FC Vaduz: Unter dem Gefrierpunkt
Kommentar von Rainer Ospelt (Sportzeit)
Als Aushängeschild eine Mannschaft, die auch nach vier Europa League-Partien und sieben Meisterschaftsrunden kein Gesicht erkennen lässt. Aber das war eigentlich zu erwarten, auch ein ehemaliger Weltmeister kann nicht 19 Neue in dieser Zeitspanne formen. Da genügt kein Casting, wo nur Deutsch, Länge und Leistungswille gefragt sind.
Die GV vom 10. September 2009 wird als peinlich-unrühmlich in die Annalen eingehen. Bei rekordverdächtigem Besuch (ca. 70 Teilnehmer), dank Aufruf der Gönnervereinigungen, wurden bei umstrittenen Themen keine klaren Abstimmungsergebnisse bekannt gegeben, beim Thema Neu-/Ergänzungswahlen keine klaren Antworten, bedenklich. Um den statua-risch vorgeschriebenen Dreier Vorstand zu komplettieren, musste ein vor-gängiger Berater aus Basel geholt werden, beschämend. Die Stimmung im Verein liegt definitiv unter dem Gefrierpunkt.
Breitseite gegen Litti durch Seger
Bei der Entlastung des Vorstandes ergriff Walter Seger als Sprecher der seit Wochen aktiven ‚Oppositionsgruppe’ das Wort, schlug unter anderem eine Breitseite gegen Litti und zitierte dabei Passagen aus meinem Kom-mentar vom 13. Juli, der exklusiv in sportzeit.li erschien. Der ehemalige Weltmeister reagierte mit Plattitüden: „die neue Mannschaft braucht Zeit…bin zuversichtlich…bin erfreut über Arbeit der Mannschaft… zusam-mengestellt, wie es der finanzielle Rahmen zuliess…sind noch in Anfangs-phase…“ Als ein FCV-Mitglied dies als „Floskeln“ bezeichnete, reagierte der Teamchef mit seiner zwischenzeitlich bekannten Arroganz: „Wie heissen Sie“? PS. Es war Michael Baum. Und die Entlastung erfolgte bei ca. 25 Ja (ca. ein Drittel der Anwesenden), genaues Ergebnis unbekannt.
Bezüglich Wahlen wollte/konnte die Oppositionsgruppe keine Kandidaten vorstellen, vorerst müssten die Verhandlungen SFV/LFV abgeschlossen, das Ergebnis bekannt sein. Über diese Strategie lässt sich streiten. Der LFV Präsident nahm erst nach direkter Aufforderung zu diesen Verhand-lungen Stellung, zeigte sich - wie schon in einem Radio-Interview zuver-sichtlich/überzeugt, dass rasch eine Lösung erzielt werde. Dem FCV warf er (zu Recht) vor, dass dieser während den Verhandlungen ungeschickt mit Zahlen in die Medien ging. Dass sich FIFA-Boss Blatter als Mediator ins Spiel brachte, erachtet der LFV-Präsident angeblich als unnötig, vom FCV liegt, wie gewohnt, keine offizielle Stellungnahme vor. Wie gehabt, die Koordination bzw. Kooperation zwischen LFV und FCV ist seit Jahrzehnten gestört.
Keine Struktur, kein System, keine Hierarchie erkennbar
Zurück ins Stadion. Der FCV weist nach dem ‚Kahlschlag’ zur Sommer-pause (u.a. haben Polverino, Gaspar und Rudan nachweislich wegen Litti den Verein verlassen) bei einem Torverhältnis von 6:7 nach sieben Run-den gerade mal neun Punkte auf. Zwei glückliche Heimsiege zum Start gegen unterirdische Gegner, zwei mehr als glückliche Unentschieden aus-wärts in Thun und Genf, dann die blamable Heimniederlage gegen Lau-sanne. Da waren die ‚Litti-raus’ Rufe nicht mehr zu überhören. Da ist keine Struktur, kein System, keine Hierarchie erkennbar. Ein Teamchef, der dank dieser Funktion ein doppeltes Gehalt kassiert (400'000 ?), aber hilflos überfordert und gemäss Peters-Prinzip inkompetent wirkt, was sich auch in seiner Körpersprache an der Seitenlinie und im Umgang mit dem Gegner manifestiert. An der GV wurde denn auch gefragt: Hat der überhaupt einen Chef (der ihn mal zurecht weist)? Wenn die Öffent-lichkeit wüsste, welche Summen für die sieben Neuen in der Winterpause und die acht im Sommer ‚Aussortierten’ bezahlt wurden, da würde die Volksseele wohl noch mehr kochen.
Der Teamchef hat wieder eine kleine Verschnaufpause, bis innert fünf Tagen die zwei Heimspiele gegen Kriens (mit Jacobacci) und Winterthur (mit Iten und Antic) anstehen. Doch ich zweifle an einer Besserung. Das Straftraining nach der Lausanne-Pleite und die Causa Fischer lassen grüssen. Die deutsche Welle scheint uns an die Wand zu spülen. Nach dem Abstieg hat die nachhaltige Analyse gefehlt und jetzt fehlt die Einsicht und Entschlossenheit. Bezeichnenderweise/-tragischerweise gibt es jetzt so genannte Fans, die sich Niederlagen herbeiwünschen, um ‚das Problem’ frühzeitig zu lösen. Tragisch, aber nicht unberechtigt. Es wird die nächste, absehbare Phase folgen, denn die Spieler beginnen nun zu zwitschern, es bilden sich Allianzen und Gruppen, der Teamchef gerät unter totalen Druck und wird noch hilfloser. Und er sorgt weiterhin für mediale Ausrutscher. (<%LINK auto="true" href="http://www.sportzeit.li" class="more" text="www.sportzeit.li"%>)
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