«Würdigung, die längst überfällig war»
Herr Sele, der Gemeinderat hat bereits vor einigen Jahren beschlossen, dem grossen Visionär, Reformer, Publizisten und Politiker Wilhelm Beck ein Denkmal zu setzen. Gesagt, getan: Am 11. Dezember präsentiert die Gemeinde Triesenberg eine Gedenkschrift. Wieso zum jetzigen Zeitpunkt?
Hubert Sele: Dass sich sein Todestag in diesem Jahr zum 75. Mal jährt, ist eigentlich eher Zufall. Dass wir Wilhelm Beck ein längst überfälliges Denkmal setzen, hat weder mit seinem Geburtstag, Todestag noch mit dem Erlass der Verfassung von 1921 zu tun. Dass dies nicht früher geschehen ist, mag verschiedene Gründe gehabt haben. Nach seinem Tod im Jahr 1936 bzw. in den nachfolgenden Krisenjahren hat wohl niemand daran gedacht. Ausserdem hatte sich Beck nicht nur Freunde, sondern auch Feinde geschaffen, die nicht daran interessiert waren, ihm ein Denkmal zu setzen. Als dann in den Jahren 2002 und 2003 die Diskussionen rund um die Verfassung waren, fanden wir den Zeitpunkt, Beck ein Denkmal zu setzen, wiederum nicht richtig. Denn wir wollten nicht, dass Wilhelm Beck als einer der Väter der Verfassung von 1921 einzig auf dieses Thema reduziert wird. Im Jahr 2008 kam das Thema Wilhelm Beck dann wieder im Zusammenhang mit dem Neubau des Hauses St. Theodul bzw. der Gemeindeverwaltung auf den Tisch, als über die künstlerische Gestaltung gesprochen wurde. Es wurde überlegt, wie ihm endlich ein würdiges und das ihm zustehende Denkmal gesetzt werden kann. Schnell waren wir uns einig, dass dies nicht in Form einer Büste oder Skulptur geschehen soll, sondern das Fenster in diese spannende Vergangenheit und seine Wirkungszeit am besten mit einer Gedenkschrift geöffnet werden kann.
Er wollte verändern und hat verändert. Wilhelm Beck war für seinen Kampfgeist und seine Visionen bekannt, hat sich damit aber – wie Sie bereits erwähnt haben – nicht nur Freunde gemacht. Welchen Rückhalt hatte Beck in Triesenberg, seiner Heimatgemeinde?
Sicher hatte er auch in seiner Heimatgemeinde Gegner. Aus den Recherchen und Erzählungen wissen wir aber, dass er grundsätzlich einen sehr grossen Rückhalt genossen hat. Er war einer von ihnen, ist in denselben einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Wilhelm Beck hatte ein offenes Ohr für die «kleinen» Leute, er stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite und hat auch die Ortsvereine sehr unterstützt. Die Harmoniemusik Triesenberg trägt bspw. heute noch die Fahne, die von Beck gespendet wurde. Welchen Rückhalt Beck in Triesenberg genoss, zeigte sich auch nach seinem Tod. Es wurde von einem noch nie dagewesenen Leichenzug am Tag seiner Beerdigung gesprochen.
Beck hat in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit geleistet – sowohl in gesetzgeberischer wie auch politischer Hinsicht. Welche seiner Leistungen stufen Sie als höchste bzw. Wichtigste ein?
Sein Einsatz für eine demokratischere Verfassung. Aber auch sein Einsatz zur Loslösung von Österreich und der Angliederung an die Schweiz über den Zollvertrag. Ausserdem hat er das Personen- und Gesellschaftsrecht geschrieben, auf welchem unser heutiger Wohlstand basiert. Dr. Beck soll übrigens bereits damals vorausgesagt haben, dass das Modell des Treuhandwesens in dieser Form seine Schwächen hat und sich eines Tages Probleme abzeichnen werden. Ich habe darüber sehr gestaunt – denn er hatte, wie wir heute wissen, offensichtlich recht.
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