeln), Kempe (20. – Foulspiel), Bellon (60. – Foulspiel), Ndzomo (73. – Foulspiel) und Noll (91. – Unsportlichkeit). Unter den Zuschauern Nationaltrainer Zaugg. Eckenverhältnis: 9:4 (8:2). (eh)
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