Littbarskis Stuhl wackelt
VON PHILIPP KOLB, NYON
Fussball, Challenge League. – Trainer Pierre Littbarski versuchte in seiner Analyse nach der Partie das Positive herauszufiltern. Auch vom Abstiegskampf will er nichts wissen. «Wir dürfen jetzt nicht auf Schwarzmalen machen», erklärte er Minuten nach dem Schlusspfiff in Nyon. Die Realität sieht anders aus.
Der FC Vaduz ist das schlechteste Challenge Leagueteam der Rückrunde trotz der besten finanziellen Möglichkeiten. Sieben Spiele in Folge konnten sich die Vaduzer Fans nicht mehr über einen Vollerfolg freuen und die Konkurrenz am Tabellenende schläft nicht. Der Punktevorsprung aus der Vorrunde schrumpft kontinuierlich. Zudem spielen die Vaduzer am Donnerstag gegen das starke Thun. In der jetztigen Verfassung wäre dort ein Punktegewinn eine grosse Überraschung.
Pech an den Schuhen
Im Spiel vom Samstag gegen Nyon passte erneut nicht viel zusammen. Positiv ist der Einsatz und das Engagement der Vaduzer. Man wollte, konnte aber nicht. Ein Eckenverhältnis von 11:4 zeigt, dass die Vaduzer Druck machten – gefährliche und damit auch verdiente Sieger waren schliesslich die Romands aus Nyon.
Die Westschweizer konnten bereits nach 14 Minuten in Führung gehen und sich in der Folge auf das Verteidigen des Vorsprungs konzentrieren. Nyon versuchte in der Folge sein Glück mit Kontern aus einer gesicherten Defensive heraus – ein Spiel, dass den Vaduzern nicht wirklich liegt. Dennoch: Kurz vor der Pause erhielten die Vaduzer zum Erstaunen der Zuschauer in Nyon einen Penalty zugesprochen. Ein günstiger Moment kurz vor der Pause, um auszugleichen, dachte sich wohl auch der «Torminator» Nick Proschwitz. Der sonst sichere Penaltyschütze zeigte allerdings Nerven. Sein Schieber in die rechte untere Torecke war zu schwach getreten. Nyons Keeper jubelte und avancierte dank dieses vereitelten Ausgleichs zum Matchwinner bei den Romands.
Das Auslassen dieser Möglichkeit war ein weiterer harter Schlag ins Gesicht eines bereits verunsicherten, am Boden liegenden Vaduz. Nervosität machte sich in der zweiten Halbzeit breit. Man durfte doch nicht schon wieder verlieren und dann noch gegen einen Aufsteiger. Die Summe vieler kleinerer Defizite machte in der Folge ein erfolgreiches Aufbäumen der Vaduzer zunichte: Da war zum Beispiel ein Kai Koitka, der immer so lange mit einem Abspiel wartete, bis sein Mitspieler von mehreren Gegenspielern umringt war. Oder ein Steil, der zwei Köpfe grösser als sein Gegner ist und sich dennoch in mehreren Kopfballduellen den Ball nehmen lässt.
Oder auch ein Burgmeier, der zwar rackerte und auch mal drei Gegenspieler stehen liess, den abschliessenden Pass zum Mitspieler aber doch nicht an den Mann brachte, sich fünf Minuten vor Schluss auch noch die Rote Karte einheimste und damit gegen Thun fehlen wird. Captain Stuckmann erklärte nach der Partie: «Das Pech klebt uns an den Schuhen. Wenns nicht läuft, läufts nicht. Das alle hilft aber nichts. Wir müssen gegen Thun eine Reaktion zeigen.» Weniger gesprächig gab sich Abwehrspieler Martin Rechsteiner. Trotz seiner individuell guten Leistung kam er zum gleichen Schluss wie Stuckmann.
Die beste Chance in der zweiten Halbzeit hatten im Übrigen die Romands. Mehdi Challendes, der Sohn von FCZ-Trainer Bernard Challendes, knallte in der 66. Minute einen Ball in Richtung Lattenkreuz. Jehle, der ebenfalls stark spielte und zum Beispiel in der 74. Minute gleich zweimal ausserhalb des Strafraums intervenieren musste, wäre bei diesem Schuss chancenlos gewesen. Latte und Pfosten des Torkreuzes verhinderten das 2:0.
Littbarskis Stuhl wackelt
Nach dieser weiteren Niederlage wackelt Trainer Littbarskis Stuhl gewaltig. Die Wahrscheinlichkeit einer Freistellung noch vor Ende der Saison wird immer realer. Noch können die Vaduzer bis Ende Saison 18 Punkte erkämpfen. In der jetzigen Rückrundenverfassung (neun Spiele – fünf Punkte) werden sich aber wohl mehr die hinter Vaduz klassierten Vereine über Punkte freuen. Eine beängstigende Situation, die nicht unterschätzt werden darf. Gut möglich, dass Trainer Littbarski bereits am Donnerstag gegen Thun nicht mehr an der Seitenlinie amten wird.
Die Bewertung
Starke Leistung: -
Gute Leistung: Jehle, Rechsteiner
Durchschnittliche Leistung: Stuckmann
Mässige Leistung: Steil, Proschwitz, Koitka, Bader, Sutter, Burgmeier, Cerrone
Kurzeinsatz: Akdemir, Büchel, Colocci
Stade Nyonnais – FC Vaduz 1:0 (1:0)
Centre sportiv de Colovray, 660 Zuschauer. Schiedsrichter: Patrick Winter, assistiert von Szabolcs Kaszas und Carmine Sangiovanni.
Nyonnais: Warpelin, Bolay, Levrand, Miéville, Challandes, Hysenaj (75. Luongo), Andreu, M. Germanier (81. D. Germanier), Lepape, Besseyre, Roux (46. Malfleury)
Vaduz: Jehle, Rechsteiner (86. Akdemir), Stuckmann, Steil, Stegmayer, Burgmeier, Bader, Sutter (78. Büchel), Cerrone, Koitka (75. Colocci), Proschwitz
Tor: 14. Besseyre 1:0
Bemerkungen: Nyonnais ohne Guedes (gesperrt), Cavaglia, Hyvernaud, Schneiter und Hauser (verletzt); Vaduz ohne Noll, Bellon, Löppert und Kempe (verletzt), Etemi und Rebronja (nicht im Aufgebot); Proschwitz scheitert in der 44. Minute per Elfmeter. Verwarnungen: 20. Roux, 28. Bader, 34. M. Germanier, 43. Levrand, 82. Steil. Rote Karte: 85. Burgmeier
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