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FC Vaduz: «Rigo national» hofft auf einen 19. Einsatz im Europacup

Der 44-jährige Rigobert Wolf tritt im September als Materialwart des FC Vaduz zurück. 18 Uefa-Cup-Teilnahmen hat der Vaduzer hautnah miterlebt. Eine lange Zeit mit den verücktesten Geschichten und vielen schönen Higlights aber auch bitteren Enttäuschungen.

Fussball. – Im zarten Alter von 7 Jahren lernen sich Rigobert Wolf und der FC Vaduz kennen. Als Junior schnürt sich der Vaduzer die Fussballschuhe und weiss damals noch nicht was für eine innige Beziehung er in seinem späteren Leben zum Fussballclub Vaduz aufbauen wird. 36 Jahre später sitzt «Rigo national» in Edinburghs Marriot-Hotel und plaudert von seinen Erinnungen. Seinen Spitznamen «Rigo national» erhielt er, als immer mehr auswärtige Spieler während der Professionalisierung des Vereins zum Team stossen. «Du bist bald noch der einzige Liechtensteiner hier und darfst nie aufhören», hiess es damals als er diesen Spitznamen erhielt. Seither hat sich einiges geändert. Unter Trainer Pierre Littbarski vergrösserte sich der Anteil der Liechtensteiner Spieler wieder und «Rigo national» konnte der Aufforderung des niemals aufhören nicht nachkommen. «Es ist Zeit. Ich habe soviel erlebt hier, aber ich freue mich auch auf das Leben nach dem Fussball. Ich werde endlich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen können und auch Hobbys, die bisher zurückgestellt werden mussten, kann ich jetzt bald pflegen», so Rigobert Wolf. Der dreifache Vater (drei Jungs im Alter von 3, 5 und 14 Jahren) tritt nach dem Spiel gegen den FC Winterthur als Materialwart mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück.

Europacup – immer speziell

Zu den Highlights in seiner Zeit beim FC Vaduz zählen nebst den Trainingslagern (unter anderem in Uruguay, Italien und der Türkei) die 18 Teilnahmen an Uefa-Cup-Spielen in 16 verschiedenen Ländern. Ein ganz spezielles Trainingslager für ihn war jenes in Italien, als er seinen Sohn Manuel mitnehmen durfte. Aber auch an Uruguay erinnert er sich zurück. «Der Zusammenhalt dort war extrem». Erinnerungen hat er auch an die Uefacupspiele. Die schönen Erlebnisse überwiegen beim positiv eingestellen Materialwart klar. Gefreut hat er sich, dass er ein zweites Mal nach Schottland durfte. «Ich bin ein Schottland-Fan und werde hierher garantiert privat nochmals reisen. Mir gefällt die Landschaft und nirgends auf der Welt hab ich bisher derart freundliche und zuvorkommende Leute gesehen». Zu seinen Lieblingen gehören auch die Teilnahmen in Schweden und Norwegen. Wolf wünscht sich deshalb auch, falls Vaduz gegen Falkirk weiterkommt, nochmals ein norwegisches Team zugelost zu bekommen. Natürlich gabs aber auch Erlebnisse und Spiele bei denen nicht alles passte. Wolf erinnert sich zurück an Odessa in der Ukraine. «Damals waren wir noch Amateure – die Teilnahme im Uefacup war mehr eine Art Ausflug. Die Ukraine gerade getrennt von Russland war erstmals dabei und das Leben dort beeindruckte», so Wolf. Nicht alles lief wie am Schnürchen. Die Russen verweigerten den Ukrainern Kerosin und so konnte der FC Vaduz nicht nach Hause fliegen. Baron von Falzfein, der damals mit dabei war und als Baron in jenen Gefilden extreme Anerkennung fand, konnte dank Kontakten die Abreise der Vaduzer dennoch in die Wege leiten. «Sonst hätten wir mit dem Schiff nach Istanbul fahren müssen, wo uns dann die Swissair nach Hause geholt hätte», erinnert sich Wolf zurück. Unvergesslich ist für ihn auch die Teilnahme in Helsingborg (Sd). Unvergesslich, weil dem damaligen Präsidenten Manfred Moser ein kleines Missgeschick passierte. Die Schweden schenkten dem FC Vaduz grosszügig Elchfleisch. Dieses ging nach der Heimreise nach Vaduz im Stadion dann aber vergessen. «Es hat auf einmal so komisch gerochen und da hab ich diese Kiste aufgemacht», lacht Wolf und weiter: «Präsident Moser hatte das damals einfach vergessen. Das schöne Fleisch». Etwas peinlich wurde es für Rigobert Wolf in Edingburgh vor wenigen Jahren. «Nachdem ich den schottischen Whiskey kennengelernt hatte, wollte ich in der Nacht auf die Toilette. Dabei hab ich die Tür verwechselt und mich selber aus dem Zimmer ausgeschlossen. Da ich nackt geschlafen habe, musste ich so durchs halbe Hotel und die Reception um Hilfe bitten», erinnert sich Wolf an dieses Erlebnis, dass er «Mr. Bean-Effekt» nennt, zurück. «Es wurde aber noch viel peinlicher. Just in dem Moment kam eine ganze Reisegruppe ins Hotel. Ich wusste nicht mehr wo ich überall etwas verdecken soll». An der Reception half man Wolf und den nackten Tatsachen dann mit einer Wolldecke aus der misslichen Lage.

Wie schreibt man «Adidas»

Weniger witzig findet Wolf jeweils das Auftreten einiger Uefa-Delegierten. «Da ist manchmal schon viel Arroganz dabei. Unvergesslich bleibt der Besuch eines Uefa-Delegierten aus Weissrussland als der FC Vaduz in Polen im Uefacup ran musste. «Adidas hatte damals ein neues Logo. Der Delegierte hat sich mit einem Bleistift das Logo von unseren Trainern abkopiert. Der glaubte wir hätten gefälschte Trainingsutensilien und wollte dies mit der Uefa abklären».
Von fast jedem der 18 Uefa-Cup-Teilnahmen weiss Rigobert Wolf Geschichten zu erzählen. Nicht alle sind aber für die Öffentlichkeit. «Als Materialwart muss man für die Spieler auch immer ein offenes Ohr haben. Materialwarte und Masseure wissen sehr viel von den Spielern. Wichtig ist, dass man dies auch für sich behält», so Wolf. Die Spieler kommen mit verschiedensten Sorgen. Meist gehts um Fussball, doch sei er auch schon um Geld angepumpt worden. Der 44-jährige erklärt, dass er bei seiner Zeit in Vaduz rund 500 Spieler und neun verschiedene Trainer kennengelernt hat. Von 25 Spielern, die später bei anderen Vereinen ihr Geld verdienten, erhielt er Trikots. Von jedem Gegner aus dem Uefacup hat er zudem einen Wimpel organisiert. «Das sind Erinnerungen. Ich schau den Wimpel oder das Trikot an und es kommen mir sofort viele schöne Erlebnisse in den Sinn». Negative Erlebnisse gibt es natürlich auch. «Die Barragespiele waren extrem hart. Ich sass nach der Niederlage mit Spielern auf der Bank und hab einfach nur geheult und Emotionen gezeigt», so Wolf. Weh getan hat auch immer wenn ein Liechtensteiner Spieler den Verein verliess. Zum Beispiel die Polverino-Brüder, die mit Herzblut beim Verein waren. Dieses Jahr kamen einige Liechtensteiner zurück, was umso schöner ist».

Hoffen auf ein Weiterkommen

«Rigo national» tippte gegen Falkirk auf ein 1:1 und hofft, dass es egal wie die Auswärtspartie ausgeht für eine weitere Runde reicht – seine wohl letzte grosse Reise mit dem FC Vaduz vor seinem definitiven Rücktritt Ende September. (kop)

 

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